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Von Emil Steinberger gegründet Droht dem Kleintheater Luzern das Aus?

Die Liegenschaft, in welcher das Kleintheater eingemietet ist, wird abgerissen. Die Zukunft des Theaters ist offen.

James-Bond-Bösewicht Gert Fröbe, Schauspielerin Senta Berger, Mani Matter, Ursus und Nadeschkin, Frölein da Capo, Franz Hohler und Hazel Brugger. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie standen einst auf der Bühne des Kleintheaters Luzern.

Das Kleintheater ist eine Kulturinstitution, 1967 von Emil und Maya Steinberger gegründet. Bis heute ist das Kleintheater wichtig für die Kleinkunstszene in der Deutschschweiz – vergleichbar mit dem Theater Hechtplatz in Zürich oder dem Theater Fauteuil in Basel. Jetzt aber ist seine Zukunft ungewiss.

Aus Kostengründen ist kein Theater mehr vorgesehen.
Autor: Reto Tarreghetta Geschäftsführer Luzerner Pensionskasse

Im Jahr 2027 könnte das Luzerner Kleintheater am gewohnten Standort – am Bundesplatz 14, mitten in der Stadt – verschwinden. So hat es die Eigentümerin der Liegenschaft, die Luzerner Pensionskasse LUPK, vorgesehen. Der Grund: Die Liegenschaft sei mit Schadstoffen belastet, das Haus müsse daher rückgebaut werden. Und im Neubau sei kein Theater mehr eingeplant.

Kleintheater-Gründer Emil Steinberger schockiert

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Porträt Emil Steinberger
Legende: Keystone/Christian Beutler

«Es ist schrecklich. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren könnte», so beschreibt Emil Steinberger seine Gefühle beim Gedanken, dass das Fortbestehen des Kleintheaters nun plötzlich auf wackligen Beinen steht.

«Es war mir damals wichtig, dass Kunstschaffende nicht nur in Zürich, Basel oder Bern Auftrittsmöglichkeiten haben. Ich wollte das auch in Luzern bieten», sagt Emil Steinberger. Er sei überzeugt, dass es das Kleintheater Luzern genau aus diesem Grund weiterhin braucht.

Er habe das Kleintheater mit 30 Jahren gegründet und sei dem Haus in Luzern bis heute verbunden. Das ist eine lange Zeit, denn heute ist Emil Steinberger 91 Jahre alt.

«Luzern ohne Kleintheater würde ich nicht ertragen», sagt Emil Steinberger. «Es muss eine Lösung gefunden werden.»

«Aus Kostengründen ist kein Theater mehr vorgesehen», sagt dazu Reto Tarreghetta, Geschäftsführer der LUPK. «Der Hauptauftrag der LUPK ist, die Renten zu sichern. Es muss auf den Immobilien eine marktgerechte Rendite erzielt werden.»

Beinahe 60 Jahre Kultur

Mit anderen Worten. Die rund 60'000 Franken, welches das Luzerner Kleintheater an Miete an die LUPK zahlt, reichen nicht mehr aus. Die Mietkosten im Neubau würden deutlich höher. Dazu kämen Investitionen, die das Theater für eine neue Bühne selber tätigen müsste.

«Im ersten Moment waren wir sehr überrascht bis hin zu schockiert. Mit einer solchen Information hatten wir überhaupt nicht gerechnet», sagt Fabienne Mathis. Sie leitet das Kleintheater zusammen mit Janine Bürkli.

Ein Standort ausserhalb der Stadt ist für uns keine Option.
Autor: Fabienne Mathis Co-Leiterin Kleintheater Luzern

Wie also weiter? Das sei aktuell offen, sagt Peter Bucher, der Co-Präsident des Stiftungsrats des Theaters. Sämtliche Optionen für einen Fortbestand des Kleintheaters Luzern würden geprüft. «Wir bedauern, dass die langfristige Zukunft des Theaterbetriebs nach 60-jährigem Mietverhältnis an diesem Standort infrage gestellt wird», sagt Bucher.

Die Geschichte des Kleintheaters

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Das Kleintheater Luzern wurde 1967 von Emil und Maya Steinberger aus Privatinitiative gegründet. Emil war bis 1976 auch der erste Intendant des Hauses. Gegründet wurde es, um freischaffenden Bühnenkünstlerinnen und -künstlern Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen. Es ist eines der ältesten Kleintheater der Schweiz. 

Das Kleintheater präsentiert pro Saison zirka 160 Vorstellungen – 80 verschiedene Produktionen.

In den ersten Jahren erhielt das Kleintheater keinerlei Unterstützung der öffentlichen Hand. Wenn die Mittel knapp wurden, trat Emil ohne Gage auf. Die Gründung der Stiftung Kleintheater sowie ein Club aus privaten Gönnern und Gönnerinnen trug ab 1978 zur existentiellen Sicherung des Betriebs bei. 

Quelle: Kleintheater Luzern

Für Fabienne Mathis ist klar: «Unser Haus ist stark im Quartier und in der Stadt Luzern verwurzelt. Ein Standort ausserhalb der Stadt ist für uns keine Option.»

Das Ziel müsse nun sein, der Vermieterin LUPK aufzuzeigen, wo überall und wie stark das Kleintheater verankert sei – und dass diese Verbundenheit eng mit dem Standort am Bundesplatz zusammenhänge.

Finanzielle Bedingungen sind hoch

Die Gespräche zwischen LUPK und Kleintheater laufen. Allerdings sind die Bedingungen für die LUPK klar und für das Kleintheater eine grosse – möglicherweise zu grosse Herausforderung: «Wenn das Kleintheater nachhaltig die höheren Mietzinsen und die Investitionen finanzieren, und das Betreiberrisiko auf die nächsten 20 bis 30 Jahre absichern kann, dann sind wir bereit, unseren Standpunkt zu überprüfen», sagt Reto Tarreghetta.

Es sind keine guten Nachrichten für das Kleintheater und es bringt Unruhe in den Betrieb. Fabienne Mathis gibt sich trotzdem kämpferisch. «Wir hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.» Ansonsten würde das 60-Jahr-Jubiläum des Kleintheaters Luzern mit dem Rauswurf an der gewohnten Adresse zusammenfallen.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17.1.2024, 12:03 Uhr ; 

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