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Professor werden ist schwierig. Professorin werden ist schwieriger.
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 11.11.2020. Bild: Keystone (Symbolbild)
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Weniger Professorinnen Uni Zürich kommt bei der Frauenförderung nicht vom Fleck

  • 2019 gab es an der Universität Zürich 702 Professuren, davon waren 169 mit Frauen besetzt.
  • Der Frauenanteil bei den Professorenstellen stagniert bei rund 24 Prozent mit einer leicht rückläufigen Tendenz (-0.3 Prozentpunkte).
  • Die Universität Zürich liegt damit genau im schweizweiten Mittel.
  • Sie hat sich aber das Ziel eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses ins Universitätsgesetz geschrieben und erfüllt dieses somit nicht.

Wie es scheint, kommt die Universität bei der Frauenförderung nicht recht vom Fleck, trotz einem Verhaltenskodex, der «Gender Policy», die seit 2005 die Chancengleichheit von Frauen und Männern zum Ziel hat, trotz mehrerer Förderprogramme und Projekten zur Chancengleichheit.

Dass der Frauenanteil in höheren Positionen sinkt, wird in der Wissenschaft unter dem Namen «Leaky Pipeline» beschrieben. An der Universität Zürich ist das Phänomen gut zu beobachten.

Das Phänomen der «Leaky-Pipeline»

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Noch während des Studiums sind die Frauen an der Uni Zürich in der Mehrheit. Im ersten Semester liegt der Frauenanteil bei fast 60 Prozent. Auch bei den Abschlüssen liegen die Frauen noch deutlich vorne und sogar unter den Doktorierenden verfügen die Frauen über eine komfortable Mehrheit. Erst danach, auf der Stufe der Postdoktorierenden, knickt die Kurve plötzlich ab, das Geschlechterverhältnis dreht sich um. Ab dann stellen die Männer die Mehrheit.

Woran liegt das? Vize-Rektorin der Universität Zürich, Gabriele Siegert, sieht mehrere Gründe. Einerseits fordere eine wissenschaftliche Karriere die Bereitschaft zur Mobilität: «Ab einem bestimmten Punkt müssen Sie eine gewisse Zeit ins Ausland gehen.»

Ungünstigerweise falle dies meistens mit der Familiengründung zwischen 30 und 40 zusammen. Und da, sagt Gabriele Siegert, seien Männer erfahrungsgemäss flexibler als Frauen. Die Frauen würden wegen des Kinderwunschs eher auf eine wissenschaftliche Karriere verzichten.

Frauen sind ein Stück weit weniger mobil als Männer.
Autor: Gabriele Siegert Vize-Rektorin und Gleichstellungsbeauftragte Universität Zürich

Andererseits nehme die Uni im Rahmen eines Projekts aber auch ihre eigenen Berufungsverfahren unter die Lupe. Die Frage, die sich dabei stelle: «Haben wir irgendetwas in unseren Berufungsverfahren, das Frauen benachteiligt?» Weiter schlägt Gabriela Siegert vor, dass in der akademischen Welt vermehrt «Kinder mitgedacht» würden, dass es also mehr Betreuungsmöglichkeiten geben soll, zum Beispiel bei wissenschaftlichen Konferenzen.

Wie man Professorin wird

Eine Frau, die den steinigen Weg zur Professur erfolgreich beschritten hat, ist Regula Kyburz-Graber. Sie wurde entgegen aller Widerstände bereits 1998 Professorin an der Universität Zürich. Ihr akademischer Weg begann zu einer Zeit, als Frauen an der Universität noch als Exotinnen galten und mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hatten. Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben «Professorin werden». Dies sei nötig, sagt sie im Gespräch mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Denn auch heute noch sei eine wissenschaftliche Karriere für Frauen keine Selbstverständlichkeit.

Regula Kyburz-Graber

Regula Kyburz-Graber

1998 - 2014 Professorin an der Universität Zürich

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Regula Kyburz-Graber war die erste ordentliche Professorin für Gymnasialpädagogik an der UZH. Als sie 1970 ihr Biologiestudium an der ETH Zürich aufnahm, gab es noch nicht einmal das Frauenstimmrecht. Im Studium blieben die Männer unter sich. Während des Studiums arbeitete sie an der Bezirksschule Baden als Hilfslehrerin und bildete sich in Didaktik weiter. Mit 27 erhielt sie von der ETH-Leitung einen Lehrauftrag in Biologiedidaktik. Sie forschte in Kiel, erhielt Projekte in der Schweiz, schrieb viele Lehr- und Unterrichtsbücher und brachte drei Kinder zur Welt. Ihr Mann reduzierte sein Pensum auf 60 Prozent und übernahm einen Teil der Kinderbetreuung. Von 1998 - 2014 war sie Professorin für Allgemeine Didaktik mit Schwerpunkt Naturwissenschaften an der Universität Zürich und bildete zukünftige Gymnasiallehrerinnen und -lehrer aus.

Die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern, die «Leaky Pipeline» erklärt sie sich ebenfalls damit, dass den Frauen auch heute noch in vielen Fällen die Familienplanung dazwischen komme. Sie selbst sei als dreifache Mutter häufig fast verzweifelt. Die Entlastung kam erst, als ihr Mann zurücksteckte und einen grossen Teil der Kinderbetreuung übernahm.

Es gab viele Phasen, da war ich wirklich nahe an der Verzweiflung.
Autor: Regula Kyburz-Graber Eremitierte Professorin an der Universität Zürich

Vieles ist unterdessen besser geworden, doch das traditionelle Rollenverständnis ist noch immer in den Köpfen der Frauen und Männer verankert. Hier müsse sich vor allem bei den jungen Männern etwas ändern, findet Regula Kyburz-Graber. Diese müssten von Anfang an mitdenken, dass sie einmal eine Familie haben würden und die Pflichten aufteilen müssten.

Die jungen Männer müssen von Anfang an mitdenken.
Autor: Regula Kyburz-Graber eremitierte Professorin an der Universität Zürich

Die Frage, ob sich das Thema Gleichstellung für ihre Enkelin in 30 Jahren erledigt habe, lässt Regula Kyburz-Graber offen. Sie hoffe es, aber überzeugt sei sie nicht. Wenn es nach der Universität Zürich geht, sollen es Frauen zukünftig einfacher haben. Bis 2030 soll der Anteil der Professorinnen ein Drittel betragen.

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«Mein Antrieb war es zu zeigen: Man kann das genauso als Frau»
aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 11.11.2020. Bild: SRF
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Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.11.2020, 06:31 Uhr;

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