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Hausarbeit: Wollen oder können Männer nicht?
Aus Echo der Zeit vom 04.11.2019.
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Verteilung Hausarbeit «Viele Väter wären gerne mehr zuhause, können aber nicht»

Zu den Kindern schauen, waschen, putzen oder kochen: Kinderbetreuung und Hausarbeit ist in der Schweiz nach wie vor oft Frauensache. Das zeigt eine neue Erhebung des Bundesamtes für Statistik. Bei fast 70 Prozent aller Paare mit Kindern ist es die Frau, die sich hauptsächlich um die Hausarbeit kümmert.

Vor fünf Jahren waren es noch 4 Prozent mehr, also 74 Prozent. Für Experte Markus Theunert ist der langsame Wandel vor allem auch systembedingt.

Markus Theunert

Markus Theunert

Gesamtleiter männer.ch

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Markus Theunert ist Leiter des Schweizerischen Instituts für Männer- und Geschlechterfragen. Der studierte Psychologe ist Autor mehrerer Bücher, zuletzt erschien von ihm «Jungs, wir schaffen das. Ein Kompass für Männer von heute.»

SRF News: Wieso geht es nur langsam vorwärts?

Markus Theunert: Es gibt unterschiedliche Betrachtungsebenen. Die familienpolitische und gleichstellungspolitische Ausrichtung der Schweiz leistet sich verschiedene Verkürzungen, man muss sich sogar fragen, ob die Rede von der Egalität, die da gern gepflegt wird, tatsächlich auch so gemeint ist.

Es gibt auch Untersuchungen, bei welchen die Unzufriedenheit der Männer sehr hoch ist.

Eigentlich wüsste man, was zu tun wäre: Es braucht bezahlbare Kinderbetreuungsstrukturen, es braucht ein System der Individualbesteuerung und es braucht einen guten Vaterschaftsurlaub.

Die Schweiz tut sich mit allen drei Massnahmen sehr schwer, obwohl das politische Personal sich sehr darum bemüht.

Wie ernst ist es den jungen Männern? In der Befragung zeigt sich, dass 70 Prozent der Männer zufrieden sind mit der Aufteilung der Haus- und Betreuungsarbeit ...

Es zeigt sich aber auch, dass sehr viele Männer einen Leidensdruck formulieren, insbesondere was die Frage des alltagsnahen-väterlichen Bezugs angeht. Das ist ein grosser Wunsch, den die heutige Vätergeneration nicht mit ihrer Elterngeneration teilt. Damals war es normal, dass die Väter in Erwerbsarbeit sind. Für die heutige Vätergeneration ist es nach wie vor normal, dass sie diese «Ernährerrolle» haben.

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Aus dem Archiv: Väter am Limit
Aus Rundschau vom 05.10.2016.
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Gleichzeitig aber wollen sie involvierte Väter sein, können dies aber nicht und fühlen sich so gehindert und sind unglücklich. Dies als Folge der hohen Verfügbarkeitanforderungen an die Adresse der Männer. Hier haben wir viel Widersprüchliches, was noch nicht aufgelöst ist. Den Männern fehlt ein faires Angebot, welches sie in Anspruch nehmen können.

Vielleicht wollen die Männer auch nicht?

Es gibt auch Untersuchungen, die das Gegenteil zeigen, bei welchen die Unzufriedenheit der Männer sehr hoch ist. Auf Leitbilder-Ebene haben wir viele hehre Worte, dass man Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich mache und es dem Arbeitgeber wichtig sei, dass Männer ihr Vater-Sein ausleben können. Wie aber der persönliche Vorgesetzte in Wirklichkeit damit umgeht, steht auf einer ganz anderen Karte.

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Aus dem Archiv: Markus Theunert zur modernen Männer-Rolle
Aus Rundschau vom 05.10.2016.
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Schlussendlich ist es die Akzeptanz der direkten gleichgeschlechtlichen Vorgesetzten und der gleichgeschlechtlichen Team-Kollegen, die letztlich entscheidet, ob Männer sich getrauen, eine Teilzeitarbeit zu übernehmen. Lediglich an den vermeintlichen Unwillen der Väter zu appellieren, greift zu kurz.

Auch für Frauen ist es nicht einfach, auf eine Teilzeit-Anstellung zu pochen. Dennoch sind es aber viel mehr Frauen, welche Teilzeit arbeiten …

Teilzeitarbeit von Frauen ist sehr verbreitet, das ist der Normalfall. Es sind relativ wenige Frauen, die Vollzeiterwerbstätig sind. Die Problematik ist dort, dass trotz Teilzeit-Arbeit eine entsprechende Karriere möglich bleibt. Rein von der Akzeptanz her machen wir aber andere Erfahrungen. Weibliche Teilzeitarbeit wird akzeptiert, auch wenn Frauen den Preis zahlen müssen. dass sie, wenn es um den nächsten Karriereschritt geht, wegen ihrer Teilzeitarbeit nicht unbedingt zuerst befördert werden.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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