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Zankapfel Billettsteuer Luzerner Stadtregierung hält die Billettsteuer für «unumgänglich»

Nur dank der Billettsteuer könne die Kultur- und Sportförderung beibehalten werden, sagt die Luzerner Stadtregierung. Die Kultur-Interessenvertretung allerdings ist dagegen – und Veranstalterfirmen sind kritisch.

Wenn sich das Volk vergnügt, klimpern auch in der Luzerner Stadtkasse die Münzen. Dank der Billettsteuer. Diese ist eine Vergnügungssteuer auf öffentliche Veranstaltungen, für welche Eintritt bezahlt werden muss. Die Kantone handhaben diese Steuer unterschiedlich: In Freiburg, Appenzell-Ausserrhoden, Neuenburg und Jura wird sie flächendeckend eingezogen. Im Tessin wird die Steuer nur auf Kino-Tickets fällig. Und in den Kantonen Luzern, Solothurn und Waadt ist die Vergnügungssteuer Sache der Gemeinden.

Auch der Kanton Zürich kannte eine Billettsteuer. Er war der Erste, der sie abschaffte; das war vor 35 Jahren. Seither wurde die Steuer auch in zahlreichen anderen Kantonen gestrichen.

Damit kann ein Teil der Zentrumslast abgegolten werden.
Autor: Beat Züsli Stadtpräsident Luzern

Anders in Luzern: Die Stadtregierung hat am Montag darüber informiert, dass sie an der Billettsteuer festhalten will. Sie sei ein wichtiges Mittel der städtischen Kultur- und Sportförderung. Aus Sicht der Stadtregierung ist es «unumgänglich, die Billettsteuer beizubehalten».

Kleine Veranstaltungen sind befreit

Neu sollen die ersten 10'000 Franken Eintrittseinnahmen von der Steuerpflicht befreit sein. Und das heutige System mit vier verschiedenen Fonds, aus denen Aktivitäten in Sport und Kultur unterstützt werden, soll ersetzt werden durch einen einzigen Geldtopf.

«Dadurch haben wir mehr Flexibilität bei der Verwendung der Gelder», sagt Stadtpräsident Beat Züsli. Wobei als Zielwert 60 Prozent der Billettsteuereinnahmen an die Kultur ausbezahlt werden sollen und 40 Prozent in den Sportbereich gehen. Voraussichtlich im Juni wird das Stadtparlament den Vorschlag der Regierung diskutieren.

Wir unterstützen diese Neuregelung nicht.
Autor: Gianluca Pardini Geschäftsleiter IG Kultur Luzern

Die IG Kultur Luzern, welche die Interessen der Zentralschweizer Kulturschaffenden gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vertritt, ist nicht glücklich mit dieser Neuregelung. «Wir unterstützen diese nicht», sagt Geschäftsleiter Gianluca Pardini.

Dass Kulturveranstaltungen die Sportförderung quersubventionierten, müsse grundsätzlich hinterfragt werden. «Aus Sicht der IG Kultur Luzern ist das keine zeitgemässe Förderpraxis mehr», sagt Gianluca Pardini. «Diese Gelder sollten im regulären Budget zur Verfügung gestellt werden.»

Die Leute in Luzern bezahlen mehr

Die Zuger Firma «Keep Cool Production AG» organisiert Events und managt Kunstschaffende. Geschäftsführer Philipp Schweiger ist nicht gut zu sprechen auf die Billettsteuer: «Es ist ein unsägliches Thema. Es kann nicht die Aufgabe von privaten Veranstaltern sein, die Kultur- und Sportprojekte in einer Stadt oder einem Kanton zu finanzieren.»

«Keep Cool» addiere die Billettsteuer darum zum eigentlichen Ticketpreis dazu. Sprich: Die Leute in der Stadt Luzern bezahlen einen höheren Preis für eine Veranstaltung als die Gäste an einem Veranstaltungsort ohne Billettsteuer.

Regionaljournal Zentralschweiz, 29.4.2024, 12:03 Uhr ; 

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