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Zerreissprobe in der SP «Flügelkämpfe müssen einer Partei nicht schaden»

Bei der SP rumort es. Der linke Flügel will die Partei in den Klassenkampf führen, der gemässigte in die Mitte. Politologe Andreas Ladner erklärt, welche Folgen das für die Partei haben könnte.

  • Die SP streitet über ihre Ausrichtung .
  • Heute präsentieren gemässigte SP-Ständeräte ein Positionspapier .
  • Letzte Woche eskalierte der Streit in Zürich : Daniel Frei, der kantonale Präsident, trat zurück .
  • Politologe Andreas Ladner glaubt, dass solche Machtkämpfe sich nicht ausschliesslich schlecht auf die Partei auswirken können .

Andreas Ladner

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Der Politologe ist Professor für schweizerische Verwaltung und institutionelle Politik am Institut für öffentliche Verwaltung der Universität Lausanne (IDHEAP). Er leitet verschiedene Forschungsprojekte zur Parteienforschung und über die Wahlhilfe-Plattform Smartvote.

SRF News: Wie sehr schaden die Flügelkämpfe der SP?

Andreas Ladner: Flügelkämpfe müssen einer Partei nicht grundsätzlich schaden, wenn sie gut gemanagt werden. Wenn die Parteileitung dazu steht und beispielsweise sagt, dass es tatsächlich unterschiedliche Ausrichtungen gibt – also einen realpolitischen Flügel und einen Flügel, der eher Oppositionspolitik machen will, kann sich das gut auswirken. Wenn der Dialog zwischen diesen Gruppen aber nicht mehr funktioniert und der Ton allzu gehässig wird, kann es zu einer Belastung für die Partei werden.

Hat eine gespaltene Partei nicht auch Probleme damit, Wähler zu gewinnen?

Das kommt ein bisschen darauf an, wie man mit dem Konflikt umgeht. Man kann auch sagen, dass es gleichzeitig die extremer Orientierten und die Realpolitiker gibt und beide ihre eigene Wählerschaft ansprechen. Eine endgültige Bilanz zu den Auswirkungen der Flügelkämpfe zu ziehen, ist heikel.

Was wäre Ihre Empfehlung? Ist das Wählerpotenzial für die SP links oder in der Mitte grösser?

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In Studien sehen wir immer wieder, dass mehr Wähler in der Mitte anzutreffen sind. Die Schweiz ist kein Land der Extreme. Deshalb könnte man sagen, die Mitteposition ist erfolgreicher. Es gibt aber auch einen anderen Grund, eine Partei zu wählen: Nicht weil man die Politik, die sie macht, vollständig unterschreiben möchte, sondern weil man die Richtung stärken will, die sie repräsentiert. Hiervon profitiert die SP – und übrigens auch die SVP am anderen Ende des politischen Spektrums. Die Leute wissen sehr genau, dass in unserem politischen System die Ergebnisse ausgehandelt werden. Deshalb kommt es vor, dass sie Politiker wählen, die extremer sind und damit die Kompromisse beeinflussen.

Das Gespräch führte Rafael von Matt

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