Vor 650 Jahren fiel eine Söldner-Truppe namens Gugler von Frankreich her ins Schweizer Mittelland ein. Die Krieger und Kämpfer kamen über den Jura und wüteten zwischen Limmat und Neuenburgersee. In dieser Zeit sind zahlreiche Ortschaften von der Landkarte verschwunden. Was alles auf die Rechnung der Gugler geht, ist allerdings umstritten.
Unbeschäftigte Söldner in die Schweiz geführt
Die Söldner aus Frankreich kamen nicht zufällig in die Schweiz. Es war die Zeit des Hundertjährigen Krieges. In diesem Krieg gab es immer wieder Waffenstillstände. Und in jenen ruhigeren Zeiten sollten die Söldner nicht auf die Idee kommen, sich gegen den König aufzulehnen. «So hat der König sie beschäftigt», erklärt Paul Bühler, Theologe und Hobby-Historiker aus Biberist SO, der sich intensiv mit der Gugler-Geschichte befasst hat.
Der Französische Graf Ingelram de Coucy (1339-1397) führte die Söldner damals an. Er wollte sich mit ihrer Hilfe gewaltsam das Erbe holen, das seine Mutter nie erhalten hatte.
Seine Mutter Katharina von Habsburg hätte nämlich mehrere Städte wie Aarau, Lenzburg, Bremgarten (heute AG), Sursee und Willisau (heute LU) erben sollen. Sie hat diese aber wegen eines Erbstreits nie erhalten.
Gugler verbreiten Angst und Schrecken
Im Dezember 1375 zogen die «arbeitslosen» Söldner folglich los, um zu holen, was in den Augen Ingelrams der Familie zustand. Dabei raubten sie, plünderten, brandschatzten. Wobei die Ortschaft Lenzburg von den Habsburgern selbst angezündet wurde, damit sie nicht den Guglern in die Hände fiel.
Rund einen Monat dauerte der gewalttätige «Spuk», dann zogen sich die Gugler wieder zurück nach Frankreich. Die Schweizer hatten ihnen in drei Angriffen den Garaus gemacht.
Graf Ingelram verliert
Die entscheidende Niederlage erlitten die Gugler an Weihnachten 1375 durch Entlebucher Truppen bei Buttisholz und in den nächsten Tagen durch Stadtberner bei Fraubrunnen und Seeländer und Freiburger bei Ins. Noch heute erinnert in Fraubrunnen ein Denkmal an jenes Ereignis.
Die Gugler waren vertrieben, doch der Schaden war angerichtet. Auf der Suche nach Nahrung und Wärme hatten die Söldner Dörfer ausgeraubt und Bauernhäuser angezündet, erzählt Hobby-Historiker Paul Bühler.
Die verschwundenen Ortschaften
In jener Zeit sind zahlreiche Ortschaften von der Landkarte verschwunden. Im Solothurnischen beispielsweise Kleinstädte wie Altreu und Fridau oder Dörfer wie Waldkirch und Bienken bei Oensingen, Wedelswil und Gutzwil bei Solothurn, Bützingen bei Lüsslingen oder Günnikofen bei Lüterkofen.
Doch haben wirklich die Gugler die Ortschaften ausgelöscht? Paul Bühler gibt zu bedenken: «Es war auch die Zeit, in der die Pest und wirtschaftliche Probleme zum Niedergang von Dörfern geführt haben.». Einige Dörfer könnten schon vor dem Einfall der Gugler aufgegeben worden sein.
Die Quellenlage 650 Jahre nach dem Überfall ist unklar. Schon nur, wie viele Söldner in die Schweiz einfielen, lässt sich nicht sagen. Waren es 40'000, 20'000 oder weniger?
Auch die Solothurner Kantonsarchäologie ist skeptisch. Sie schreibt über das verschwundene Städtchen Altreu: «Hier lässt sich eine Brandkatastrophe archäologisch nachweisen. Ob der Stadtbrand den Guglern anzulasten ist, bleibt offen.»
Gut möglich, dass also nicht alle verschwundenen Dörfer den Guglern zum Opfer gefallen sind. Gewütet haben sie aber gewiss, vor genau 650 Jahren.