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Bündner Standesweibel geht nach fast drei Jahrzehnten in Pension
Aus Regionaljournal Graubünden vom 06.12.2023. Bild: SRF/Silvio Liechti
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Was macht ein Standesweibel? Auffällig unauffällig: das Amt des Standesweibels

An seinem letzten Tag in der Amtstracht blickte Julius Maissen auf fast drei Jahrzehnte als Bündner Standesweibel zurück.

Nicht mit Schirm, Charme und Melone sondern mit Mantel, Stab und Zweispitz war er jeweils zur Stelle, wenn es im Kanton Graubünden offiziell wurde: Der Bündner Standesweibel Julius Maissen.

Julius Maissen in der Amtstracht des Bündner Standesweibels.
Legende: Julius Maissen bewarb sich 1994 auf die Stelle als Bündner Standesweibel, die ausgeschrieben war. Nun hatte er seinen letzten Auftritt in der Amtstracht. SRF/Silvio Liechti

Als Standesweibel repräsentierte «Jule», wie ihn alle nennen, fast drei Jahrzehnte lang den Kanton Graubünden bei offiziellen Anlässen. Etwa bei Feiern für neu gewählte Präsidentinnen oder Präsidenten des kantonalen Parlaments, bei der Vereidigung von Regierungsmitgliedern oder wenn der Kanton einen Auftritt hatte, wie zum Beispiel letztes Jahr an der Olma.

Übergabe eines Steinbock-Geweihs an den damaligen Nationalratspräsidenten Candinas, mit Standesweibel Julius Maissen.
Legende: Offizielle Geschenkübergabe in Anwesenheit des Standesweibels: Im November 2022 überreicht der damalige Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff dem damals neu gewählten Nationalratspräsidenten Martin Candinas ein Steinbock-Geweih. Keystone/Alessandro Della Valle

Pro Jahr hatte er vier bis fünf Einsätze in der festlichen Amtstracht, dem sogenannten Ornat. An seinem letzten Tag als Standesweibel sagt der bald 75-jährige Disentiser: «Diese 28 Jahre waren für mich die schönste Zeit».

Immer in Amtstracht

Auch bei seinem letzten Auftritt als Bündner Standesweibel trägt Julius Maissen das traditionelle Gewand mit einem Mantel in den Kantonsfarben Weiss, Schwarz und Blau, am Kragen ist etwas Gelb zu sehen. Auf Brusthöhe baumelt ein Schild aus Metall. Dazu trägt er auf dem Kopf einen Spitzhut und in der Hand den traditionellen Weibelstab.

Der Metallknauf des Weibelstabs ist aufwändig verziert, mit dem Bündner Wappen, auf das sich ein Steinbock mit seinen Vorderläufen stützt. Entsprechend bringe der Stab ein ziemliches Gewicht auf die Waage, so Maissen.

Er sei schon gefragt worden, ob er ein Bodyguard sei und den Stab als Waffe gebrauche. Nein, habe er geantwortet. Aber: «Wenn etwas passieren würde und jemand den Steinbock auf den Kopf oder in den Rücken bekommt, dürfte das weh tun.»

Immer diskret im Hintergrund

Nicht nur was die Kleidung betrifft, gelten für Standesweibelinnen und -weibel strenge Regeln, auch bezüglich ihres Verhaltens. So sieht es der Leitfaden der Weibelvereinigung vor.

Auszug aus dem Leitfaden der Weibelvereinigung

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  • Bei Umzügen läuft der Weibel im Abstand von rund zwei bis drei Metern vor den Regierungsmitgliedern her oder links auf gleicher Höhe mit.
  • Bei Empfängen auf Bahnhöfen steigt der Weibel als Erster aus dem Zug und steht links neben dem Trittbrett, bis das Regierungsmitglied ausgestiegen ist.
  • Bei offiziellen Ansprachen und Reden steht der Weibel auf der linken Seite des Regierungsmitglieds. Es ist auf eine ruhige, aufrechte Haltung und ein tadelloses Tenue zu achten.

Bei Umzügen laufen sie dicht bei der Regierung mit, bei Reden stehen sie im Idealfall links des Regierungsmitglieds. «Ich bin sowieso einer, der lieber im Hintergrund und nicht im Vordergrund steht», sagt Maissen.

An seinem heutigen letzten Tag als Bündner Standesweibel ist Wehmut beim bald 75-Jährigen zu spüren, aber nur ein bisschen, wie er sagt. «Man sollte aufhören, wenn es noch Spass macht und man gesund ist.» Beides sei bei ihm der Fall.

Die Nachfolge von Julius Maissen ist bereits geregelt. Das Amt übernimmt Heidi Nold. Sie ist damit die erste Standesweibelin des Kantons Graubünden.

Korrigenda

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In einer ersten Version wurde die korrekte Bezeichnung der Amtstracht nicht präzisiert. Und in der Bildergalerie «Weibel auf allen politischen Stufen» wurden in einer Bildlegende die falschen Weibel genannt.

Regionaljournal Graubünden, 6.12.2023, 17:30 Uhr ; 

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