Ruth Faller Graf dürfte neue Thurgauer Regierungsrätin werden. Die 55-jährige SP-Politikerin ist die einzige Kandidatin für die Nachfolge von Sonja Wiesmann (†58), die im Januar überraschend an einer Lungenblutung starb.
Die Wahl ist reine Formsache. Faller Graf wird zudem von allen Parteien unterstützt. Auch wenn die Richterin politisch ein eher unbeschriebenes Blatt ist, hat sie in den letzten Wochen Eindruck hinterlassen – beispielsweise, als sie sich in der parteiinternen Wahl gegen sechs zum Teil bekanntere Gesichter durchgesetzt hat.
Für ein politisches Amt hat sie sich nach ihrer Zeit im Frauenfelder Gemeinderat (2001 bis 2010) nie zur Verfügung gestellt. «Aus Überzeugung, dass die Politik nicht in die Justiz eingreifen sollte und darf. Und umgekehrt. Deshalb habe ich mich auch nie für den Grossen Rat auf eine Liste setzen lassen», sagt Faller Graf. Der Grosse Rat ist das Thurgauer Kantonsparlament.
Dass sie jetzt für das Amt als Regierungsrätin zur Verfügung steht, habe auch mit dem Tod von Sonja Wiesmann zu tun, so Faller Graf weiter: «Insbesondere das vakante Departement hat mich zum Nachdenken gebracht. Gerade im Departement für Justiz und Sicherheit sind es natürlich Themen, für welche ich aufgrund meiner Ausbildung und Berufserfahrung etwas mitbringe.»
Faller Graf war in den 1990er-Jahren Primar- und Oberstufenlehrerin, währenddessen studierte sie Rechtswissenschaften und arbeitete daraufhin jahrelang als Rechtsanwältin und später als Richterin. Seit 2016 ist sie Präsidentin des Bezirksgerichts Kreuzlingen. Dass Faller Graf dann, wenn sie gewählt ist, auch das Justizdepartement übernimmt, ist wahrscheinlich.
Lösungsorientiert und sachbezogen
Ein explizites Positionspapier führt Faller Graf nicht. Im Interview mit dem Regionaljournal Ostschweiz von Radio SRF sagt sie: «Ich möchte mich für die Gesellschaft einsetzen, das Miteinander suchen, ich packe gerne an, probiere Lösungen zu suchen und möchte sachbezogen politisieren.»