Nach dem ersten Wahlgang vom März war klar: Die neue Urner Kantonsregierung wird weiblicher. Nun zeigt sich: Sie wird neu auch rein bürgerlich. Die CVP-Die Mitte erobert einen vierten Sitz im Siebnergremium – auf Kosten der SP, die in den kommenden vier Jahren nicht mehr mitregieren darf.
Für die SP ist dies eine herbe Niederlage. Im bürgerlich geprägten Kanton Uri hatte die Sozialdemokratie zwar stets einen schweren Stand. Trotzdem war die Partei seit 1968 – abgesehen von einem vierjährigen Unterbruch – stets Teil der Regierung. Gerade im früheren Eisenbahnerdorf Erstfeld und im urbaneren Hauptort Altdorf gibt eine bedeutende linke Wählerschaft, die in der Regierung in den kommenden vier Jahren nicht mehr abgebildet sein wird.
In der Regierung deutlich übervertreten
Die CVP-Die Mitte dagegen kehrt zu einem Zustand zurück, der an die Dominanz der Partei im 20. Jahrhundert erinnert: Sie erringt in der Regierung die absolute Mehrheit, zum ersten Mal wieder seit den Wahlen vor 24 Jahren.
Gemessen an den Sitzen im Kantonsparlament ist die Partei in der Regierung damit deutlich übervertreten. Die Konkordanz – die Idee, dass alle wichtigen politischen Kräfte in die Regierung eingebunden werden – ist für die kommenden vier Jahren ausser Kraft gesetzt.
Dennoch ist das Votum der Urnerinnen und Urner nicht zwingend als Absage an die Konkordanz zu werten. Im kleinräumigen Bergkanton zählen Köpfe mehr als Parteien – die Politikerinnen und Politiker sind nahbar, man trifft sie in Vereinen, beim Einkaufen oder in der Beiz.
Eine nächste Chance für die SP?
Offensichtlich hat Mitte-Kandidat Hermann Epp mit seiner gewinnenden Art mehr Wählerinnen und Wähler von sich überzeugt als der amtierende SP-Regierungsrat Dimitri Moretti, dem Kritiker bereits früher ein zu wenig staatsmännisches Auftreten vorgeworfen hatten.
Die Urner SP hat nun vier Jahre Zeit, eine neue Kandidatin oder einen neuen Kandidaten aufzubauen, um 2028 wieder zum Sprung in die Kantonsregierung anzusetzen. Die Chancen stehen nicht schlecht: Nicht alle Regierungsmitglieder der CVP-Die Mitte werden dann nochmals antreten, die Partei wird ihre absolute Mehrheit wohl kaum verteidigen können.