Sie gehörte im vergangenen März zu den Gewinnern der Parlamentswahlen im Kanton Zürich. Die Grüne Partei legte im Kantonsrat neun Sitze zu und kommt nun auf 22 Vertreter im 180-köpfigen Kantonsparlament. Nun will die Partei vom Schwung profitieren und im nächsten Herbst auch im nationalen Parlament zulegen. An ihrer Nominations-Versammlung gestern in Zürich präsentierten die Grünen nun offiziell ihre Nationalratsliste und machten Parteipräsidentin Marionna Schlatter zu ihrer Ständerats-Kandidatin.
Girod und Glättli im Abseits?
Geht man streng nach den Listenpositionen, ist Katharina Prelicz-Huber das Zugpferd der Grünen Partei. Die Präsidentin der Gewerkschaft VPOD wurde auf Position 1 gesetzt. Zweifelsfrei ist sie eine verdiente Parteipolitikerin, sie sass von 2008 bis 2011 im Nationalrat und politisiert jetzt im Zürcher Gemeinderat. Für die grossen Glanzresultate der Grünen vermochte sie indes nicht zu sorgen. 2011 wurde sie abgwählt, vier Jahre danach holte sie deutlich weniger Stimmen als die beiden jetzigen Nationalräte Bastien Girod und Balthasar Glättli. Zudem ist Prelicz-Huber hauptsächlich für ihre Sozialpolitik bekannt, und weniger für die gerade topaktuelle Umweltpolitik.
Trotzdem: Die meisten Mitglieder stellten sich an der Nominations-Versammlung gestern Abend hinter Prelicz-Huber auf Listenplatz 1. Und auch Parteipräsidentin Marionna Schlatter verteidigte diese Wahl. «Viele hatte den Wunsch, dass die Grüne Partei zeigt, dass sie auch ältere, profiliertere Politikerinnen hat. Und das ist die Seite von Katharina Prelicz-Huber.» Zudem wollen die Grünen mit Prelicz-Huber und Schlatter auf den ersten beiden Listenplätzen ein Zeichen setzen für die Frauen in der Politik.
Ziel der Zürcher Grünen ist es, ihre Sitze im Nationalrat auf vier zu verdoppeln. Dabei bindet die Partei ihre beiden bekanntesten Politiker auf nationaler Ebene zurück. Balthasar Glättli belegt auf der Nationalratsliste der Grünen Position 3, Bastien Girod Position 4. Somit könnte den beiden prominenten Politikern die Abwahl drohen. Ein Spiel mit dem Feuer? Nein, sagt Bastien Girod selbst. Aber: «Die Bisherigen sollen sich nicht einfach auf den vorderen Plätzen ausruhen können.»
Topmodel Tamy Glauser, die ebenfalls für die Grünen kandidiert, steht auf Platz 10 der Liste. Ihr werden nur geringe Wahlchancen attestiert, sie könnte aber durchaus für zusätzliche Stimmen sorgen.
Mehr als nur eine Lokomotive
Aufschwung für die Nationalratswahlen erhoffen sich die Grünen auch von ihrer Ständerats-Kandidatin. Parteipräsidentin Marionna Schlatter wurde gestern ohne Gegenstimme nominiert. Nur Lokomotive für den Nationalrats-Wahlkampf wolle sie nicht spielen: «Man muss selber eine Chance sehen, sonst braucht man nicht anzutreten», so Schlatter.
Bei den Ständeratswahlen sieht sich Schlatter harter Konkurrenz ausgesetzt. Neben den beiden Bisherigen Daniel Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP) wollen auch die SVP mit Nationalrat Roger Köppel, die Grünliberalen mit Nationalrätin Tiana Angelina Moser, die CVP mit Kantonalpräsidentin Nicole Barandun und die EVP mit Nationalrat Niklaus Gugger ins Stöckli.