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CO2-Abgabe für Landwirtschaft in Dänemark
Aus Tagesschau vom 26.12.2022.
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Weniger CO₂ auf dem Bauernhof Klimaneutrale Landwirtschaft: Dänemark als Vorbild?

Dänemarks Regierung will mit Abgaben die Landwirtschaft auf klimafreundlich trimmen. Schweizer Bauern sind skeptisch.

Kilian Baumann und Martin Rufer engagieren sich beide für die Schweizer Landwirtschaft. Beide sind sich einig: Die Landwirtschaft müsse klimafreundlicher werden. Beide finden, dass das Modell aus Dänemark nicht direkt auf hiesige Gegebenheiten angewendet werden kann. Danach hören die Gemeinsamkeiten jedoch rasch auf.

So will Dänemark die Landwirtschaft klimafreundlich machen

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Die Landwirtschaft ist in Dänemark für rund ein Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich. Die neue dänische Regierung möchte als eines der ersten Länder der Welt eine CO₂-Abgabe in der Landwirtschaft einführen. Das Ziel ist, weniger tierische Produkte wie etwa Fleisch zu produzieren.

«Wir sind jetzt ambitiöser, als wir es je zuvor gewesen sind», kündigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen an. Bereits bis 2045 und somit fünf Jahre früher als geplant wolle man klimaneutral werden, die CO₂-Emissionen wolle man bis 2050 um 110 Prozent verringern im Vergleich zu 1990.

Nun will die dänische Regierung Bäuerinnen und Bauern zu einer Abgabe von etwa 150 Franken pro Tonne CO₂ verpflichten. «Dieser sehr spürbare Betrag soll bewirken, dass die Landwirtschaft umstellt», sagt SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. «Sie soll nachhaltiger werden und mehr pflanzliche Produkte herstellen.»

Kilian Baumann sitzt für die Grünen des Kantons Bern im Nationalrat und vertritt die Kleinbauern. Er wirft der Schweizer Landwirtschaft vor, dass sie es mit dem Klimaschutz zu wenig ernst nimmt. Er macht dafür unter anderem den grossen Schweizer Bauernverband verantwortlich.  «Der Bauernverband – und leider auch das Bundesamt für Landwirtschaft – sind eingeknickt vor der Agrarindustrie.»

Porträt
Legende: Kilian Baumann betreibt im bernischen Suberg einen Hof und ist für die Grünen im Nationalrat. Er präsidiert die Kleinbauern-Vereinigung. Keystone/Gaëtan Bally

Martin Rufer ist Direktor des Bauernverbands und vertritt gegen 50'000 Schweizer Bäuerinnen und Bauern. Für den FDP-Kantonsrat aus Solothurn ist klar, dass es die Bauern selber nicht in der Hand haben, die Landwirtschaft auf klimafreundlich zu trimmen. «Entscheidend ist, dass weniger konsumiert wird. Wenn einfach die Produktion zurückgeht und wir in der Schweiz weniger produzieren, dann importieren wir mehr aus Ländern, in denen die Ökostandards nicht dem Schweizer Niveau entsprechen.»

Porträt
Legende: Martin Rufer ist Ingenieur-Agronom und leitet seit 2020 den Schweizer Bauernverband. Er sitzt für die FDP im Solothurner Kantonsrat. Keystone/Alessandro della Valle

Bio-Bauer Kilian Baumann aus dem bernischen Suberg ärgert sich über solche Aussagen des Schweizer Bauernverbands. «Mit dieser Position wird sich nichts verändern, wir müssen die Fehlanreize eliminieren und dann die Bevölkerung dazu bringen, dass weniger Fleisch konsumiert wird.» Mit Fehlanreize meint er beispielsweise, dass Futtermittel für Tiere günstig importiert werden darf, was die Fleischproduktion vergünstigt. Oder Werbung für Fleisch vom Staat mit Steuergeldern unterstützt wird.

Auf Pflanzen setzen

Für Baumann und Rufer ist klar, dass Dänemark zu wenig als Vorbild für die Schweiz dienen kann; zu unterschiedlich wird in ihren Augen die Landwirtschaft in den beiden Ländern betrieben. Dänemarks Bäuerinnen und Bauern produzieren zu einem guten Teil für den Export, die Schweizer Landwirtschaft ist viel kleinräumiger und am Binnenmarkt orientiert. Baumann findet, dass aber auch in der Schweiz Anreize gemacht werden sollen, damit Bäuerinnen und Bauern beispielsweise mehr pflanzliche Produkte herstellen – und von der klimafeindlichen Fleischproduktion wegkommen.

Feld mit Bewässerung
Legende: Auch die Landwirtschaft in Dänemark spürt den Klimawandel. Im April 2020 war es ausserordentlich trocken und es mussten schon früh Kulturen bewässert werden. Keystone/ Henning Bagger

Martin Rufer nimmt die Konsumentinnen in die Pflicht und betont, dass die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte sich schon jetzt im Klimaschutz engagieren. «Wir leisten auch einen Beitrag zum Klimaschutz; wir haben Biogasanlagen oder CO₂-Speichermöglichkeiten in den Böden sowie eine angepasste, klimafreundliche Nutztierfütterung.»

Klimaschutz ja, aber wie genau – darüber herrscht in der Schweizer Landwirtschaft noch keine Einigkeit.

Tagesschau, 26.12.2022, 19:30 Uhr

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