- Die Oberaufsicht über die kantonalen Finanzkontrollen, die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV), ist nach Ansicht des Bundes zu wenig strikt.
- Gemäss einem neuen Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) drohen dadurch «potenziell wesentliche Steuerausfälle» und unnötige Kosten, die der Bund tragen muss.
Die ESTV prüfe laut der EFK die kantonalen Finanzkontrollen zu wenig genau und deshalb blieben Fehler lange unentdeckt.
Konkret nennt der EFK-Bericht zwei derartige Verfehlungen: Eine davon betrifft den Kanton Genf. Diese machte der Bund bereits im November publik.
Kanton Thurgau als weiteres Negativbeispiel
Neben dem Kanton Genf erwähnt der Bericht den Kanton Thurgau. Dort seien ähnliche Fehler unentdeckt geblieben. Im Kanton Thurgau wurden im Jahr 2022 rund 7.2 Millionen Franken an provisorischen Rechnungen nicht gestellt. Die kantonale Finanzkontrolle bemerkte dies jedoch nicht.
Die EFK bemängelt, dass die Aufsicht die Prüfberichte der kantonalen Finanzkontrollen Genf und Thurgau nicht ausreichend hinterfragt habe.
Massnahmen im Bereich der Rechnungsstellung werden geprüft.
Die Bundespräsidentin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter erklärte am Dienstag im Parlament, die ESTV intensiviere die Zusammenarbeit mit den kantonalen Finanzkontrollen. «Übergeordnet prüft sie gemeinsam mit der Eidgenössischen Finanzverwaltung Massnahmen im Bereich der Rechnungsstellung, damit solche Dinge nicht mehr passieren», so Keller-Sutter.
Mangelnder Fokus bei Kantone mit hohen Steuereinnahmen
Ausserdem bemängelt die EFK im Bericht eine mangelnde Fokussierung auf Kantone mit hohen Steuereinnahmen. Konkret werden Zürich, Genf, Waadt, Zug und Basel-Stadt genannt, die 2024 zusammen rund 57 Prozent der gesamten Einnahmen aus der direkten Bundessteuer generierten.
Weiter kritisiert die EFK, dass die Kreisschreiben der Eidgenössischen Steuerverwaltung zu viel Raum für Interpretationen liessen, was zu kantonal unterschiedlichen Auslegungen führe.
ESTV zeigt sich einsichtig
Die ESTV akzeptiert sämtliche Empfehlungen der EFK und kündigt im Bericht an, sowohl ihre Aufsichtspraxis als auch die Zusammenarbeit mit den Kantonen zu überprüfen.
2024 nahm die Eidgenössische Steuerverwaltung rund dreissig Milliarden Franken an direkten Bundessteuern ein. Diese Steuern werden durch die Kantone erhoben. Rund ein Fünftel der rund dreissig Milliarden verbleiben in den Kantonen.