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Wahlen 2019 Transmenschen wollen in die Politik

Die SP Aargau hat am Samstag in Baden ihre queer-feministische Liste «q*f!» für die Nationalratswahlen vorgestellt. Eine solche Liste habe es in der Schweiz noch nie gegeben, sagt die Partei. 15 Personen liessen sich nominieren: Frauen, Männer, Homosexuelle, Transmenschen.

Die queer-feministische Liste ersetzt die Frauen-Liste der SP Aargau. Hat sich der Kampf für Frauenanliegen also erledigt? Elena Flach, Co-Präsidentin der SP Frauen Aargau nimmt Stellung.

SRF: Der Ausdruck «queer» dürfte vielen Leuten noch nicht geläufig sein. Können Sie uns erklären, was damit gemeint ist?

Elena Flach: Es sind Menschen damit gemeint, die sich nicht zum hetero-normativen Spektrum zählen. Sprich: Transmenschen, non-binäre Menschen, Menschen ohne bestimmte Geschlechter-Zuschreibung, Frauen wie Männer, die sich als heterosexuell oder homosexuell äussern… also alles zusammen, deshalb heisst es queer.

«Queer» ist englisch. Das Wort bedeutet «von der Norm abweichend». Sind das schräge Menschen?

Früher wurde der Begriff so verwendet. Heutzutage versucht man, den Begriff wieder positiv umzubenennen. Wir leben in einer Zeit, wo das immer mehr möglich ist, weil sich immer mehr Menschen getrauen zu sagen, wer sie sind oder was sie sein möchten.

Eigentlich handelt es sich ja um die Liste der SP Frauen Aargau, die sich früher für Frauenanliegen einsetzte. Jetzt sind die Frauen gleichberechtigt auf der SP-Hauptliste vertreten. Heisst das, es wurde alles erreicht für die Frauen?

Für die Frauen sind noch lange nicht alle Anliegen erreicht. Aber das soll nicht ausschliessen, dass wir auch für andere Minderheiten kämpfen. Schlussendlich kämpfen wir um das Gleiche, um Gleichstellung. Und wir kämpfen alle zusammen gegen gewisse patriarchalische Strukturen, die Minderheiten unterdrücken oder dazu führen, dass gewisse Menschen weniger Rechte haben als andere. Das ist wie ein Post-Feminismus, dass wir jetzt auch Transmenschen, non-binäre Menschen und homosexuelle Menschen einbeziehen im Kampf gegen die vorherrschenden patriarchalen Strukturen.

Es handelt sich um eine Unterliste der SP. Chancen, gewählt zu werden, hat man auf solchen Listen in der Regel nicht.

Richtig, wir sind eine Partnerinnenliste. Die Chance, gewählt zu werden, ist kleiner als auf einer Hauptliste. Aber es geht uns um das Thema an sich. Wir wollen, dass in der Bevölkerung wieder mehr über Gleichstellung diskutiert wird. Gleichstellung jetzt im erweiterten Sinn gemeint, nicht nur zwischen Frauen und Männern. Es ist meines Erachtens der richtige Zeitpunkt dafür.

Das Gespräch führte Stefan Ulrich.

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