Die Nacht über Bern ist sternenklar. Im weihnachtlich geschmückten Bellevue will Ständerätin Maya Graf Überzeugungsarbeit für eine grüne Bundesrätin Regula Rytz leisten. «Wir werden sicher noch mit einigen Kolleginnen und Kollegen sprechen», sagt Graf. Denn es wäre «wichtig und gut», hätte man künftig eine grüne Bundesrätin, fügt sie an, «weil die kommenden Herausforderungen alles von uns abverlangen».
Die Grüne Partei darf mit Stimmen der SP und Teilen der Grünliberalen rechnen. Für eine Wahl bräuchte sie jedoch zusätzliche Stimmen der Mitte. CVP-Präsident Gerhard Pfister allerdings will sich erst am Wahltag wieder äussern, weitere Mitglieder der Mitte-Fraktion gehen. Absprachen? Nein.
Hier ist sicherlich nicht der Ort für Geheimabsprachen.
«Hier ist sicherlich nicht der Ort für Geheimabsprachen», schmunzelt der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter. «Es war schon viel spannender, und man spürt natürlich, dass man eigentlich keine bestehenden Bundesräte abwählen will. Von daher verläuft dieser Abend völlig ruhig.»
Ein grünliberaler Sprengkandidat?
Die FDP zittert nicht um den Bundesrats-Sitz von Ignazio Cassis, den die Grünen angreifen. Gemunkelt wird aber, dass es eine Sprengkandidatur geben werde – Jürg Grossen, GLP-Präsident. Der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen ist kurz angebunden: «Dazu sage ich nichts.» Alles bleibe beim Alten, schiebt er nach.
Wenig erfreut über ein solches Störmanöver zeigt sich die Zürcher SP-Nationalrätin Min Li Marti: «Ich finde es ein bisschen ein staatspolitisches Armutszeugnis der Grünliberalen.» Eine solche Wahl wäre schlicht nicht zu begründen, sagt sie.
Zwar kann die GLP im Gegensatz zu den Grünen wohl die Stimmen der Mitte und Sympathiestimmen rechts der Mitte gewinnen. Doch nur so, dass sie die FDP-Bundesrats-Mitglieder nicht gefährden. Deshalb dürfte die Wahl so klar ausfallen wie die Nacht über Bern.