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Wie anti-feministisch sind Gratis-Menstruationsartikel?
Aus Echo der Zeit vom 27.07.2021. Bild: Keystone
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Versuch nach Sommerferien 14 Stadtzürcher Schulen geben Tampons und Binden gratis ab

Die Stadt Zürich startet einen Versuch mit Menstruationsartikeln. Sie tritt damit eine Debatte um Feminismus los.

Schottland und Neuseeland machen es schon, die Kantone Genf und Waadt seit Kurzem auch: Sie stellen an Schulen Menstruationsartikel zur Verfügung. Damit soll zum einen das Portemonnaie der Schülerinnen geschont und zum anderen das Thema Menstruation enttabuisiert werden. Nun startet auch die Stadt Zürich einen solchen Versuch.

Kein reduzierter Mehrwertsteuersatz

Frauen hätten keine Wahl, die Periode komme einfach jeden Monat, argumentiert Nadia Huberson von der Stadtzürcher SP. Der Kauf von Tampons, Binden und Slipeinlagen belaste aber das Budget vieler Frauen und Familien. «Wir sprechen hier von der sogenannten Periodenarmut.»

In der Schweiz müssen Frauen immer noch 7.7 Prozent Mehrwertsteuer auf diese Artikel bezahlen. «Als wären es Luxusgüter», kritisiert sie. Zwar laufen derzeit Bemühungen, damit für Menstruationsartikel künftig der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 2.5 Prozent gilt. Trotzdem findet Huberson: Wenigstens für Schülerinnen müssten Tampons und Binden gratis sein.

Müssen die Rasierklingen der jungen Burschen in den Schulen auch mit Steuergeld finanziert werden?
Autor: Susanne Brunner SVP-Gemeinderätin

Sie reichte deshalb im Frühling einen Vorstoss im Stadtparlament ein: In den Toiletten der öffentlichen Schulen müssten kostenlose Menstruationsartikel aufliegen. Die SVP-Fraktion will den Vorstoss ablehnen. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, die Körperhygiene seiner Bürgerinnen zu finanzieren, sagt Susanne Brunner von der SVP.

SVP findet den Vorstoss «absurd»

«Wo hören wir da auf? Müssen die Rasierklingen und die Rasiercrème der jungen Burschen in den Schulen auch mit Steuergeld finanziert werden? Und die Inkontinenzartikel der älteren Bevölkerung?» Das sei ja absurd, sagt Brunner. Obwohl der Vorstoss im Stadtparlament noch gar nicht diskutiert wurde, hat das Schuldepartement schon reagiert.

Ab dem neuen Schuljahr gibt es an 14 Sekundarschulen versuchsweise gratis Tampons und Binden in den Damentoiletten. Regina Kesselring, Sprecherin des Schulamtes, sagt dazu: «Andernorts gibt es das ja bereits. Von dem her ist es einfach ein Zeichen der Zeit.»

Der Vorsteher des Schul- und Sportdepartements, Filippo Leutenegger, habe das unbürokratisch und möglichst schnell umsetzen wollen. «Darum kann das jetzt so ad hoc passieren nach den Sommerferien.»

«Grosse Erleichterung» für junge Frauen

Gemäss Kesselring geht es darum, den Schülerinnen zu zeigen, dass man sie unterstützt. «Früher musste man hinter vorgehaltener Hand herumfragen, ob jemand einem aushelfen kann. Das fällt weg. Und das finde ich eigentlich eine grosse Erleichterung, gerade in jungen Jahren.»

Eine Argumentation, die Brunner von der SVP nicht nachvollziehen kann. Sie findet sogar, Tampons vom Staat seien zutiefst antifeministisch. «Sie sagen den Mädchen in den Schulen: Ihr könnt euch nicht selber organisieren, nicht selber für euch denken. Euch muss alles hinterhergetragen werden. Und das ist natürlich ein fatales Signal.»

Es gibt auch erwachsene Frauen, die vergessen, eine Binde oder einen Tampon in der Tasche dabeizuhaben.
Autor: Nadia Huberson SP-Gemeinderätin

Huberson von der SP winkt ab. Es gehe nicht darum, Schülerinnen zu verhätscheln. «Wir wollen diese jungen Frauen am Anfang ein Stück weit unterstützen.» Mit der Zeit würden sie lernen, diese Verantwortung zu tragen. «Und mal ganz ehrlich: Es gibt auch erwachsene Frauen, die vergessen, eine Binde oder einen Tampon in der Tasche dabeizuhaben.»

Der Versuch mit den kostenlosen Menstruationsartikeln an 14 Stadtzürcher Schulen läuft bis Ende Jahr. Dann wird entschieden, ob die Gratisabgabe auf alle öffentlichen Schulen ausgeweitet wird. Schon weiter ist man übrigens in Schottland: Dort sind Tampons und Binden seit Neuestem nicht nur für Schülerinnen kostenlos, sondern für alle Frauen.

Echo der Zeit, 27.07.2021, 18:00 Uhr

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