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Filippo Lombardi abgewählt «Ich habe den Ständeratssitz für einen Nationalratssitz geopfert»

Im Tessin endete der zweite Wahlgang um den Ständerat mit einem politischen Erdbeben: CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi wurde nach 20 Jahren abgewählt. Auch die FDP verlor ihren Sitz. Neue Tessiner Ständeräte sind Marco Chiesa von der SVP und Marina Carobbia von der SP. Filippo Lombardi unterlag am Schluss der SP-Frau lediglich um 45 Stimmen.

Filippo Lombardi

Tessiner CVP-Ständerat

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Filippo Lombardi wurde 1999 in den Ständerat gewählt. Im Amtsjahr 2012/2013 war der Tessiner Ständeratspräsident. Er ist Fraktionschef der CVP. Bei den Wahlen 2019 wurde er im zweiten Wahlgang abgewählt.

SRF News: Sie wurden knapp abgewählt. Das Ende ihrer langen Karriere?

Filippo Lombardi: Ob die Karriere beendet ist, werden wir noch sehen. Ich werde mir Überlegungen machen, ob ich in die Frühpensionierung gehe oder etwas anderes mache. Das wird sich zeigen. Das ist die Politik – jede Stimme zählt. Das erzählt man zwar bei jedem Wahlkampf, aber viele glauben es nicht. Und: Man muss natürlich den Volkswillen respektieren.

Für die politische Mitte des Kantons Tessin ist heute womöglich ein historischer Tag. Zum ersten Mal seit über hundert Jahren sind CVP und FDP nicht mehr im Ständerat vertreten, SVP und SP übernehmen. Was geschieht mit der Tessiner Stimme?

Wir haben immer versucht, gemeinsam in der Mitte zu politisieren, weil wir überzeugt davon waren, dass wir so bessere Ergebnisse für das Tessin erreichen können. Und das haben wir auch tatsächlich gemacht in diesen vielen Jahren – man kann die Erfolge auch aufzählen. Aber es gibt eine Polarisierung. Diese ist im Nationalrat nötig, im Ständerat weniger. Insbesondere im Tessin ist diese Polarisierung jetzt weniger gut als die frühere Situation. Aber: Man kann diese Polarisierung auch nicht schon im vornherein kritisieren, man wird sehen, welche Ergebnisse diese Formel bringen wird.

Bei den Nationalratswahlen vor ein paar Wochen hatten CVP und FDP zusammen 39 Prozent Stimmenanteil erreicht. Die Lega ist zusammen mit der SVP auf 30 Prozent gekommen, die SP auf 29. Wie ist es möglich, dass sich diese Anteile innert kurzer Zeit ins Gegenteil drehen?

Die zwei Pole rechts und links waren sehr motiviert nach den Resultaten der jeweiligen Kandidaten im ersten Wahlgang der Ständeratswahl. Auch ist eine Ständeratswahl nicht einfach eine «Mini-Nationalratswahl». Dahinter steckt eine andere Logik.

Nicht alle haben die Listenverbindung mit der FDP goutiert und es kann sein, dass sowohl Giovanni Merlini als auch ich wegen dieser Zusammenarbeit in der Mitte noch etwas mehr verloren haben.

Andererseits konnten ich und die CVP den zweiten Nationalratssitz dank der Listenverbindung mit der FDP retten. Nicht alle haben das goutiert, und es kann sein, dass sowohl Giovanni Merlini als auch ich wegen dieser Zusammenarbeit in der Mitte noch etwas mehr verloren haben.

Sie haben also bezahlt für diese Listenverbindung?

Ich habe den Nationalratssitz gerettet und dafür den Ständeratssitz geopfert.

Ich stelle mir vor, dass sie mit einem komplett anderen Gefühl in diesen Tag gestartet sind – Sie waren ja eigentlich der Favorit.

Nein. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es schwierig wird. Der Vorsprung im ersten Wahlgang war zu klein, um sicher zu sein. Vor vier Jahren hatte ich im ersten Wahlgang 7500 Stimmen Vorsprung auf den Drittplatzierten Lega-Vertreter.

Der Vorsprung im ersten Wahlgang war zu klein, um sicher zu sein.

Am Ende waren es damals 2000 Stimmen Vorsprung. Dass ich Favorit sei, war eine Aussage der Medien, meine Wahrnehmung war eine andere.

Wie geht es jetzt weiter mit Ihnen persönlich?

Ich werde mich nun, wie es sich gehört, bis am 2. Dezember als Ständerat einsetzen. Wir haben noch einige Sitzungen in der Kommission. Diese Aufgaben werde ich wahrnehmen, ich verschwinde nicht einfach. Danach werde ich Zeit haben, mir Gedanken zu machen über die Zukunft.

Aber die CVP verliert eine Schlüsselfigur in der Bundespolitik.

Das tut mir für die CVP natürlich sehr leid. Aber ich kann nicht für die CVP die Tessiner Wähler umstimmen, wenn sie etwas anderes wollen.

Das Gespräch führte Alexander Grass.

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