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Wahlen 2023 Listenverbindung nützt vor allem der stärkeren Partei

Gemeinsame Listen mit grösseren Parteien wollen gut überlegt sein. Ideal sind Verbindungen unter gleich starken Partnerinnen.

Listenverbindungen können einer Partei zusätzliche Sitze bringen, die sie ohne eine Partnerschaft mit einer anderen Partei nicht erhalten hätte.

Die eigentliche Listen-Königin ist die GLP. Die Grünliberalen erobern seit Jahren Sitze, die sie dank geschickter Partnerschaften erreichen.

So funktionieren Listenverbindungen

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Wahlmaterial und Liste.
Legende: Keystone/Anthony Anex

In Kantonen mit mindestens zwei Nationalratssitzen können die Parteien Listenverbindungen eingehen. Das ist ein Zusammenschluss von zwei oder mehr Parteilisten. Die Parteien haben zwar immer noch eigene Wahllisten, bei der Sitzverteilung werden sie aber in einem ersten Schritt als eine einzige Wahlliste betrachtet. Erst in einem zweiten Schritt werden die Sitze innerhalb der einzelnen Parteilisten verteilt. Mit Listenverbindungen verlieren Parteien weniger Reststimmen, die für keinen eigenen Sitz reichen.

Die linken Parteien – die Grünen und die SP – verbinden sich meistens gleich flächendeckend, auch in diesem Wahljahr. Daran sei nichts falsch, sagt der Professor für Politikwissenschaften, Daniel Bochsler.

«Mathematisch kann man nachweisen, dass eine Listenverbindung immer Sinn ergibt. Wenn sie nichts bringt, so schadet sie auch nicht», so Bochsler.

Bis zu 24 Sitze liegen drin

Listenverbindungen sind im Nationalrat in allen Kantonen möglich, die mindestens zwei Sitze haben. Mit Listenverbindungen verlieren Parteien weniger Reststimmen, die für keinen eigenen Sitz reichen.

Allerdings: «Entscheidend für den Erfolg ist, mit wem sich die Parteien ins gemeinsame Bett legen», sagt Bochsler. Listenverbindungen bei Nationalratswahlen hätten ein grosses Potenzial: Bis zu zwei Dutzend Sitze könnten Parteien damit zusätzlich erzielen.

Entscheidend für den Erfolg ist, mit wem sich die Parteien ins gemeinsame Bett legen.
Autor: Daniel Bochsler Professor für Politikwissenschaften

Am besten verbinde man sich mit etwa gleich grossen Parteien, so der Politologe. Wer eine viel grössere Partnerin wähle, ziehe oft den Kürzeren. Denn in der Tendenz nütze die Verbindung vor allem der grösseren Partei. Die kleinere Partnerin helfe der grösseren sogar zu den Restmandaten.

Kaum jemand geht mit der SVP

Deshalb bekundet die SVP, die wählerstärkste Partei der Schweiz, seit Jahren etwas Mühe, sich zu verbinden. Ihre natürlichste Partnerin sieht sie in der FDP.

So ruft SVP-Präsident Marco Chiesa die Liberalen denn auch zu einer flächendeckenden Listenverbindung in der Schweiz auf.

Für Chiesa kommen einige Kantone für eine gemeinsame Liste infrage, speziell erwähnt er die beiden Kantone Neuenburg und Zug. In Neuenburg ist die FDP deutlich stärker im Nationalrat vertreten als die SVP, im Kanton Zug ist es umgekehrt.

Die FDP zögert

Die FDP jedoch reagiert zurückhaltend auf die Avancen der SVP. Vizepräsident und Nationalrat Andri Silberschmidt sagt: «Eine flächendeckende Allianz mit der SVP ist für die FDP nicht sinnvoll.»

Eine flächendeckende Allianz mit der SVP macht für die FDP keinen Sinn.
Autor: Andri Silberschmidt Nationalrat FDP und Partei-Vizepräsident

Aber in einigen Kantonen werde die FDP wohl durchaus Listenverbindungen eingehen, unter anderem auch mit der SVP. Für Silberschmidt lohnen sich gemeinsame Listen für die FDP nur dort, wo sie der SVP überlegen ist, etwa in der Romandie.

 Verbindung will gut überlegt sein

Politologe Bochsler aber betont, dass eine Partei nicht nur rechnerisch denken dürfe. Eine Partei müsse auch auf ihre Wählerschaft Rücksicht nehmen. So sei die SVP für viele FDP-Wähler zu polarisiert und zu radikal. Die Liberalen dagegen orientierten sich eher in Richtung Mitte-Parteien.

Doch die politische Mitte sollte sich laut Bochsler eine Verbindung mit der grösseren FDP gut überlegen. Viel naheliegender erachtet er ein Zusammengehen der beiden kleineren Parteien, der Mitte und der GLP.

Rendez-vous, 2.5.2023, 12:30 Uhr

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