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Weniger Ausstoss CO2 wird teurer – aber nicht teuer genug

Der Handel mit CO2-Emissionspapieren hat noch nichts zur Senkung des Ausstosses beigetragen. Ändert sich das jetzt?

Vor 13 Jahren wurde in Europa ein CO2-Handelssystem eingeführt. Wer mit seiner Firma zu viel CO2 ausstösst, kann Zertifikate kaufen. 18 Euro kostet eine Tonne CO2 derzeit im europäischen Emissionshandelssystem. Das ist fünfmal mehr als vor fünf Jahren, als für den Ausstoss einer Tonne CO2 zeitweise nicht einmal 3.50 Euro bezahlt werden mussten. Die EU habe ihren Emissionshandel im letzten Jahr reformiert, erklärt Ben Garside von der auf CO2-Märkte spezialisierten Nachrichtenagentur Carbon Pulse in London.

Je weniger Zertifikate, desto mehr kosten sie

Das EU-Parlament habe beschlossen, die Anzahl der Zertifikate deutlich zu reduzieren. Je knapper das Angebot werde, desto höher steige der Preis. Dieser Effekt spiele nach wie vor, und er werde noch weiter spielen, sagt Garside.

Bald, vielleicht noch in diesem Jahr, könnte der Ausstoss einer Tonne CO2 20 Euro kosten und in den nächsten zehn Jahren erwarten Analysten einen Anstieg bis auf 40 Euro pro Tonne.

Klimaschützer wie Patrick Hofstetter, der Leiter Klima und Energie beim WWF ist, zeigen sich grundsätzlich erfreut darüber, dass die Preise im Emissionshandelssystem nun endlich steigen: «Das hilft sicherlich, dass sich die Unternehmen diese Zertifikate kaufen müssen. Sie überlegen sich so eher, ob sie Massnahmen treffen, um die Emissionen zu senken, oder ob sie solche Verschmutzungsrechte kaufen wollen.» Ob aber dieser immer noch sehr tiefe Preis von rund 18 Euro pro Tonne beim Verbraucher etwas auslöst, bezweifelt Hofstetter.

Dass der Preis noch lange weiter steigen wird, glaubt Hofstetter auch nicht. Er sagt: «Wir haben das Problem, dass in Brüssel der sehr mächtige Wirtschaftsverband Business Europe sitzt. Der wird sehr genau schauen, wie hoch der Preis wird. Wenn die Preise zu hoch werden, wird er dafür sorgen, dass neue Emissionsrechte gedruckt werden, damit der Preis sinkt.»

Ist das Ziel überhaupt erstrebenswert?

Das europäische Emissionshandelssystem ist das grösste seiner Art weltweit. Rund 12’000 Unternehmen machen mit beziehungsweise müssen mitmachen, vor allem Energieproduzenten, aber auch Industrieunternehmen wie Zementwerke. Ein grosses Ziel des Emissionshandelssystems ist der Umstieg der Kraftwerke von Kohle auf das weniger klimaschädliche Gas.

Vereinzelte täten den Schritt schon heute, stellt Garside fest. Damit das Gros der Kraftwerke von Kohle auf Gas umsteigt, müsste der CO2-Preis auf deutlich über 30 Euro steigen.

Wenn es einmal funktioniert, ist es überholt

Für Hofstetter vom WWF ist zudem klar, dass auch Gas ein Brennstoff ist, auf den verzichtet werden muss, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden sollen.

Es ist umstritten, aber denkbar, dass das EU-Emissionshandelssystem in den nächsten Jahren wirklich zu funktionieren beginnt. Bis dann wird dieses Ziel wohl längst überholt sein. Die EU-Kommission will die klimapolitischen Ambitionen hochschrauben, wie sie erst kürzlich bekräftigt hat.

Dazu wird sie kaum auf den Emissionshandel, sondern auf andere Instrumente, wie auf Vorschriften für den Anteil erneuerbarer Energien und für Effizienz, setzen.

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