Die Folgen des Klimawandels haben viele Gesichter: Eines davon ist der Wasserstreit rund um dem Lago Maggiore zwischen den schweizerischen und den italienischen Behörden. Die Italiener wollen den Pegel des Sees erhöhen, um in Dürrezeiten mehr Reserven zur Bewässerung ihrer Felder zu haben.
Schon Mitte März soll den italienischen Plänen zufolge der See versuchsweise um 25 Zentimeter erhöht werden. Dies sorgt auf der Nordseite des Lago Maggiore, vor allem im Tessin, für grosse Sorgen. Denn mit einem höheren Wasserspiegel könnten die Seepromenaden und Strände noch schneller überflutet sein, wenn es wiedermal sintflutartig regnet.
Italiener sehen nur Vorteile
«Ich kenne diese Ängste», sagt einer der Verantwortlichen für die Idee mit dem künstlichen Pegelanstieg. Der Direktor des Konsortiums Ticino, Alessandro Ubialdi, sitzt weit weg in Mailand. Er spricht ausschliesslich von den Vorteilen, die ein höherer Seepegel bringt. So dürften seinen Worten zufolge die Dürrezeiten merklich weniger dramatisch ausfallen.
«Wir haben das grosse Problem, dass wir immer weniger Wasser haben, um die vielen Felder der Po-Ebene zu bewässern», fährt er fort. Und die Po-Ebene sei wichtig für die italienische Landwirtschaft. «Wenn wir sehen, wie der Klimawandel fortschreitet, werden wir gar nichts anders tun können, als die Seepegel zu erhöhen.» Auf diese Weise verfüge man über grössere Wasserreservoirs.
Schweiz sucht Dialog mit Italien
Die italienischen Behörden setzen als Werkzeug gegen die Folgen des Klimawandels also auf einen höheren Wasserpegel im Lago Maggiore. Doch die Schweizer Behörden auf der anderen Seite wollen nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Man kenne die verschiedenen Bedürfnisse und anerkenne das Wasserproblem der Po-Ebene, sagt Laurent Filippini, Vorsteher des Tessiner Umweltdepartements. «Aber es ist nicht Italien allein, das entscheidet.»
Der Schweiz gehöre mehr als die Hälfte des Wassers, das aus den Alpen in den Lago Maggiore fliesse. «Wir setzen auf einen konstruktiven Dialog, der neue Wege eröffnet für eine möglichst sinnvolle Nutzung des Wassers», betont Filippini deshalb.
Deshalb hat die Tessiner Regierung einen Brief nach Bundesbern geschickt. Auf Anfrage heisst es beim Bundesamt für Umwelt: Man teile die Besorgnis des Kantons Tessins und werde schriftlich intervenieren. Im Moment werde der fachliche Dialog dem juristischen vorgezogen.