Und wieder war es Frauenfeld. Als die Schweizer Bevölkerung im Jahr 2015 das Parlament bestimmte, wählte Frauenfeld genau so wie das ganze Land. Keine andere Gemeinde liegt so nah am Wahlverhalten der gesamten Schweiz – und das seit Jahrzehnten. Frauenfeld ist der Max Mustermann der Schweiz, die Durchschnittsgemeinde in Sachen eidgenössische Wahlen.
Aber wo sind die Abweichungen? SRF Data hat die Parteistärken in den Gemeinden der letzten 44 Jahre ausgewertet, welche vom Bundesamt für Statistik (BFS) zur Verfügung gestellt werden. Die Daten zeigen den Wahlanteil des Nationalrats pro Gemeinde und Partei , für jede Legislaturperiode. Auf einer Karte dargestellt, lässt sich so die Politikgeschichte der letzten vierzig Jahre erkunden. Suchen Sie nach Ihrer Gemeinde oder Partei und fahren Sie der Zeitachse entlang!
Wer die Zeitachse von 1975 in Richtung 2019 schiebt, sieht die politischen Trends kommen und gehen, wie Gewitterwolken, die übers Land ziehen: Das langsame Wachsen der Grünen. Der steile Aufstieg und das nachfolgende Stagnieren der SVP. Das Verschwinden rechter Kleinparteien.
Der Fall der Mitteparteien und der Aufstieg der SVP
Besonders auffällig ist der Rückgang der Mitteparteien CVP und FDP als dominierende Kräfte und das Aufkommen der SVP ab dem Jahr 1999. Den grössten Rutsch nach Rechts zwischen 1975 und 2019 verzeichnen Schwyzer -Gemeinden nahe am Zürichsee. Ursprünglich in hohem Mass dominiert von der SP, haben zuerst die CVP und Ende der 1990er Jahre die SVP die Mehrheit der Gemeindestimmen in der Region eingenommen.
Klare Linksbewegungen sind weniger festzustellen. Am ehesten bei Bündner Gemeinden, die bei der Gründung der BDP einen Ruck in Richtung Mitte machten.
Hochburgen werden seltener
Die grössten Hochburgen der Parteien weisen oft auf deren Ursprung hin. Das Bündnerland war von der BDP dominiert, für die Grünliberalen war der Raum Zürich am fruchtbarsten. Bei der CVP waren es Oberwalliser Gemeinden, die der Partei konstant die Mehrzahl der Stimmen vermachten. Dabei hat aber gerade die CVP in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Hochburgen verloren – vor allem im Mittelland. Ähnlich ging es der FDP: Ihre Hochburgen, die sie besonders in der Romandie lange hatte, wurden nach und nach von der SVP unterwandert.
Die SP konnte 2015 noch auf die Hochburgen im Jura und Schaffhausen zählen, im Gegensatz zu den Grünen, die bis anhin keine wirklichen Hochburgen aufbauen und halten konnten. Dies änderte sich 2019, als die Grünen im Kanton Genf plötzlich zur stärksten Kraft avancierten.