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Sauheiss im Stall Nutztiere fressen in der Hitze weniger – mit Folgen für Bauern

Auch Nutztiere haben heiss – besonders jene, die nicht schwitzen können. Das hat Folgen für die Landwirtschaft.

Nutztiere leiden unter der Hitze: Kühe geraten viel schneller in Hitzestress als Menschen. Das passiert einer Studie zufolge bereits ab 16 Grad, abhängig von Luftfeuchtigkeit, Wind und Sonneneinstrahlung. Auch Schweine haben je nach Luftfeuchte bereits ab 22 Grad zu heiss. Das kann je nach Art und Individuum etwas variieren. Der Klimawandel schafft hierbei auch keine Abhilfe – im Gegenteil.

Ein Problem für die Landwirtschaft: Im Hitzestress fressen Kühe weniger – und geben somit weniger Milch. Das belegt eine Studie des Bundes und des Forschungszentrums für biologischen Landbau (FiBL). Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti schätzt die Einbussen für sein Land auf 10 bis 15 Prozent, berichteten jüngst italienische Zeitungen. Einbussen gebe es auch in der Fleischproduktion, sagt Stephan Birrer, Tierarzt für Grosstiere in Gunzwil LU. Dies, weil auch «Fleischtiere» weniger Nahrung zu sich nähmen. «Bei Nutztieren ist es ähnlich wie bei uns: Wenn wir zu warm haben, versuchen wir uns zurückzuziehen oder uns weniger zu bewegen.» Alle Nutztiere leiden laut Birrer unter der Hitze, Schweine und Kühe aber besonders.

Kühe stehen unter einem Baum auf einer Wiese.
Legende: Gemäss dem FiBL reagieren Kühe unter Hitzestress mit sogenanntem Gruppierungsverhalten: Sie stehen nahe beieinander, fressen nicht und käuen nicht wieder. KEYSTONE / Sigi Tischler

Es liegt am Verdauen: Die besagte Studie des landwirtschaftlichen Bundesforschungszentrums Agroscope und des FiBL untersuchte, wie sich die durch die Erderwärmung mehrenden Hitzetage auf die Kühe auswirken. Die Forschenden konnten wissenschaftlich festhalten, dass Kühe unter Hitzestress weniger fressen, weil bei der Verdauung Wärme generiert wird und die Kühe diese bei Hitze vermeiden wollen. Denn wie Schafe und Schweine können auch Kühe nicht schwitzen – die Wärme also nicht so schnell abgeben. Beide Paarhufer versuchen deshalb, ihre Körpertemperatur über das Hecheln auszugleichen.

Deutlich niedrigere Wohlfühltemperaturen

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Eigentlich wären für die Kühe Temperaturen zwischen 4 und 15 Grad optimal, weil sie dann keine Energie aufwenden müssen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.

Bei Schweinen liegt die Wohlfühltemperatur laut dem Schweizer Futtermittelhersteller Ufa bei 12 bis 18 Grad.

Was man für die Tiere tun kann: Damit die Kühe keinen Hitzestress bekommen, können Bäuerinnen und Bauern Tränken und Schattenplätze bereitstellen. Auch können sie die Kühe in kühleren Stunden des Tages weiden lassen und sie, wenn es heiss wird, in den Stall zurückbringen. Dort können Ventilatoren, Nebelmaschinen oder Duschen für zusätzliche Abkühlung sorgen. Bei Schweinen helfen laut einem Bericht der hiesigen Schweinebranche Vernebelungssysteme in den Ställen am effektivsten. Auch eine zentrale Befeuchtung der Zuluft, Duschen im Auslauf oder Wassersuhlen können bei Hitze Abhilfe schaffen. «Es wird sehr viel gemacht», sagt Tierarzt Stephan Birrer. Ihm zufolge ist im Tierschutzgesetz inzwischen festgeschrieben, dass bei der Schweinehaltung Kühlmöglichkeiten installiert sein müssen.

Mitarbeit: Monika Bolliger

SRF 4 News, 3.7.2025, 16:38 Uhr;brus

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