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Vier Prozent Rückgang 2023 Gletscher in der Schweiz schmelzen schneller als erwartet

  • Die Gletscher sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, wie ein Bericht der Schweizerischen Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften zeigt.
  • Dieses Jahr hat das Gletschervolumen in der Schweiz demnach um vier Prozent abgenommen, was der zweitstärkste Rückgang seit Messbeginn ist.
  • Der massive Eisverlust ist laut Bericht auf den schneearmen Winter und hohe Temperaturen im Sommer zurückzuführen.

Mit jedem Jahr nimmt in der Schweiz das Gletschervolumen ab – und dies schneller als erwartet: Verloren die Gletscher letztes Jahr in der Schweiz 6 Prozent an Volumen, so sind es dieses Jahr 4 Prozent. Das ist der zweitstärkste Rückgang seit Messbeginn.

Insgesamt verschwanden in nur zwei Jahren zehn Prozent des Eisvolumens der Schweizer Gletscher, wie die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz berichtet.

Schweizer Gletscher werden regelmässig beobachtet

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Unter dem Gletschereis des Aletschgletschers bildet Schmelzwasser und Luftströmungen eindrückliche Hohlräume.
Legende: Unter dem Gletschereis des Aletschgletschers bilden Schmelzwasser und Luftströmungen eindrückliche Hohlräume. M. Huss

Das Schweizer Gletschermessnetz (Glamos) dokumentiert und beobachtet die langfristigen Gletscherveränderungen in den Schweizer Alpen. Glamos wird durch die ETH Zürich sowie die Universitäten Freiburg und Zürich betrieben und steht in engem Kontakt zur Expertenkommission für Kryosphärenmessnetze (EKK).

So ging in nur zwei Jahren so viel Eis verloren wie zuletzt zwischen 1960 und 1990. Die beiden Extremjahre in Folge führen zum Zerfall der Gletscherzungen und dem Verschwinden von vielen kleinen Gletschern. So mussten etwa die Messungen beim St. Annafirn im Kanton Uri eingestellt werden.

Der Grund für den massiven Eisverlust laut Bericht: der sehr schneearme Winter und die hohen Temperaturen im Sommer. Die Gletscherschmelze betraf dabei die ganze Schweiz. Im Süden und Osten der Schweiz schmolzen die Gletscher fast gleich stark wie im Rekordjahr 2022.

Das sagt SRF-Wissenschftsredaktor Christian von Burg:

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Aletschgletscher.
Legende: Keystone/Peter Schneider

Der Trend ist klar: Das Gletschereis schmilzt immer schneller. Viele kleinere Gletscher werden bald schon verschwinden. Wie schnell es tatsächlich geht, hängt davon ab, wie weit wir es schaffen, den CO₂-Ausstoss zu reduzieren. Gelingt es, das 1.5-Grad-Ziel einzuhalten, so sollten von den heute 1400 Schweizer Gletschern in knapp 80 Jahren noch etwa 250 in Reststücken vorhanden sein.

Allerdings ist die Welt mit den derzeitigen Klimaversprechen der Staaten auf Kurs in Richtung plus 3 Grad bis Ende Jahrhundert. Nur wenn es also möglich würde, das Steuer noch herumzureissen, dürfte ein Kind, das heute zur Welt kommt, seinem Enkelkind in 80 Jahren in der Schweiz noch zeigen können, was ein Gletscher ist.

Im südlichen Wallis und im Engadin wurde auf über 3200 Metern – also in einer Höhe, in der Gletscher bis vor kurzem noch im Gleichgewicht waren – wiederum eine Eisschmelze von mehreren Metern gemessen. Der mittlere Eisdickeverlust beträgt dort bis zu drei Meter, wie beispielsweise beim Griesgletscher im Kanton Wallis. Dieser liegt deutlich über den Werten des Hitzesommers 2003.

Der Tschierva Glacier, links im Jahre 1930 und rechts viel kleiner im Jahre 2022.
Legende: Der Tschiervagletscher (GR) ist in den letzten 90 Jahren stark zurückgegangen, wie die zwei Bilder im Jahre 1930 (links) und 2022 (rechts) zeigen. swisstopo/ Glaciology ETH Zürich

Etwas weniger dramatisch ist die Situation zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis – beispielsweise beim Grossen Aletschgletscher (VS), da dort im Winter nicht ganz so wenig Schnee lag. Dennoch ist der Verlust mit über zwei Metern an mittlerer Eisdicke sehr hoch.

Deutlich weniger Schnee im Winter

Im Winter 2022/2023 fiel beidseits der Alpen kaum Niederschlag und es war sehr warm. In der Folge lag an allen Stationen deutlich weniger Schnee als üblich. Oberhalb von 1000 Metern stechen die Bedingungen im Februar und Anfang März heraus: In der ersten Februarhälfte waren die gemessenen Schneehöhen meistens noch etwas höher als in den schneearmen Wintern 1964, 1990 oder 2007.

Ein Loch im Griesgletscher.
Legende: Der Zerfall des Griesgletschers (VS) schreitet schnell voran: Entdeckte man im Jahre 2022 (links) einen kleinen Ausschnitt des Felsens, ist an derselben Stelle im Jahre 2023 (rechts) schon eine Felsinsel entstanden. A. Linsbauer / D. Farinotti

In der zweiten Februarhälfte sanken die Schneehöhen auf neue Minimalrekorde und betrugen nur rund 30 Prozent des langjährigen Mittels. Auch oberhalb von 2000 Metern wurde bei mehr als der Hälfte der automatischen Stationen so wenig Schnee wie noch nie seit 25 Jahren gemessen.

Im Frühling normalisierte sich die Situation zwar vorübergehend. Doch der trockene und sehr warme Juni führte dazu, dass der Schnee zwei bis vier Wochen früher schmolz als üblich. Der drittwärmste Sommer seit Messbeginn und eine zeitweise rekordhohe Nullgradgrenze bis in den September waren dafür verantwortlich, dass vereinzelte Sommerschneefälle meist rasch schmolzen und die Gletscher kaum schützten.

SRF 4 News, 28.09.2023, 9 Uhr ; 

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