Maximilian Reimann sitzt an einem Tisch in seinem Wohnzimmer, vor ihm liegen mehrere Blätter mit Notizen. Der langjährige Nationalrat ist bestens vorbereitet auf das Interview. Reimann hört konzentriert zu und antwortet präzise.
Der 77-Jährige wirkt jünger als viele Gleichaltrige. Er sei auch noch nicht so alt, sagt er – und verweist auf das Beispiel Italien, wo der frühere italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano mit 81 ins höchste italienische Staatsamt gewählt worden ist «und bis 90 geblieben ist. Im Vergleich dazu bin ich direkt noch ein Jüngling.»
Das sahen viele in seiner Partei, der Aargauer SVP, freilich anders; es gab Kritik an seinem Alter. Maximilian Reimann zog die Konsequenzen und tritt deshalb mit einer eigenen Bewegung bei den Wahlen an – dem «Team65+».
Senioren sind untervertreten
Eine solche Bewegung sei nötig, findet Reimann: «Fast 25 Prozent der Wahlberechtigten sind älter als 65. Im Nationalrat sind aber nur fünf Prozent älter als 65 – und das ist doch eine massive Untervertretung.»
Dem widerspricht Thomas Milic, Politologe des Zentrums für Demokratie, grundsätzlich nicht. Es gebe aber auch Bevölkerungsgruppen, die noch viel weniger im Parlament in Bern vertreten seien. «Jene Gruppe, die am stärksten untervertreten ist, sind logischerweise die Jungen», so Milic.
Zieht das Kriterium Alter?
Per se sei das auch gar nicht so wichtig, da Alt und Jung sich politisch gar nicht so fest unterscheiden würden, sagt Milic. Er habe sich das Abstimmungsverhalten der Altersgruppen angeschaut. «Der Graben zwischen Alt und Jung ist gar nicht so tief, wie man immer wieder behauptet – es ist um einiges harmonischer, als man glaubt.»
Der Graben zwischen Alt und Jung gar nicht so tief, wie man immer wieder behauptet.
Damit ist fraglich, ob das Alter allein für eine Wahl reicht. Eine Bewegung oder Partei mit nur einem Thema hat es schwer, wie andere Beispiele in der Vergangenheit gezeigt haben. Ob das «Team65+» viele Wähler findet, sieht man im Herbst. Vielleicht schickt das Volk Maximilian Reimann nach 32 Jahren im Parlament in Bern dann auch in Pension.