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Kanton Zug: «Wir haben Super-Kandidatinnen»
Aus Rendez-vous vom 09.10.2019. Bild: SRF. Max Akermann
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Eine Männerbastion wackelt Schicken die Zuger erstmals eine Frau nach Bern?

Wer in den Nationalrat will, muss früh aufstehen. Am Bahnhof Cham verteilen FDP-Leute Gipfeli und Wahlprospekte an morgendliche Pendler. Mit dabei ist Karen Umbach, 58, gebürtige Waliserin, seit 20 Jahren wohnhaft im Kanton Zug. Die sprachgewandte Unternehmensberaterin ist das Gesicht des globalisierten Zug, des inzwischen reichsten Kantons der Schweiz.

Ich gehe davon aus, dass diesmal eine Frau gewählt wird.
Autor: Karen Umbach Kandidatin FDP/ZG

Politisch ist Zug allerdings eine besonders trutzige Männerbastion geblieben. Denn noch nie wurde eine Zuger Frau ins nationale Parlament gewählt. Für Umbach ist das schwer zu verstehen: «Ich kann es mir kaum erklären, weil wir gute Frauen aufgestellt haben. Vielleicht war die Zeit noch nicht reif?»

Für die kommenden Wahlen habe man aber super Kandidatinnen am Start: «Ich gehe davon aus, dass diesmal eine Frau gewählt wird.»

Karen Umbach
Legende: Bald 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts sind Frauen im nationalen Parlament noch immer in der Minderheit. Karen Umbach will das ändern. Sie kandidiert für die Zuger FDP als Nationalrätin. Keystone

Möglicherweise wird Umbach selber gewählt. Sie steht bei ihrer Partei auf dem ersten Listenplatz. Allerdings wackelt der freisinnige Zuger Nationalratssitz. Er könnte an die links-grüne Konkurrenz gehen, die dieses Jahr geeint auftritt – und ebenfalls mit Frauen als Spitzenkandidatinnen.

Konkurrentin von der Alternativen Liste

Vor dem Herti-Zentrum in Zug, dort, wo in der Stadt der gigantischen Immobilienpreise noch einigermassen zahlbare Wohnungen vermietet werden, werben die Frauen der Alternativen Liste – die Grünen um Stimmen.

Manuela Weichelt-Picard.
Legende: Auch Manuela Weichelt-Picard von der Alternativen Liste – die Grünen ist eine Spitzenkandidatin für den Gang nach Bern. Heute hat es gut 30 Prozent Frauen im Nationalrat und gerade mal 13 Prozent im Ständerat. Keystone

Das Echo sei ermutigend, sagt Nationalratskandidatin Manuela Weichelt-Picard. Bis im letzten Jahr war sie Mitglied der siebenköpfigen Kantonsregierung – als einzige Linke und einzige Frau. Der Frauenstreik im Juni und die aktuelle Klimadiskussion hätten viele Zuger und vor allem Zugerinnen mobilisiert.

Es braucht nun wirklich endlich eine Frau in Bern.
Autor: Manuela Weichelt-Picard Kandidatin Grüne/ZG

«Auf der Strasse höre ich sehr oft von vielen Frauen, aber auch von Männern, es braucht nun wirklich endlich eine Frau in Bern», so Weichelt-Picard. «Am 20. Oktober haben wir eine Klimawahl und eine Frauenwahl. Das ist für uns Klimafrauen eine grosse Chance.» Eine Ansicht, die auch Harry Ziegler, Chefredaktor der «Zuger Zeitung», teilt.

Parteien gaben Frauen schlechte Listenplätze

Es sei heute nicht mehr möglich, qualifizierte Frauen mit hinteren Listenplätzen abzuspeisen oder deren Wahl mit konzertierten Aktionen zu hintertreiben, stellt der fest. Das sei jahrzehntelang gängige Politpraxis gewesen. «Die Bürgerlichen, die mit vielen guten Frauen aufwarten können, haben sie einfach nicht nach vorne gelassen», sagt er. Auch die Linken hätten dies längere Zeit so praktiziert.

Zug hat sich vom armen Landkanton zur Glitzermetropole entwickelt, da hat die innere Entwicklung nicht ganz mitgehalten.
Autor: Harry Ziegler Chefredaktor «Zuger Zeitung»

Zug wirke heute weltoffen, gar mondän mit all den internationalen Holdinggesellschaften, den Galerien und Boutiquen in der Fussgängerzone, den teuren Neubauten am Stadtrand. Doch der äussere Schein und die innere Befindlichkeit klafften auseinander. «Zug hat sich vom armen Landkanton zur Glitzermetropole entwickelt, da hat die innere Entwicklung der Zugerinnen und Zuger vielleicht nicht ganz mitgehalten», stellt Ziegler fest.

Im Grunde sei Zug ein katholisch-konservatives Dorf geblieben; eines allerdings, das sich nun anschickt, neben vier bürgerlichen Männern auch eine Frau ins nationale Parlament zu wählen. Dies zwar mit 48 Jahren Verspätung, aber noch nicht ganz als letzter Stand: In Obwalden und Glarus, vielleicht auch in Appenzell-Innerrhoden, müssen die Frauen weiter warten.

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