Nicole Barandun ist seit mittlerweile acht Jahren an der Spitze der CVP des Kantons Zürich. Zudem präsidiert sie den Gewerbeverband der Stadt Zürich. Nun will Nicole Barandun einen Sitz im Ständerat erobern, allerdings werden der Stadtzürcherin nur Aussenseiterchancen attestiert. Die Konkurrenz mit den beiden bisherigen Ständeräte Daniel Jositsch/SP und Ruedi Noser/FDP, sowie den Kandidatinnen der aufkommenden Parteien der Grünliberalen (Tiana Moser) und Grünen (Marionna Schlatter) scheint zu gross.
SRF: Die Anzeichen sind deutlich: Gemäss den neusten Wahlprognosen verliert die CVP schweizweit 1.4 Prozent. Auch im Kanton Zürich zeigt der Trend nach unten. Nicole Barandun, was läuft schief bei ihrer Partei?
Nicole Barandun: Für die Mitteparteien ist es derzeit nicht einfach, sich zu positionieren. Die letzte Legislatur war geprägt von den Polparteien, von Schlagwörtern. Aber ich denke, dass die Leute nun genug davon haben. Sie sehnen sich nun nach Parteien, die eine Lösung präsentieren können und von einer sturen Position abrücken können. Das kann die CVP auf jeden Fall.
Vor acht Jahren haben Sie die CVP übernommen und auf einen bürgerlichen Kurs gebracht. Die Trendwende kam aber nicht. Ist es die falsche Richtung für den Kanton Zürich?
Ich glaube im Kanton Zürich haben wir stets eine sehr eigenständige CVP-Politik verfolgt, auch eine sehr liberal-soziale Politik. Damit konnten wir auch gewisse Erfolge verzeichnen: So konnten wir mit Silvia Steiner zum Beispiel einen verlorengegangenen Regierungsratssitz zurückerobern. Aber es ist schwierig, in diesem Umfeld den Erfolg aufrecht zu erhalten. Das ist richtig.
Stichwort Klimawandel: Das ist derzeit DAS Wahlkampfthema. Grüne und Grünliberale haben dadurch auch sehr viel Aufwind. Bei der CVP kommt dieses Thema im Wahlkampf eigentlich nicht vor.
Das ärgert mich immer wieder, wenn das gesagt wird. Die CVP ist die bürgerliche Partei, die sich schon seit langem für den Klimaschutz einsetzt. Ich möchte daran erinnern, dass die Energiestrategie 2050 von alt-CVP-Bundesrätin Doris Leuthard initiiert wurde. Wir wurden arg kritisiert, weil wir schon früh eine Änderung einleiten wollten, zum Beispiel beim Atomausstieg. Man vergisst gerne, dass - bevor der Klimaschutz in aller Munde war - die CVP schon etliche Themen in diesem Bereich bearbeitet hatte.
Was reizt Sie am Amt der Ständerätin?
Ich möchte ins Parlament, weil es dort grosses, gestalterisches Potenzial gibt. Wenn man dann vom Nationalrat spricht, ist es ein kleiner Schritt zum Ständerat. Im Nationalrat ist man durch die Kommissionsarbeit eher an ein spezifisches Thema gebunden und hat weniger Einfluss auf die Politik. Dies ist im Ständerat anders. Unter dem Aspekt, welche Politik im Ständerat gemacht wird und welchen Einfluss man hat, ist das Amt des Ständerats sicher das attraktivste.