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Wahlen in der Waadt Schicksalswahlen für die SVP in der Romandie

  • Seit Jean-Claude Mermoud 2011 im Amt verstorben ist, stellt die SVP in der Waadt keinen Regierungsrat mehr.
  • Der 51-jährige Landwirt Jacques Nicolet soll für die SVP den Sitz in der Regierung zurückgewinnen.
  • FDP und SVP wollen bei den kantonalen Wahlen am 30. April gemeinsam die bürgerliche Wende im Regierungsrat herbeiführen.
  • Die SVP ist im Kanton Waadt seit fast 100 Jahren fest verankert.

Für die SVP stehen im Kanton Waadt Schicksalswahlen an: Nach der Abwahl des Walliser Staatsrates Oskar Freysinger verfügt die Volkspartei aktuell über keinen einzigen Sitz mehr in einer Westschweizer Kantonsregierung . Deshalb setzt sie alles daran, den vor fünf Jahren an die SP verloren gegangenen Sitz in der Waadt zurückzuerobern.

Letzte Hoffnung: Bauer Jacques Nicolet

Der 51-jährige Landwirt Jacques Nicolet aus dem Waadtländer 300-Seelen Dorf Lignerolle ist sich seiner Rolle bewusst: «Der Druck ist vor allem deshalb so gross, weil die Partei drei Wahlen hinter sich hat, welche nicht wunschgemäss gelaufen sind. Man darf aber nicht vergessen, dass in den Nachbarkantonen Wallis, Neuenburg und Freiburg die Voraussetzungen nicht vergleichbar waren.»

Pleiten, Pech und Pannen in der Waadtländer SVP

Die SVP ist im Kanton Waadt die drittstärkste Partei, hinter der FDP und der SP. In den letzten Jahren sorgte sie aber wegen interner Probleme für negative Schlagzeilen. So wurde der ehemalige Nationalratskandidat Claude-Alain Voiblet vor einem Jahr aus der Partei ausgeschlossen, weil er im Wahlkampf Plakate anderer SVP-Kandidaten überklebt hatte. Die ehemalige Präsidentin der SVP Waadt, Fabienne Despot, musste ihren Sessel räumen, weil sie heimlich Gespräche mit Parteikollegen aufgezeichnet hatte.

Dass die SVP deshalb bei den Wahlen abgestraft wird, glaubt Nicolet aber nicht: «Solche Sachen passieren in allen Parteien. Beide Fälle sind abgeschlossen. Die Partei hat gezeigt, dass sie durchgreifen kann, auch wenn dies gerade bei einem Parteiausschlusses schwierig ist.»

FDP hält zur SVP

Unterstützt wird die SVP im Kanton Waadt von der FDP. Die beiden bürgerlichen Parteien bilden auch bei den bevorstehenden Wahlen eine Allianz. Trotz dem gegenwärtigen Verliererimage der SVP in der Westschweiz und den parteiinternen Querelen war es für FDP-Präsident Frédéric Borloz kein Thema, die SVP fallen zu lassen: «Mathematisch gesehen ist der Grund für die Zusammenarbeit klar: Bei einem geeinten linken Block, muss man auch rechts geeint auftreten, sonst verliert man Stimmen an die Gegenseite. Deshalb braucht es diese Allianz. Kommt hinzu, dass FDP und SVP bereits seit Jahrzehnten bei Wahlen gemeinsam antreten.»

SVP Waadt ist Sonderfall

Die SVP ist im Kanton Waadt eine Traditionspartei. Seit 95 Jahren ist sie im landwirtschaftlichen Milieu stark verankert. Deshalb sei sie nicht mit anderen Kantonalparteien in der Westschweiz zu vergleichen, sagt Andreas Ladner, Politologe an der Universität Lausanne. Trotzdem könnten die Misserfolge in den Nachbarkantonen einen negativen Einfluss haben, sagt Ladner:

«Es kann eine Sogwirkung entstehen, das heisst; man wählt lieber eine erfolgreiche Partei statt eine, welcher das Siegerimage abhanden gekommen ist.»

Parteipräsident und Staatsrats-Kandidat Jacques Nicolet zeigt sich optimistisch - er hat für sich und seine SVP ganz andere Pläne als zu verlieren: «Wir werden die Präsenz im Parlament verstärken und sehr wahrscheinlich – so hoffe ich – auch den Sitz in der Waadtländer Regierung zurückerobern.»

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