- 2019 gab es an der Universität Zürich 702 Professuren, davon waren 169 mit Frauen besetzt.
- Der Frauenanteil bei den Professorenstellen stagniert bei rund 24 Prozent mit einer leicht rückläufigen Tendenz (-0.3 Prozentpunkte).
- Die Universität Zürich liegt damit genau im schweizweiten Mittel.
- Sie hat sich aber das Ziel eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses ins Universitätsgesetz geschrieben und erfüllt dieses somit nicht.
Wie es scheint, kommt die Universität bei der Frauenförderung nicht recht vom Fleck, trotz einem Verhaltenskodex, der «Gender Policy», die seit 2005 die Chancengleichheit von Frauen und Männern zum Ziel hat, trotz mehrerer Förderprogramme und Projekten zur Chancengleichheit.
Dass der Frauenanteil in höheren Positionen sinkt, wird in der Wissenschaft unter dem Namen «Leaky Pipeline» beschrieben. An der Universität Zürich ist das Phänomen gut zu beobachten.
Woran liegt das? Vize-Rektorin der Universität Zürich, Gabriele Siegert, sieht mehrere Gründe. Einerseits fordere eine wissenschaftliche Karriere die Bereitschaft zur Mobilität: «Ab einem bestimmten Punkt müssen Sie eine gewisse Zeit ins Ausland gehen.»
Ungünstigerweise falle dies meistens mit der Familiengründung zwischen 30 und 40 zusammen. Und da, sagt Gabriele Siegert, seien Männer erfahrungsgemäss flexibler als Frauen. Die Frauen würden wegen des Kinderwunschs eher auf eine wissenschaftliche Karriere verzichten.
Frauen sind ein Stück weit weniger mobil als Männer.
Andererseits nehme die Uni im Rahmen eines Projekts aber auch ihre eigenen Berufungsverfahren unter die Lupe. Die Frage, die sich dabei stelle: «Haben wir irgendetwas in unseren Berufungsverfahren, das Frauen benachteiligt?» Weiter schlägt Gabriela Siegert vor, dass in der akademischen Welt vermehrt «Kinder mitgedacht» würden, dass es also mehr Betreuungsmöglichkeiten geben soll, zum Beispiel bei wissenschaftlichen Konferenzen.
Wie man Professorin wird
Eine Frau, die den steinigen Weg zur Professur erfolgreich beschritten hat, ist Regula Kyburz-Graber. Sie wurde entgegen aller Widerstände bereits 1998 Professorin an der Universität Zürich. Ihr akademischer Weg begann zu einer Zeit, als Frauen an der Universität noch als Exotinnen galten und mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hatten. Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben «Professorin werden». Dies sei nötig, sagt sie im Gespräch mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Denn auch heute noch sei eine wissenschaftliche Karriere für Frauen keine Selbstverständlichkeit.
Die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern, die «Leaky Pipeline» erklärt sie sich ebenfalls damit, dass den Frauen auch heute noch in vielen Fällen die Familienplanung dazwischen komme. Sie selbst sei als dreifache Mutter häufig fast verzweifelt. Die Entlastung kam erst, als ihr Mann zurücksteckte und einen grossen Teil der Kinderbetreuung übernahm.
Es gab viele Phasen, da war ich wirklich nahe an der Verzweiflung.
Vieles ist unterdessen besser geworden, doch das traditionelle Rollenverständnis ist noch immer in den Köpfen der Frauen und Männer verankert. Hier müsse sich vor allem bei den jungen Männern etwas ändern, findet Regula Kyburz-Graber. Diese müssten von Anfang an mitdenken, dass sie einmal eine Familie haben würden und die Pflichten aufteilen müssten.
Die jungen Männer müssen von Anfang an mitdenken.
Die Frage, ob sich das Thema Gleichstellung für ihre Enkelin in 30 Jahren erledigt habe, lässt Regula Kyburz-Graber offen. Sie hoffe es, aber überzeugt sei sie nicht. Wenn es nach der Universität Zürich geht, sollen es Frauen zukünftig einfacher haben. Bis 2030 soll der Anteil der Professorinnen ein Drittel betragen.