Im Kanton Luzern hängen seit einer Woche Plakate, welche für die Polizeiarbeit werben. Schaut man diese genauer an, fällt auf: Um den Polizeiberuf schmackhaft zu machen, wird nicht mit dem weitverbreiteten Motto «Die Polizei dein Freund und Helfer» geworben.
Von vier Motiven, welche auch auf der Onlineseite der Luzerner Polizei aufgeschaltet sind, zeigt lediglich eines eine Unfallsituation, bei der die Polizei helfend zur Hand geht. Die drei anderen Fotos sind Action pur: Die Polizei bei einer Verhaftung, Polizistinnen und Polizisten ausgerüstet mit Helm und Schutzschilden, eine schwer bewaffnete Einsatztruppe in Vollmontur in einer Art Luftschutzkeller.
Diese mit Action aufgeladenen Bilder kritisiert die linke Gruppierung «Resolut». Ihr Sprecher Adrian Muheim ist überzeugt, die martialischen Motive würden die falschen Leute zur Polizei ziehen: «Mit solchen Bildern wird ein falsches Bild der Polizeiarbeit vermittelt, und es werden gezielt Rambos und Adrenalinjunkies rekrutiert.» Die Gruppierung fordert deshalb die Beendigung der Werbekampagne.
Der Personalverantwortliche bei der Luzerner Polizei, Martin Jossen, kontert die Kritik: «Wir erachten die Darstellung der Polizeiarbeit als reales Bild.» Angesprochen auf die schwer bewaffneten Polizistinnen und Polizisten sagt er: «Bei der Intervention ist die Polizeiarbeit genau so, wie dargestellt.» Wenn Polizistinnen und Polizisten einem ebenfalls schwer bewaffneten Täter gegenüberstehen, sehe das so aus.
Die vier Bilder, die für die Kampagne gemacht wurden, zeigten das breite Spektrum des Polizeialltags. Dass diese teilweise an sogenannte Shooter-Games erinnern, dazu meint Jossen: «Wir wollten das Erscheinungsbild der Kampagne zeitgerecht erscheinen lassen, damit sie interessant wirkt und auffällt.»
Unser Augenmerk liegt sicher nicht auf der Provokation.
Adrian Muheim streitet nicht per se ab, dass die Kampagne einen Teil der Polizeiarbeit abbilde. Er glaube aber nicht, dass dies der Hauptfokus der Polizeiarbeit sei und sein solle: «Die Sozialkompetenzen sollten wichtig sein.»
Tatsächlich wird die tägliche Arbeit der rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Luzerner Polizei, wie beispielsweise Büroarbeit, Verkehrsdienst oder Bussen verteilen, in der Kampagne nicht sichtbar. «Unser Augenmerk liegt sicher nicht auf der Provokation», sagt Martin Jossen. «Wir möchten einfach für einen tollen Beruf werben.»
Grosser Bedarf an neuen Polizistinnen und Polizisten
Auf die Kritik der Gruppierung «Resolut», dass die Luzerner Polizei mit solchen Bildern Leute rekrutierten, die Action erleben und nicht anderen Menschen helfen wollen, sagt Martin Jossen: «Bei der Luzerner Polizei gibt es ein mehrstufiges Auswahlverfahren. Da gibt es psychologische Tests, Sporttests, Assessments.» Bei der abschliessenden Beurteilung würden Personen, die sich nicht für den Polizeiberuf eignen, nicht ins Auswahlverfahren aufgenommen.
Tatsache sei aber auch, dass es schweizweit einen riesigen Bedarf an neuen Polizistinnen und Polizisten gebe. Das führe auch zu einem gewissen Wettbewerb. Die Luzerner Polizei muss in den nächsten Jahren über 100 neue Stellen besetzen und versucht dies nun unter anderem mit dieser Kampagne.