Zum Inhalt springen

Women's EURO 2025 Mädchen im Fussball: Boom in Bern, Flaute in Naters

Die Frauenfussball-Europameisterschaft geht los – manche Klubs profitieren, andere nicht.

«Wir spüren nichts von der Frauenfussball-Europameisterschaft.» Das sagt Cyril Chastonay. Er ist seit mehr als zehn Jahren Trainer der Frauenmannschaft des FC Naters. «Im Oberwallis findet die EM optisch nicht statt.» Keine Werbeplakate oder Hinweistafeln am Strassenrand, keine Public Viewings. «Man würde kaum vermuten, dass in Sitten drei Spiele stattfinden», so Chastonay.

Vogelperspektive auf das Stadion in Sitten, in dem drei Fussballspiele der Frauenfussball-EM stattfinden.
Legende: In Sitten VS im Tourbillon finden drei Spiele der Frauenfussball-Europameisterschaft statt. KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Entsprechend spüre der Klub keine Zunahme bei der Zahl der Mädchen, die Fussball spielen möchten: «Beim Nachwuchs hatten wir schon seit jeher Probleme», sagt der Trainer der Frauenmannschaft. Es gebe jeweils etwa fünf Mädchen, die über mehrere Jahrgänge hinweg verteilt sind und entsprechend mit den Knaben zusammen spielen.

Von einer Mädchenmannschaft seien sie weit entfernt, daran habe auch die Frauenfussball-EM nichts geändert, so Cyril Chastonay. Gleichzeitig ist er auch selbstkritisch: «Wir haben in der Vergangenheit zu wenig gemacht, um Mädchen für den Fussball zu begeistern. Das wollen wir ändern.»

Wenn es nun einen Boom gibt und noch mehr Mädchen interessiert sind, macht uns das Sorgen.
Autor: Michael Suter Co-Stufenleiter Juniorinnen, FC Breitenrain

Ganz anders die Situation beim FC Breitenrain in der Stadt Bern. Dort gibt es insbesondere bei den jüngeren Jahrgängen der Mädchenmannschaften umfangreiche Wartelisten. Derzeit warten 40 Mädchen auf einen Platz in einem Team.

Stadion Spitz des FC Breitenrains in der Stadt Bern.
Legende: Der «Spitz» in der Stadt Bern ist das Heimstadion des FC Breitenrain. Hier eine Szene aus dem diesjährigen Burkhalter-Cup von Ende Juni – BSC Young Boys gegen FC Breitenrain. KEYSTONE/Anthony Anex

«Wenn es nun einen Boom gibt und noch mehr Mädchen interessiert sind, macht uns das Sorgen», sagt Michael Suter, Co-Stufenleiter der Juniorinnen beim FC Breitenrain. «Uns fehlen sowohl Trainingsplätze als auch Trainerinnen und Trainer, um all die Kinder zu betreuen.» Das könne man auf die Schnelle auch nicht ändern, so Suter.

Ich hoffe, dass der Frauenfussball eine Zukunft hat und es sich lohnt, Zeit in den Fussball zu investieren.
Autor: Cyril Chastonay Trainer Frauenteam FC Naters

«Es ist maximal frustrierend, wenn wir Mädchen und Knaben enttäuschen müssen, die gern Fussball spielen möchten», sagt Michael Suter vom FC Breitenrain. Er wage es fast nicht zu sagen, aber: «Ich hoffe, dass dieser Kelch an uns vorbeigeht und die Wartelisten nicht noch länger werden.»

In Naters hingegen hat Cyril Chastonay die Hoffnung auf einen Boom noch nicht ganz aufgegeben. «Ich hoffe, dass der Frauenfussball eine Zukunft hat und es sich lohnt, Zeit in den Fussball zu investieren.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 27.6.2025, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel