Die Basler Ständerätin Eva Herzog (SP) hatte am Sonntag soeben ein Rekordergebnis erzielt, als sie auf einen andern Umstand aufmerksam machte: «Wir sind alles Frauen, das ist historisch und das freut mich sehr.» Basel-Stadt schickt künftig nämlich neben Ständerätin Herzog vier Nationalrätinnen nach Bern – eine reine Frauenvertretung.
Die erfolgreichen Politikerinnen aus Basel
Mit ihrer Einschätzung lag die frisch wiedergewählte Politikerin richtig, sagt am Tag danach Politologin Cloé Jans: «Diese reine Frauenwahl ist historisch.» Es habe schon Frauenmehrheiten gegeben in Kantonen, aber «eine reine Frauenvertretung in National- und Ständerat gab es noch nie».
Dass die Basler Stimmbevölkerung auf Frauen setzte, sei nicht zufällig, so Politologin Sarah Bütikofer. Basel-Stadt war 1966 der erste Kanton in der Deutschschweiz, der das Frauenstimmrecht einführte. Das habe Auswirkungen bis heute. Zudem gebe es eine Frauenquote in Verwaltungsräten staatsnaher Betriebe.
So habe sich die Frauenwahl von 2019 gesamtschweizerisch nicht wiederholt. In Bern politisieren künftig weniger Frauen. In Basel, welches einen Sitz verlor, wurden trotzdem alle Frauen bestätigt.
Politikerinnen machen Frauen Mut
«Man weiss aus der Forschung, dass Vorbilder wichtig sind», sagt Cloé Jans. Und ein solches Vorbild sei in Basel Eva Herzog. 2005 wurde sie in die Regierung gewählt, bei ihren Wiederwahlen erzielte sie stets das beste Ergebnis.
2019 kandidierte sie dann für den Ständerat und schaffte die Wahl im ersten Wahlgang. Bei ihrer ersten Wiederwahl erzielte sie nun sogar ein Rekordresultat. Nie zuvor bekam eine Person in Basel-Stadt so viele Stimmen.
Auch Herzog ist überzeugt, dass Frauenförderung ein Grund für die hohe Frauenvertretung aus der Region Basel ist. Frauenförderung führe nämlich dazu, «dass sich Frauen trauen, sich aufstellen zu lassen».
Grundsätzlich würden eher linke Parteien und urbane Gegenden Frauenförderung betreiben, sagt Jans. Wiederwahlen wie im Falle von Basel seien dann einfacher; es stünden ja profilierte Politikerinnen zur Wahl.
Bürgerliche Parteien wittern Stimmen
Mittlerweile hätten vermehrt auch bürgerliche Parteien bemerkt, dass sich Frauenförderung auszahlen könne. In Basel hätten das die linken Parteien den Bürgerlichen vorgemacht. Letztere würden in Basel vergleichsweise stark auf Frauen setzen; sie hätten bemerkt, dass sich das in mehr Stimmen auszahlen könne.
Neben Basel-Stadt schickt auch Baselland auffallend viele Frauen nach Bern. Ständerätin Maya Graf von den Grünen macht auch im bürgerlich geprägten Baselbiet stets viele Stimmen. Sie schaffte die Wiederwahl trotz bürgerlichem Gegenkandidaten problemlos.
Von den sieben Nationalratssitzen gehen fünf an Frauen. Würden die beiden amtierenden Männer – Eric Nussbaumer (SP) oder Thomas de Courten (SVP) – vorzeitig zurücktreten, würden auch sie von Frauen ersetzt. Die ersten Nachrückenden auf den jeweiligen Listen sind ebenfalls weiblich.
Wallis ohne Frauen
Chancenlos blieben die Frauen hingegen im Kanton Wallis. Dort waren alle acht bisherigen Nationalräte erfolgreich – alles Männer. Keine einzige Frau schaffte den Sprung in den Nationalrat.
Allerdings sind die beiden Ständeratsmandate noch nicht vergeben. Die beiden Bisherigen – ein Mann und eine Frau – haben gute Aussichten auf Erfolg im zweiten Wahlgang. Damit könnte das Wallis schlussendlich doch noch eine Frau nach Bern schicken.