18 Stimmen haben Christiane Guyer zur Wahl in den Zofinger Stadtrat gefehlt. Die Wahl in die Stadtregierung ist Voraussetzung, um für das Stadtpräsidium kandidieren zu können. Das Rennen war eng. Guyer kam auf Rang acht bei neun Kandidierenden – sieben Sitze waren im Stadtrat zu vergeben. Gewählt wurden der Neue André Kirchhofer (FDP) sowie die anderen sechs Bisherigen.
Für Beobachterinnen und Beobachter der Zofinger Politik kommt diese Abwahl überraschend – auch für Christiane Guyer selber. Seit 2010 war die grüne Stadträtin zuständig für das Ressort Sicherheit und Kultur. Bei den Wahlen vor vier Jahren erzielte sie gar das beste Ergebnis aller Kandidierenden. Auch die Stichwahl ums Stadtpräsidium entschied sie deutlich für sich.
Abgestraft für den Stadtrat?
Vor den Wahlen habe sie von verschiedener Seite gehört, dass ihre Wiederwahl ungefährdet sei. Auch im Einwohnerrat habe sie immer Rückhalt gespürt, so Guyer gegenüber SRF. «Als Stadtpräsidentin ist man exponiert, und ich kann mir vorstellen, dass nicht alle mit allem einverstanden waren.» Sie habe versucht, zu gestalten und nicht zu verwalten.
Aus der Zofinger Politik ist zu hören, dass es im Vorfeld zwar Kritik gegeben habe. Die Abwahl von Guyer überrasche aber. Kritisiert werde denn auch nicht die Stadtpräsidentin als Person oder ihre Parteizugehörigkeit, sondern die Stadtregierung als Gesamtgremium. Und als Chefin trage man am Schluss die Verantwortung.
Dazu komme ein schwacher Wahlkampf der Grünen und ihrer Stadtpräsidentin. Auf Plakaten, aber auch in sozialen Medien, habe man sie kaum wahrgenommen.
Knackpunkt Kommunikation
Bemängelt wird auch die Kommunikation des Stadtrats. «Es war nicht schlechte Arbeit, sondern unglückliche Kommunikation», meint ein Kenner der Stadtpolitik. Und: Die Zusammenarbeit mit dem Einwohnerrat sei nicht immer rund gelaufen. Vizestadtpräsident Andreas Rüegger (FDP) meint denn auch selbstkritisch, dass man an der Kommunikation arbeiten müsse.
Die Abwahl, das zum Teil mässige Abschneiden der anderen Bisherigen und das gute Resultat des neu gewählten Kandidaten zeigten, dass die Bevölkerung unzufrieden sei. Dass sie das Vertrauen in die Regierung verloren habe.
Beim Bahnhofsumbau etwa hat die Regierung Kurzzeitparkplätze aufgehoben, obwohl in den Abstimmungsunterlagen das Beibehalten versichert wurde. Es folgte ein demokratiepolitisches «Gstürm» um die Verbindlichkeit von Abstimmungsunterlagen.
Zu grün
Bei einer Umfrage in der Zofinger Altstadt zeigen sich viele Passantinnen und Passanten überrascht von der Abwahl der Stadtpräsidentin. Er habe den Eindruck, Christiane Guyer sei zu wenig offen gegenüber der Bevölkerung gewesen, meint ein Mann. Im Wahlkampf sei sie wenig in Erscheinung getreten, erwähnen mehrere Personen.
Die grüne Welle sei in Zofingen offenbar vorbei, sagt ein anderer. Nicht alle umgesetzten «grünen» Ideen würden vom Volk getragen. Die Stadt sei offenbar noch nicht bereit dafür. Und: Auch die Stadtverwaltung sei mit dem Stadtrat unzufrieden.
Jemand von sieben wird's
Bis Ende Jahr amtet Christiane Guyer noch als Stadtpräsidentin. In dieser Zeit wolle sie engagiert weiterarbeiten. Was danach komme, wisse sie noch nicht, so die 61-jährige Biologin.
Wer auf Guyer folgt, ist noch nicht bekannt. Die Anmeldefrist läuft. Kandidieren können nur die sieben gewählten Stadtratsmitglieder. Gewählt wird am 28. September.