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Wohl Suizid im Gefängnis Mörder von Lucie tot in Zelle aufgefunden

  • In der Nacht auf Donnerstag verstarb ein Gefangener in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lenzburg.
  • Es handelt sich um den Mörder des 16-jährigen Au-pairs Lucie Trezzini im Jahr 2009.
  • Dies bestätigte das Departement Volkswirtschaft und Inneres des Kantons Aargau gegenüber SRF News.
  • Die Behörden gehen aufgrund der Umstände von einem Suizid aus.

Der Mörder befand sich seit einigen Jahren in der Justizvollzugsanstalt Lenzburg. Am Morgen des 21. Dezembers 2023 fanden Angestellte den Mann tot in seiner Zelle. Zuerst darüber berichtet hat das Newsportal ArgoviaToday.

Im Vorfeld gab es gemäss ersten Abklärungen keine Anzeichen einer Suizidalität. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Todesfall. Zum letzten Mal starb ein Insasse in der JVA Lenzburg im Normalvollzug im Jahr 2016, der letzte Suizid war 2012.

Brutaler Mord

Der verstorbene 40-jährige Mann sass aufgrund eines Mordes am 4. März 2009 in Haft. Er hatte damals die 16-jährige Lucie getötet. Unter dem Vorwand, von ihr Fotos zu machen, hatte er die Jugendliche in seine Wohnung gelockt und sie mit einem Messer ermordet. Anschliessend verbrachte er noch fünf Tage mit der Leiche in seiner Wohnung.

Mann, gezeichnet
Legende: Der Mörder war bei seiner Tat 25 Jahre alt, arbeitslos und drogenabhängig. Die Zeichnung entstand beim Gerichtsprozess vor dem Bezirksgericht Baden 2012. Keystone / STEFFEN SCHMIDT

Das Bezirksgericht Baden verurteilte den Mann 2012 wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe. Das Aargauer Obergericht sprach bei der Berufungsverhandlung eine lebenslange Verwahrung aus.

Diese lebenslange Verwahrung wurde 2013 allerdings in einem Grundsatzurteil vom Bundesgericht aufgehoben. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Mann in Zukunft doch noch therapierbar sei, weswegen er nur zu einer ordentlichen Verwahrung verurteilt wurde. In diesem Fall wird die Verwahrung regelmässig überprüft.

Täter war vorbestraft

Die Tat löste 2009 grosses Medieninteresse aus. Zum einen, weil die 16-Jährige zunächst einige Tage verschwunden war, bevor sich der Täter der Polizei stellte. Zum anderen stellte sich heraus, dass der Mann bereits vorbestraft war. Er hatte eine Frau im Mai 2003 fast zu Tode gewürgt, war aber trotzdem auf freiem Fuss.

Sein Gefährdungspotential wurde von den Behörden nicht richtig erkannt. Deswegen kämpften die Eltern von Lucie bis vor Bundesgericht dafür, dass sich zuständige Beamte vor Gericht verantworten sollen. Das Bundesgericht bestätigte aber die Einstellung der Verfahren.

Viele Menschen
Legende: Der Trauermarsch für Lucie Trezzini am 22. März 2009 in Freiburg, wo die 16-Jährige herkam. Keystone / DOMINIC FAVRE

Der Kanton Aargau einigte sich aussergerichtlich mit den Eltern auf eine Entschädigung. Der Kanton anerkannte, dass es zu Fehlern gekommen sei und zog verschiedene Lehren aus dem Fall. So wurde die Bewährungshilfe neu organisiert. Gefährliche Straftäterinnen und Straftäter werden nun unter anderem nicht mehr von einer Einzelperson begutachtet, sondern von einer Gruppe Expertinnen und Experten.

Schweizweit führte der Mord an Lucie zu einer Diskussion über die Rückfallgefahr von Straftätern und den Umgang mit ihnen.

SRF 4 News, 22.12.2023; 15:00 Uhr ; 

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