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Zu viel Party? Wegen Eventsommer: Hunderte Lärmklagen in Bern

Von einer Party zur nächsten: Die Eventdichte in Bern ist derzeit gross. Das wirft sogar bei Veranstaltern Fragen auf.

Auch an diesem Wochenende wird in Bern wieder gefeiert: Das Strassenmusikfestival Buskers dürfte wieder zehntausende Menschen in die Altstadt locken, um exotischen Klängen zu lauschen oder ein Puppentheater zu verfolgen. Es ist ein Anlass unter vielen diesen Sommer.

Denn: seit dem Frühling reiht sich in Bern ein Event an den nächsten. Neben den traditionellen Anlässen wie Buskers und Gurtenfestival, gibt es dieses Jahr etliche Grosskonzerte im Berner Fussballstadion sowie auf der Allmend im Wankdorfquartier. Zudem fanden diverse Sportanlässe in den Quartieren statt.

Stadion von oben
Legende: Eines von vielen: Das Rammsteinkonzert im Juni in Bern. Keystone/Anthony Anex

Die Folgen: Eine Flut von Lärmbeschwerden ist in den letzten Tagen bei der Stadt eingegangen. Das bestätigt der zuständige Sicherheitsdirektor Reto Nause: «Dreihundert Lärmklagen, das ist sehr viel.» Diese muss die Stadtverwaltung nun bearbeiten. Ein grosser Aufwand.

Kaum Lärmklagen in anderen Städten

Die Zunahme von Lärmbeschwerden habe damit zu tun, dass die Toleranz gegenüber Events grundsätzlich abgenommen habe, so Reto Nause. «Während der Pandemie war in Bern absolute Ruhe. Seit das öffentliche Leben wieder erwacht ist, sind die Beschwerden in die Höhe geschnellt.» Hat die Lärmtoleranz tatsächlich abgenommen? Der Blick in andere Städte lässt daran zweifeln.

Denn auch in anderen Städten ist derzeit viel los. In Basel und Zürich beispielsweise stellen die Behörden aber nicht mehr Klagen fest. Im Gegenteil: «In Basel haben die Lärmklagen im Vergleich zu anderen Jahren gar abgenommen», schreibt das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt auf Anfrage.

«Vor Corona hatten wir 250 bis 300 Lärmbeschwerden pro Jahr wegen Anlässen. 2021 waren es 100 und 2022 rund 150. 2023 bis jetzt erst 40.» Die Behörden halten aber auch fest, dass im Vergleich mit anderen Jahren die Eventdichte nicht zugenommen hat. Das ist in Bern anders.

Zu viele Events bewilligt?

Christine Wyss, Leiterin des Strassenmusikfestivals Buskers, findet, dass in Bern in den vergangenen Wochen zu viele Events veranstaltet wurden. Sie sorgt sich, dass der Druck auf sie als Veranstalterin steigt und die Lärmtoleranz schwindet: «Es ist schade, dass wir und andere darunter leiden, die das schon länger machen.»

Warum das Buskers gegründet wurde

Box aufklappen Box zuklappen

Das Berner Strassenmusikfestival Buskers geht heuer zum 20. Mal über die Bühne. Der Kleinkunstmix aus Musik, Tanz, Theater und Akrobatik lockt jeden Sommer bis zu 60'000 Menschen in die Berner Altstadt.

Als es damals gegründet wurde, war im Sommer in Bern kaum etwas los. «Es war tote Hose in Bern», erinnert sich Gründerin Christine Wyss. Deshalb begann Wyss zusammen mit ihrer Schwester, ein Festival in der Unteren Altstadt auf die Beine zu stellen.

Dass die Stadt Bern zu viele Veranstaltungen bewilligt hat, will Nause nicht bestätigen. «Es gab viele Eventanfragen für den Sommer. Wohl auch, weil etliche Events während der Coronapandemie nicht durchgeführt werden konnten.» Aber das werde sich wieder einpendeln.

Menschen schauen sich eine Theateraufführung in der Berner Altstadt an
Legende: Volle Gassen, Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt: Auch dieses Jahr werden rund 60'000 Besucherinnen und Besucher am Buskers erwartet. Keystone/Peter Schneider

Die Stadt will künftig den Dialog mit der Quartierbevölkerung intensivieren. Zudem soll es eine bessere Absprache mit Veranstaltern geben, sodass sich künftig Events besser übers Jahr verteilen. Ob damit in Bern wieder Ruhe einkehrt, ist unklar. Klar ist nur: Trotz Lärmdiskussionen dürften die Gassen der Berner Altstadt auch dieses Wochenende wieder voll sein.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 11.8.2023, 17:30 Uhr; mata

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