1100 Wohnungen für 3000 Menschen sollen in den nächsten Jahren auf dem Berner Vierer- und Mittfeld entstehen. Deswegen hat die Stadt Bern auch auf den Arealen der dazugehörigen Familiengärten Bodenproben entnommen.
«Die Analyse zeigt deutlich erhöhte Werte für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)», heisst es in einem Schreiben der Stadt an die Menschen, welche die Gärten nutzen. PAK sind Bestandteile von Kohle und Erdöl.
Kleinkinder dürfen nur noch an 50 Tagen in Schrebergärten
Das Kantonale Amt für Landwirtschaft und Natur hat nun verfügt, dass sich Kinder unter sechs Jahren an höchstens 50 Tagen in den Schrebergärten beim Viererfeld aufhalten dürfen.
«Die erhöhten PAK-Werte können für Kleinkinder eine Gefährdung darstellen, wenn sie Erde regelmässig verschlucken», schreibt die Stadt weiter. Das Infoblatt liegt dem SRF-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vor.
Die erhöhten Werte können für Kleinkinder eine Gefährdung darstellen.
Auf Nachfrage, wieso die Grenze genau bei 50 Tagen gelegt wurde und nicht etwa bei 51, meint Christoph Schärer, Leiter Stadtgrün Bern: «Das ist keine genaue Wissenschaft. Man ist lieber vorsichtig und gibt eine gewisse Grössenordnung an».
Verunreinigung durch Landesausstellung
Warum ist der Boden verseucht? Die Behörden gehen davon aus, dass Asphaltierungen der Landesausstellung von 1914 den Boden verunreinigt haben.
Bei der Landesausstellung im Jahre 1914 wurde auf dem Gelände eine regelrechte Expo-Stadt aufgebaut – dementsprechend wurde viel Teer verbaut, wie Archivbilder zeigen.
Die Landesausstellung 1914 in Bern
Bereits 2022 beim Bau der Containersiedlung für Geflüchtete aus der Ukraine wurde klar, dass der Boden im Gebiet Viererfeld belastet ist. 2019 berichtete auch die Zeitung «Der Bund», dass der Oberboden des Viererfelds mittelstark bis stark mit Schadstoffen belastet sei.
Dies sei aber nicht besorgniserregend, hiess es damals seitens Kanton. Damals vermuteten die Behörden, dass die erhöhten Werte aus Russpartikel von Kohleheizungen oder von der nahen Autobahn stammten. Zu vermuten sei weiter, dass die Belastungen in den Familiengärten durch Dünger wie Asche zusätzlich erhöht worden seien.
Hätte man die Familiengärten deshalb nicht früher analysieren müssen? Nein, findet Christoph Schärer, Leiter von Stadtgrün Bern gegenüber SRF. Man habe andere Gärten in der Umgebung untersucht: «Aber die Werte, die dort festgestellt wurden, waren deutlich unter der Schwelle, um Massnahmen zu ergreifen.»
Leute sollen Rüebli schälen
Für Erwachsene besteht in den Schrebergärten laut Stadt keine Gefahr. Selbst produziertes Obst und Gemüse dürfe weiter gegessen werden, heisst es weiter. Die Behörden empfehlen jedoch, Wurzelgemüse wie Karotten oder Sellerie vor dem Essen zu schälen.
So oder so: Die Stadt Bern baut das Viererfeld in den nächsten Jahren um, auch die Fläche der Schrebergärten wird neu gestaltet.
In diesem Zug werde der belastete Boden auf dem gesamten Areal abgetragen. «Wir werden die belasteten Böden alle entsorgen. Die Kosten dafür sind bereits eingerechnet», sagt Christoph Schärer. Die belasteten Böden hätten keine Auswirkungen auf den Zeitplan der Bauarbeiten, es gebe keine Verzögerungen und auch keine Mehrkosten.
Die mit neuem Boden belegten Parzellen der Familiengärten können 2027 bezogen werden.