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Zürcher Corona-Management Rickli: «Ein Terrassenverbot würde man heute nicht mehr machen»

Zwei Jahre lang war kein Thema so präsent wie das Coronavirus. Nun aber scheint die Pandemie schon weit weg zu sein.

Es war eine intensive Zeit für alle – nicht zuletzt auch für die Behörden. Im Kanton Zürich ist Natalie Rickli als Gesundheitsdirektorin für das Corona-Management verantwortlich. SRF hat sie zum Interview getroffen.

Natalie Rickli

Gesundheitsdirektorin des Kantons Zürich (SVP)

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Natalie Rickli war von 2007 bis 2019 Nationalrätin. Im März 2019 wurde die SVP-Politikerin in den Zürcher Regierungsrat gewählt und übernahm die Gesundheitsdirektion. Natalie Rickli wuchs in Riet bei Neftenbach auf, heute lebt die 44-Jährige in Winterthur.

SRF News: Corona scheint schon weit weg. Wie präsent ist Ihnen die Pandemie noch?

Natalie Rickli: In der Tat hat man das Gefühl, es sei schon lange weg, dabei war es eine solch intensive Zeit. Auch in der Gesundheitsdirektion ist es bezüglich Covid ein bisschen ruhiger geworden. Und doch sind wir natürlich noch involviert. Wir haben noch Testzentren – die Impfzentren sind wir jedoch am Runterfahren. Gleichzeitig sind wir uns am Vorbereiten. Aber auch wir freuen uns natürlich, dass die Massnahmen weg sind und man wieder ohne Maske arbeiten kann.

Wenn man zurückschaut: Haben Sie das Gefühl, mit den jeweiligen Massnahmen die richtigen Schritte eingeleitet zu haben?

Rückblickend ist man natürlich immer gescheiter. Ich glaube, dass man damals mit den vorhandenen Informationen die richtigen Entscheide getroffen hat. Aber klar: Ein Terrassenverbot würde man heute nicht mehr machen. Eine Maskenpflicht oder einheitliche Vorschriften in der ganzen Schweiz ab einer gewissen epidemiologischen Entwicklung zu erlassen, da sind sich hingegen wohl alle einig. Damals waren es schwerwiegende Eingriffe, auch in die persönliche Freiheit. Darum ist es auch richtig, dass man darüber diskutiert.

Was ist denn aus Ihrer Sicht die wichtigste Lehre aus dieser Pandemie?

Ich glaube, es gibt verschiedene Lehren, die man schon gezogen hat und es ist ja auch ein rollender Prozess. Das Virus hat seinen ursprünglichen Schrecken verloren. Jetzt geht es darum, dass man sich optimal vorbereitet auf den Herbst und Winter.

Das Virus hat seinen ursprünglichen Schrecken verloren.
Autor: Natalie Rickli Gesundheitsdirektorin Kanton Zürich

Es gab auch Kritik aus ihrer eigenen Partei wegen ihres strengen Corona-Managements. Wie sind Sie denn umgegangen mit den kritischen Voten seitens der SVP?

Diese Frage haben mich Journalisten immer wieder gestellt. Ich habe aber festgestellt, dass die Kritik direkt an mir seitens der SVP-Basis eigentlich viel weniger der Fall war oder nur vereinzelt, als das in den Medien gerne dargestellt worden ist. Es waren vielmehr einzelne Exponenten, die sich sehr lautstark geäussert haben. Grundsätzlich haben sich die Leute stets bei mir bedankt.

Was sind nun die konkreten Vorbereitungen, die jetzt getroffen werden, damit es nicht zu einer nächsten Welle kommt?

Es sind vor allem meine Fachleute vom Amt für Gesundheit, die eruieren, wie wir das über den Sommer machen. Das Contact-Tracing gibt es zwar nicht mehr, dennoch haben wir noch ein paar wenige Leute im Einsatz. Dann haben wir das Ärztefon für medizinische Beratung. Mit den Teststellen schauen wir, wie viele es im Hinblick auf den Herbst noch braucht. Impfzentren haben wir die meisten runtergefahren, aber zwei, drei bleiben eingemottet. Das heisst, wir behalten die Infrastruktur, damit wir innerhalb von ein bis zwei Wochen das Ganze wieder hochfahren könnten. Natürlich muss man auch schauen, wie sich das Virus weltweit entwickelt.

Und ich glaube, etwas vom wichtigsten ist, dass die Spitäler und Heime jetzt auch wieder ein bisschen mehr zur Ruhe kommen und sich auch anderen Patienten widmen können. Und wir müssen natürlich schauen, dass wir jetzt Nachwuchsförderung betreiben, damit wir mehr Leute für medizinische Berufe interessieren können.

Das Gespräch führte Dominik Steiner.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 13.04.2022, 17:30 Uhr ; 

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