«Wir spüren nichts von der Frauenfussball-Europameisterschaft.» Das sagt Cyril Chastonay. Er ist seit mehr als zehn Jahren Trainer der Frauenmannschaft des FC Naters. «Im Oberwallis findet die EM optisch nicht statt.» Keine Werbeplakate oder Hinweistafeln am Strassenrand, keine Public Viewings. «Man würde kaum vermuten, dass in Sitten drei Spiele stattfinden», so Chastonay.
Entsprechend spüre der Klub keine Zunahme bei der Zahl der Mädchen, die Fussball spielen möchten: «Beim Nachwuchs hatten wir schon seit jeher Probleme», sagt der Trainer der Frauenmannschaft. Es gebe jeweils etwa fünf Mädchen, die über mehrere Jahrgänge hinweg verteilt sind und entsprechend mit den Knaben zusammen spielen.
Von einer Mädchenmannschaft seien sie weit entfernt, daran habe auch die Frauenfussball-EM nichts geändert, so Cyril Chastonay. Gleichzeitig ist er auch selbstkritisch: «Wir haben in der Vergangenheit zu wenig gemacht, um Mädchen für den Fussball zu begeistern. Das wollen wir ändern.»
Wenn es nun einen Boom gibt und noch mehr Mädchen interessiert sind, macht uns das Sorgen.
Ganz anders die Situation beim FC Breitenrain in der Stadt Bern. Dort gibt es insbesondere bei den jüngeren Jahrgängen der Mädchenmannschaften umfangreiche Wartelisten. Derzeit warten 40 Mädchen auf einen Platz in einem Team.
«Wenn es nun einen Boom gibt und noch mehr Mädchen interessiert sind, macht uns das Sorgen», sagt Michael Suter, Co-Stufenleiter der Juniorinnen beim FC Breitenrain. «Uns fehlen sowohl Trainingsplätze als auch Trainerinnen und Trainer, um all die Kinder zu betreuen.» Das könne man auf die Schnelle auch nicht ändern, so Suter.
Ich hoffe, dass der Frauenfussball eine Zukunft hat und es sich lohnt, Zeit in den Fussball zu investieren.
«Es ist maximal frustrierend, wenn wir Mädchen und Knaben enttäuschen müssen, die gern Fussball spielen möchten», sagt Michael Suter vom FC Breitenrain. Er wage es fast nicht zu sagen, aber: «Ich hoffe, dass dieser Kelch an uns vorbeigeht und die Wartelisten nicht noch länger werden.»
In Naters hingegen hat Cyril Chastonay die Hoffnung auf einen Boom noch nicht ganz aufgegeben. «Ich hoffe, dass der Frauenfussball eine Zukunft hat und es sich lohnt, Zeit in den Fussball zu investieren.»