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Verspätungen und Zugausfälle Warum beim ersten Schnee auf den Schienen oft Chaos ausbricht

«Ich komme wohl zu spät» – viele rechnen schon damit, wenn es das erste Mal schneit. Jeden Winter sorgt Schnee für Probleme bei der Bahn. Ein Bahnfachmann nennt einige Gründe dafür.

Darum fallen Züge bei Schnee aus: Schnee sorgt immer wieder für Chaos auf den Schienen. Zahlreiche Faktoren spielen zusammen. Bahnfachmann Walter von Andrian nennt als Hauptgründe Personalmangel, Weichen und Fahrleitungen. Unter der grossen Schneelast können beispielsweise auch Bäume umstürzen.

Schneebedeckte Eisenbahngleise mit Weichen.
Legende: Die Funktion der Weichen hängt von der reibungslosen Bewegung ihrer Zungen ab, die die Fahrtrichtung der Züge bestimmen. Keystone/Gaetan Bally

Problem Personalmangel: Wenn mehr Schnee als angekündigt falle, sei bei der Bahn kaum mehr Personal vorhanden, das eingreifen könne, erklärt von Andrian. Er ist Chefredaktor und Verleger der «Schweizer Eisenbahn-Revue». Es seien beispielsweise zu wenig Personen da, die die Weichen und Perrons reinigen.

Problem Weichen: Die wichtigen Weichen sind meistens mit Elektro- oder Gasheizungen versehen. Wenn die Weichenheizungen versagen oder nicht genügend leistungsfähig sind, müssen sie manuell gereinigt werden. Schienen dagegen müssen nicht beheizt werden, da sie sich kaum bewegen. Schnee auf den Schienen wird von den Bahnräumern der Züge weggeschoben oder durch das Gewicht der Züge zusammengedrückt. Das Hauptproblem sind also die beweglichen Teile. Es sei selten, dass ganze Strecken vereist seien, so von Andrian.

Beheizte Weichen bei der SBB

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Im Durchschnitt sei jede zweite Weiche beheizt, sagt SBB-Sprecher Daniel Föhn – das sind rund 7000 bis 7500. Dies geschieht mit Gas oder elektrisch. Bei den elektrisch beheizten Weichen wird die benötigte Energie häufig direkt aus der Fahrleitung bezogen, um die Heizung zu speisen. Das System sei vollautomatisiert: Über Wetterstationen an jedem Bahnhof werden Schneefall und niedrige Temperaturen erkannt, was automatisch die Heizungen aktiviert.

Problem Fahrleitungen: Fahrleitungen können vereisen, wenn Schnee darauf liegt und sie nicht durch fliessenden Strom erwärmt werden. Das sei vor allem nachts der Fall, so der Bahnfachmann. «Wenn sich zwischen dem Stromabnehmer und dem Draht Eis befindet, ist die Stromaufnahme gestört. Das ist vor allem bei Strassenbahnen zum Beispiel ein Problem.»

Walter von Andrian

Bahnexperte

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Walter von Andrian ist ein Schweizer Bahnexperte. Er amtet zudem als Herausgeber und Chefredaktor der Fachzeitschrift «Schweizer Eisenbahn-Revue».

Unterschiede zwischen Gebirgsregionen und urbanen Gebieten: Gebirgsbahnen wie die Rhätische Bahn (RhB) oder die Matterhorn Gotthard Bahn sind besser auf Schnee vorbereitet. Sie haben mehr Erfahrung mit grossen Schneemengen und besser eingespielte Prozesse. In urbanen Gebieten hingegen führen grosse Schneemengen dagegen häufiger zu Problemen, da sie dort seltener auftreten.

Innovationen gegen Schnee auf Schienen: Die wichtigsten Hilfsmittel sind bereits im Einsatz: Weichenheizungen, leistungsfähige Schneepflüge und Schneeschleudern. «Viel mehr machen als den Schnee wegräumen, wenn er nicht von selber unter der Sonne wegschmilzt, kann man nicht.»

Tipps für Fahrgäste: Geduld, Flexibilität und Gelassenheit sind gefragt. Der Chefredaktor der «Schweizer Eisenbahn-Revue» rät: «Man weiss ja, dass es bei Schnee Probleme gibt.» Er empfiehlt, die Situation zu akzeptieren, wie sie ist. «Schnee bremst uns im wahrsten Sinne des Wortes aus», sagt Verkehrspsychologin Jacqueline Bächli-Biétry . Doch statt sich über die Unannehmlichkeiten zu ärgern, könne man auch die positive Seite des Schnees sehen – etwa die Freude an der Winterlandschaft oder den schönen Fotos.

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