Skifahren ist mehr als nur Freizeitvergnügen – es ist Teil der kulturellen Identität vieler Bergregionen. «Skifahren gehört zu uns», sagt Pirmin Moser, ehemaliger Gemeindepräsident von Sattel SZ und langjähriger Verwaltungsrat des Skigebiets Sattel-Hochstuckli. Das kleine Skigebiet liegt auf rund 1600 Metern über Meer.
Skilift als Symbol: Identität in Gefahr
Doch diese Identität geriet ins Wanken, als vor zwei Jahren zwei Skilifte und die Talabfahrt geschlossen werden sollten. Für viele im Dorf war das nicht nur ein praktischer Einschnitt, sondern ein emotionaler Verlust. «Man hat sich mit Stolz als Skiort gefühlt, und plötzlich fällt das weg.»
Man hat sich mit Stolz als Skiort gefühlt, und plötzlich fällt das weg.
Der Grund: Es fehlte ab 1200 Meter über Meer der Schnee. Allein die Talabfahrt einmal zu beschneien habe 100'000 Franken gekostet, erklärt Pirmin Moser. Zu viel für ein mittelhohes Skigebiet, das mit immer milderen Wintern kämpft. Der Verwaltungsrat zog Konsequenzen: Die Strategie musste sich ändern.
Fokus auf Anfänger
Die Lösung war ein radikaler Kurswechsel. Hochstuckli konzentriert sich seither auf Skianfänger. Ein Kinderlift, ein beschneibares Übungsgelände und Einsteigerpakete mit Ausrüstung, Skilehrerinnen, Skilehrer und Liftticket bilden das neue Angebot. «Uns blieb nichts anderes übrig», sagt Moser.
Nach zwei Jahren mit roten Zahlen schreibt das Skigebiet wieder schwarze – auch dank seiner Teilnahme an einem internationalen Projekt, das nach neuen Einnahmequellen für Bergregionen suchte.
Der Skitourismus lässt sich nicht 1:1 ersetzen.
Was in der Zentralschweiz in Sattel funktioniert, lässt sich nicht überall kopieren. Peter Niederer, Vizedirektor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) warnt: «Der Skitourismus lässt sich nicht 1:1 ersetzen.» Gemeinsam mit zehn Pilotregionen aus sechs Ländern hat er untersucht, wie sich der alpine Tourismus an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen kann.
Mehr Vielfalt nötig
Die Resultate zusammengefasst: Bergregionen müssen ihr Angebot breiter aufstellen – ganzjährig und vielfältig. Mountainbike-Strecken, Winterwanderwege, Naturerlebnisse. «Es braucht ein Mosaik an Massnahmen, einen Strauss an Diversifikations-Massnahmen und Angeboten, um die Abhängigkeit vom Skitourismus langfristig zu reduzieren», sagt Peter Niederer.
Auch in 30 Jahren wird man noch Skifahren können.
Denn die Zahl der schneesicheren Gebiete wird sinken und damit steigen die Preise. Auch Graubünden stellt sich der Herausforderung. Ueli Hug, Projektleiter «Klimafitte Destinationen», sieht den Kanton als Vorreiter. «Alle Akteure – auch die Politik – haben verstanden, wie wichtig Anpassung ist.» Zwar müsse das Angebot ausgebaut werden, doch Hug ist überzeugt: «Auch in 30 Jahren wird man noch Skifahren können.»
Die Zukunft gehöre den höher gelegenen, besser exponierten Skigebieten, ist Ueli Hug überzeugt. Sie können sich im Wettbewerb behaupten und dürften mittelfristig sogar vom Klimawandel profitieren. «Die Boomjahre des alpinen Wintersports sind wohl eher vorbei», sagt Hug weiter. Fehlten die Skigebiete in tieferen Lagen, bleibe nur der Weg nach oben – und dann ist klar: Skifahren wird teurer.