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Beim Bauschutt-Recycling sind etliche Kantone schwer im Verzug
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 23.06.2021.
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Zu wenig Recyclingkapazitäten Baselland muss seinen Bauschutt wieder exportieren

Tausende von Lastwagen karren Bauschutt aus Baselland ins Mittelland. Dabei könnte man ihn recyclen, wie Zürich zeigt.

Das bekannteste Exportgut aus dem Kanton Baselland sind seine Kirschen. Saftig und süss erfreuen sie so manches Schleckmaul im Land. Seit Kurzem hat das Baselbiet ein zweites Exportprodukt – dieses ist aber ziemlich schmutzig und staubig: Bauschutt.

Bauschuttdeponie in vier Jahren aufgefüllt

Der Grund dafür: In nur wenigen Jahren haben die Bauunternehmen im Kanton die «Höli», die einzige Bauschutt-Deponie im Kanton, aufgefüllt. Seit Mitte Mai ist sie geschlossen. Dabei war der Plan, dass die «Höli» 20 Jahre lang in Betrieb bleibt und nur nach und nach aufgefüllt wird.

Weil die Bauschuttdeponie voll ist, exportiert der Kanton Baselland seit Kurzem wieder Tausende von Tonnen Bauschutt, vor allem in den Kanton Solothurn. Nach Berechnungen des Regionaljournals Basel fallen deshalb 21'000 LKW-Fahrten mit Bauschutt an – ein ökologischer Unsinn.

Die Wettbewerbskommission ermittelt

Pikant an der Sache: Drei Bauunternehmungen aus Baselland, die zusammen mit der Bürgergemeinde des Hauptorts Liestal die Deponie betreiben, sollen sich selber derart tiefe Deponiegebühren verrechnet haben, dass für sie die Bauschuttdeponierung viel günstiger kam als das Recyclen vor Ort.

Die Weko ermittelt gegen Deponiebetreiber

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Die Wettbewerbskommission (WeKo) ermittelt gegen die Betreiber der Deponie Höli in Liestal. Sie untersucht, ob die Deponie im Raum Basel eine marktbeherrschende Stellung hat und diese missbrauchte. Die Deponie soll den Aktionären tiefere Preise verrechnet haben als den übrigen Kunden. Die Weko rechnet mit einer Untersuchungsdauer von zwei Jahren.

Auch der Kanton hat für seinen Bauschutt von den tiefen Gebühren profitiert. Doch vor ein paar Wochen hat er bei der Wettbewerbskommission (Weko) Anzeige wegen möglicher Preisabsprachen eingereicht. Über seine Motive für die Anzeige kann nur spekuliert werden. Möglich ist, dass sich der Kanton seiner Pflicht erinnert hat: Denn laut Bundesgesetz muss Bauschutt vor Ort möglichst wiederverwertet werden. Technisch ist das schon lange möglich.

Vorreiter Kanton Zürich

Dass es auch anders geht, als den Bauschutt einfach zu vergraben, zeigt der Kanton Zürich. Der schreibt seit Jahren vor, dass mindestens die Hälfte des Bauabfalls recycelt werden muss.

verbrochener Beton
Legende: Verbrochener Beton: Statt zu entsorgen, liesse sich der Baustoff auch wiederverwerten. Keystone

Deshalb gibt es dort zahlreiche Firmen, die wissen, wie mit dem Bauschutt umgehen – und verdienen damit auch Geld.

Zu tiefe Recyclingquote, schlechtes Image

Die Recyclingquote für Bauschutt könnte nach Ansicht von Laurent Audergon, Geschäftsführer von Baurecycling Schweiz, viel höher sein als heute. Nach Angaben des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) werden jedes Jahr 70 bis 80 Millionen Tonnen Materialien verbaut. Erst etwa 10 Millionen Tonnen werden wiederverwertet.

«Die Recyclingquote ist noch tief, da die Kosten für das Deponieren von Bauabfällen in einigen Kantonen lange Zeit zu günstig waren», so Audergon. Baselland war viele Jahre ein negatives Beispiel dafür. Andererseits, so der Recyclingspezialist, hätten Beton oder Asphalt aus recyceltem Material noch ein schlechtes Image. Viele Bauherren glaubten, es sei ein minderer Baustoff.

Schulhaus Birch in Neu-Oerlikon
Legende: Das Schulhaus Birch in Neu-Oerlikon in Zürich ist eines der ersten öffentlichen Gebäude, das vorwiegend mit recyceltem Beton gebaut wurde. Stadt Zürich, Georg Gisel

«Untersuchungen haben aber gezeigt, dass das nicht stimmt», sagt Audergon weiter. Er wünscht sich, dass die öffentliche Hand hier mutiger vorwärtsgeht. «Zeigt der Staat, dass diese Baustoffe vollwertig sind, folgen auch die Privaten», ist er überzeugt.

Regionaljournal Basel, 23.6.2021, 17:30 Uhr

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