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Wahlen Basel-Stadt 2020 Wahlsonntag in Basel: Freud und Leid nahe beieinander

Stimmen und Reaktionen zum ersten Wahlgang bei den Regierungsratswahlen und zu den Parlamentswahlen in Basel-Stadt.

Die grosse Wahlsiegerin des Tages ist die Grünliberale Partei, die ihre Sitze im Grossen Rat auf acht verdoppeln konnte. «Ich bin einfach überwältigt», sagt Parteipräsidentin Katja Christ. Mit diesem Resultat überholt die GLP die Traditions-Parteien FDP und CVP. Den Erfolg verdanke die Partei der soliden, langjährige Aufbauarbeit und den vollen Wahllisten, ist sich Christ sicher. Der Wahlkampf habe einfach grossen Spass gemacht.

Christ und Rudin
Legende: Die Wahlsieger des Tages: GLP-Grossrat David Wüest-Rudin und GLP-Präsidentin Katja Christ im Wahlforum. Keystone

Profitiert habe die GLP laut Christ auch von der Regierungsratskandidatur von Esther Keller. Die Grossrätin, die erst seit 18 Monaten im Basler Parlament politisiert, landete auf dem achten Platz und somit noch vor der amtierenden Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann von den Grünen.

Grünes Bündnis mit lachendem und weinendem Auge

Das schwache Abschneiden von Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann sorgte im rot-grünen Lager derweil für grosse Bestürzung. «Der Schock sitzt wahnsinnig tief», sagte Harald Friedl, Parteipräsident der Grünen. Er habe zwar damit gerechnet, dass Ackermann in den zweiten Wahlgang gehen muss. Dass sie aber gleich so schlecht abschneiden würde, habe ihn völlig überrascht.

Der Schock sitzt wahnsinnig tief.
Autor: Harald Friedl Präsident Grüne Basel-Stadt

Die Enttäuschung ist auch bei Elisabeth Ackermann sehr gross. Ihr Resultat erklärt sie sich mit der unpopulären Entscheidung, die sie habe fällen müssen. Ackermann entliess vor drei Monaten den Direktor des Historischen Museums Marc Fehlmann, was ihr viel Kritik einbrachte.

Das Grüne Bündnis erlebte an diesem Wahlsonntag ein Wechselbad der Gefühle. Am Nachmittag standen die Zeichen dann auf Sieg. Nach der Auszählung der Briefstimmen am Nachmittag zeichnete sich ab, dass das Grüne Bündnis drei Sitze dazugewinnt. Die grüne Welle hat auch Basel-Stadt erfasst. Am Abend wurde bekannt, dass das Grüne Bündnis sogar vier Sitze dazu gewinnt.

Soland mit maske
Legende: Verhaltene Freude bei Tanja Soland (SP), die zwar das beste Resultat machte, aber sich nicht über einen rot-grünen Sieg in der Regierung freuen konnte. Keystone

Die SP kann sich zwar über das Spitzenresultat ihrer Finanzdirektorin Tanja Soland, sowie der Wahl von Beat Jans in den Regierungsrat freuen. «Es ist eine tolle Bestätigung für meine Arbeit. Ich freue mich wahnsinnig», sagte Soland. Und fügt gleich hinzu: «Mein Spitzenresultat bringt aber gar nichts, wenn wir die rot-grüne Regierungsmehrheit verlieren».

Dies ist denn auch die grösste Sorge von SP-Parteipräsident Pascal Pfister. Ausserdem büsst die sonst bei Volksabstimmungen so erfolgsverwöhnte SP gleich vier Sitze im Grossen Rat ein. Damit ist sie zwar nach wie vor die mit Abstand stärkste Partei, allerdings verpasst die SP klar das hochgesteckte Ziel, die absolute Mehrheit im Parlament zu erlangen. «Das ist bitter für uns», kommentiert Pfister, «möglich, dass die Wählerinnen und Wähler einen stärkeren Ausgleich wollten».

LDP landet beinahe einen Coup

Einen regelrechten Wahlkrimi erlebte heute die LDP. Während es lange danach aussah, dass Stephanie Eymann die Wahl in den Regierungsrat auf Anhieb gelingt, fehlten ihr am Ende 79 Stimmen für die Wahl.

Frust empfinde sie deswegen aber keinen, sagt Eymann. Viel mehr freue sie sich, dass sie so gut abgeschnitten habe. Eymann erlebte den Tag von zu Hause aus, wo sie sich in Quarantäne befindet. Und während sie sich über ihr gutes Wahlresultat freuen konnte, war sie in Gedanken immer wieder bei ihren Eltern, die sich wegen Corona im Spital befinden.

Kandidaten vor Handy
Legende: Die LDP-Parlamentarier Patricia von Falkenstein und André Auderset beim Resultatestudium am Handy. Keystone

Während die LDP neu stärkste bürgerliche Kraft im Grossen Rat ist, muss die FDP erneut Federn lassen und verliert drei Sitze. Parteipräsident Luca Urgese sieht die Gründe dafür vor allem im neuen Wahlgesetz. Selbstkritisch gibt er sich in einem Punkt: «Wir konnten bei der Bevölkerung noch zu wenig verankern, dass auch wir den Klimawandel sehr ernst nehmen».

Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr ; 

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