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Sitzverteilung im Nationalrat Einfluss von Basel schwindet – Zürich profitiert

Basel-Stadt verliert einen Sitz. Zürich hat schon am meisten und gewinnt noch einen. Der grosse Verlierer aber ist Bern.

Der Ärger in Basel-Stadt ist gross: Der Stadtkanton verliert einen Sitz im Nationalrat und hat so in der kommenden Legislatur nur noch vier Mitglieder in der grossen Kammer. Von links bis rechts tönt es praktisch gleich: Basel ist zweitwichtigster Wirtschaftsstandort der Schweiz, ein Exportmotor, ein Geberkanton im Finanzausgleich, ein urbanes Zentrum - und hätte darum eine grössere Vertretung in Bundesbern verdient.

So interessant die Argumente sein mögen: Die Verteilung der Sitze im Nationalrat erfolgt ausschliesslich aufgrund der Bevölkerungszahl. Und weil in Basel-Stadt die Bevölkerung langsamer wächst als in anderen Kantonen, kommt es zum Sitzverlust. Profitieren tut Zürich. Der bevölkerungsreichste Kanton hatte schon bisher mit Abstand am meisten Sitze im Nationalrat. Statt 35 sind es künftig nun sogar 36.

Nationalrat mit 111 Sitzen

Bei der Gründung des Schweiz 1848 erhielt jeder Kanton pro 20'000 Einwohnerinnen und Einwohner einen Sitz im Nationalrat (oder mindestens einen). Erstmals tagte das Parlament so mit 111 Mitgliedern. Wegen des Bevölkerungswachstums wurde 1963 die Sitzzahl auf 200 fixiert und ein Verteilschlüssel eingeführt, der sich an der relativen Bevölkerungszahl orientiert.

Seither kommt es immer wieder zu Sitzverschiebungen zwischen den Kantonen. Basel-Stadt etwa hat seit 1963 die Hälfte der Sitze eingebüsst, von 8 auf 4. Einzig der Kanton Bern hat in dieser Zeit noch mehr verloren – und zwar ganze 9 Sitze, auf 24. Neben dem unterdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum kommen bei Bern noch Gebietsabtretungen dazu (Gründung Kanton Jura, Laufental an das Baselbiet). Fünf weitere Kantone haben je einen Sitz verloren (AR, GL, NE, SG, SO).

Waadt und Aargau sind Gewinner

Die grossen Gewinner auf der anderen Seite sind mit je plus 3 Sitzen die Kantone Waadt (auf 19) und Aargau (auf 16). Das Baselbiet und Genf konnten seit 1963 je 2 Sitze zulegen. Daneben haben sechs Kantone je einen Sitz gewonnen (FR, SZ, TI, VS, ZG, ZH). Allerdings hatte Zürich früher mal einen Sitz verloren, sodass der grösste Kanton wegen des grossen Wachstums in den letzten Jahren nach 2015 nun bereits wieder einen Sitz gewinnt.

Es gibt aber auch acht Kantone, bei denen die Sitzzahl die ganze Zeit unverändert geblieben ist (AI, GR, JU, NW, OW, SH, TG, UR). Deren Bevölkerung ist entweder durchschnittlich gewachsen. Oder es sind kleine Kantone, die aufgrund der tiefen Einwohnerzahl maximal Anspruch auf den einen, garantierten Nationalratssitz haben.

Immer öfter Sitzverschiebungen

Es gibt auch Legislaturen, in denen es keine Sitzverschiebungen gegeben hat. Allerdings war das letztmals 2011 der Fall. Seither hat es dreimal hintereinander (2015, 2019 und nun 2023) mindestens eine Sitzveränderung gegeben – so oft wie nie zuvor. Und bereits zeichnet sich ab, dass es auch 2027 eine Veränderung gibt. Gemäss Schätzungen könnte das Baselbiet einen Sitz verlieren.

Basel-Stadt hingegen dürfte dann stabil bleiben. Allerdings ist gut möglich, dass der Stadtkanton sich irgendwann wieder ärgern muss über einen Sitzverlust. Denn seine Fläche ist begrenzt und darum das Bevölkerungswachstum beschränkt – wie sonst in keinem anderen Kanton. Immerhin kann die Wirtschaft Basels trotzdem weiter blühen: Das Potenzial an Arbeitskräften, die aus anderen Kantonen und aus dem angrenzenden Ausland in die Stadt pendeln, dürfte gross bleiben.

10vor10, 21.9.23, 21:50 Uhr

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