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Wohneigentum wird noch teurer Immo-Preise steigen – weshalb?

Wohneigentum ist in der Schweiz gefragt, die Preise dementsprechend hoch. Weil die Hypothekarzinsen nun aber gestiegen sind, wäre zu erwarten, dass die Preise sinken, weil sich weniger Leute Eigentum leisten können. Doch dem ist nicht so, wie die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen.

Wohneigentum ist in der Schweiz sehr begehrt, aber teuer. Und es ist nochmals teurer geworden: Die Preise für Eigentum sind im letzten Quartal um 2.7 Prozent gestiegen. Ein Einfamilienhaus kostet 8 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Und auch Eigentumswohnungen sind um 7 Prozent teurer geworden. Leisten können sich das immer weniger Menschen.

Donato Scognamiglio, Geschäftsführer der IAZI AG – ein Beratungsunternehmen für Immobilien mit Sitz in Zürich – sagt: «Einige haben ihren Traum verschieben müssen, weil sie realisieren, dass es einfach teurer wurde. Was man aber wissen muss: Selbst wenn die Nachfrage etwas zurückgeht, das Angebot ist ultradünn. Wo finde ich überhaupt noch ein Häuschen im Grünen? Alle älteren Personen, die in ihren schönen Häusern wohnen, die haben null Interesse, ins Altersheim oder ins Pflegeheim zu gehen.»

Das Angebot ist also knapp. Hauptgrund dafür ist, dass die Bevölkerung wächst, während gleichzeitig der Boden begrenzt ist. Ausserdem leben immer mehr Menschen allein, zum Beispiel wegen einer Trennung, und brauchen so mehr Platz zum Wohnen. So steigt die bewohnte Fläche pro Person laufend an.

Knappes Angebot, sinkende Nachfrage

Scognamiglio nennt eine weitere Schwierigkeit: «Wenn dann endlich so ein Haus auf den Markt kommt, dann wird es heute abgerissen. Man kann nicht mehr ein Haus mit 1000 m2 Grundstückfläche kaufen. Sondern wenn das Grundstück 1000 m2 hat, ist das heute ein Grossgrundbesitzer. Und man reisst das Haus ab und baut einen Block mit sechs bis sieben Wohnungen.» Und das sind meistens Miet- statt Eigentumswohnungen.

Und während das Angebot knapp ist, sinkt gleichzeitig die Nachfrage. Denn die höheren Zinsen machen das Wohnen im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung teurer. Statt wie Anfang Jahr 1 Prozent für eine zehnjährige Hypothek mit fixen Zinsen, bezahlt man heute 2 bis 3 Prozent. Also zwei bis dreimal so viel.

Die meisten Hausbesitzer betrifft das noch nicht, weil sie im Moment ihre laufende Hypothek noch nicht erneuern müssen. Sie bezahlen weiter wenig fürs Wohnen. Für jene, die ihre Hypothek jetzt erneuern müssen, wird es aber teuer. Das sind laut Scognamiglio rund 20 Prozent der aktuellen Hauseigentümerinnen – und alle, die jetzt ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen.

Wohnen bleibt teuer

Viele wägten nun wieder neu ab zwischen Mieten und Kaufen, beobachtet Scognamiglio: «Das Mieten ist relativ gesehen eigentlich attraktiver geworden. Das heisst aber nicht, dass es in Muri-Gümligen gratis Häuschen gibt. Es bleibt teuer, aber man realisiert jetzt, dass es kostet.»

Eine eigene Wohnung zu besitzen, bleibt attraktiv. Für Hausbesitzerinnen bedeuten die höheren Zinsen zwar, dass sie mehr Geld fürs Wohnen ausgeben müssen und weniger sparen können. Ihr Haus sollten sie sich aber weiterhin leisten können. Denn in der Schweiz bekommt nur eine Hypothek, wer sehr gut verdient. Und das war schon vor der Zinswende so. Klar ist, die höheren Hypothekarzinsen schwächen zwar die Nachfrage. Wegen des knappen Angebots bleibt Wohnen aber teuer.

SRF 4 News, 16.08.22, 18:00 Uhr

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