Wenn der Strom ausfällt, für Minuten, Stunden oder gar Wochen, haben die meisten Spitäler einen Notstromgenerator im Haus. Er überbrückt; im Fall des Aargauer Regionalspitals Muri könnte man bis zu zwei Monate lang selber Strom produzieren. Trotzdem sei das Spital nicht auf ein Blackout vorbereitet, sagt Daniel Strub, CEO des Spitals Muri.
«Nein, wir sind nicht bereit. Aber wir sind bereit, uns darauf vorzubereiten. Wie immer ist es bei Krisen gut, vorher darüber nachzudenken», sagt der CEO des Spitals Muri. An einem Workshop Anfang Mai wurden Szenarien durchgedacht. Der Workshop zeigte immerhin, dass man den Stromausfall am Spital kaum bemerken würde.
Zwei grosse Notstromgeneratoren stehen bereit. Dank des grossen Heizöltanks des Spitals könnten die Generatoren bis zu zwei Monate lang Strom liefern. Operationen würden stattfinden, die Kühlschränke funktionieren, das Licht wäre an, und Computer würden noch laufen.
Lagerbestände reichen nicht
Trotzdem hätte man grosse Probleme, sagt Herbert Saurugg, internationaler Experte für Blackouts aus Österreich. Auch er war am Workshop in Muri mit dabei: «Beim überregionalen Stromausfall geht es nicht so sehr um den Stromausfall, sondern um den Lieferketten-Kollaps. Das ist für viele Spitäler der Knackpunkt.»
Es gehe darum, ob das Spital noch Lebensmittel erhält, Medikamente geliefert werden, frische Wäsche vorhanden ist oder ob die Entsorgung noch funktioniert. Da würden trotz Lagerbeständen oft nach wenigen Tagen bei den Spitälern Engpässe auftauchen, sagt der Experte. Für Institutionen wie Spitäler sei ein solches Szenario eine Katastrophe.
Hygieneproblem bei Wassermangel
Auch Wassermangel wäre ein Problem. Wenn der Strom ausfiele und die Pumpen des Wasserreservoires nicht betrieben werden könnten, könnten Spitäler ein Hygieneproblem haben. Emanuel Egger ist Chef Infrastruktur am Spital Muri und sagt: «Wir müssen die Wasserversorgung aufbauen. Strom haben wir immer, Wasser, das wird sehr schwierig.»
Da kommen einem einige sehr krasse Gedanken.
Es hänge enorm viel zusammen, sagt Kirsten Stähler, Chefärztin Gynäkologie am Spital Muri, überrascht. «Die Frage ist, sind wir da wirklich vorbereitet? Da kommen einem einige sehr krasse Gedanken.» Und genau deshalb bereitet sich das Regionalspital Muri mit seinen gut 900 Angestellten auf Notfälle vor. Nicht nur die Leitung eines Spitals, auch die Angestellten müssten wissen, was zu tun sei, sagt Blackout-Experte Saurugg.
Wenn Chaos ausbricht
Auch die Bevölkerung müsse informiert werden. Es sei gut möglich, dass bei längeren Stromausfällen viele Leute zum Spital pilgerten. Hier gäbe es im Unterschied zum Privathaus noch Strom, Essen und medizinische Hilfe. Eine solche Situation könne rasch hektisch werden und die Sicherheit eines Spitals gefährden.
«Das muss man der Bevölkerung im Voraus sagen und erklären, dass das Spital nur Notfälle behandelt. Ressourcentechnisch geht das nicht anders», sagt Blackout-Experte Herbert Saurugg.
Deshalb klärt das Spital Muri jetzt, wer bei einem Blackout das Spital mit Essen beliefern könnte. Zudem wird geklärt, wie man Angestellte erreicht und wie der Betrieb nach dem Blackout wieder hochgefahren werden kann. Werden Medikamente geliefert? Und sind Hygieneartikel wieder verfügbar? Die wunden Punkte sind dem Spital Muri nach dem Workshop nun bewusst. Es will bis in zwei Jahren ein Konzept vorlegen, wer was im Fall der Fälle zu tun hat.