Zum Inhalt springen

Zürcher Märchenbühne Sie folgt auf Schauspielgrössen wie Erich Vock oder Ines Torelli

Neu leitet Ramona Fattini die Zürcher Märchenbühne. Die 35-Jährige hat prominente Vorgängerinnen und Vorgänger.

Ramona Fattini sitzt in der Garderobe und lässt sich schminken. Sie spielt die Pechmarie im Stück «Frau Holle», das sie als neue Leiterin der Zürcher Märchenbühne auf die Bühne bringt.

Jahrzehnte zuvor hat auch Schauspiellegende Ines Torelli diese Rolle hier verkörpert. «Das hat mich natürlich gereizt», sagt Ramona Fattini.

Als Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin hat Ines Torelli ganze Generationen geprägt. Besonders bekannt wurde sie durch die Aufnahmen von Kasperli-Kassetten mit Jörg Schneider. Ab 1989 hat Torelli auch die Zürcher Märchenbühne geführt.

Zepter-Übergabe nach dreissig Jahren

1994 übernahm der legendäre Schauspieler Erich Vock mit seinem Partner Hubert Spiess das Theater. Vielen dürfte Vock vor allem aus Fernsehauftritten wie der Sitcom «Fertig lustig» bekannt sein. Die Zürcher Märchenbühne bespielte das Duo mit Stücken wie «Dornröschen» oder «Der Räuber Hotzenplotz», die Kinderaugen glänzten.

Eine ältere Aufführung im Theater
Legende: Erich Vock (in der Mitte) stand mit dem ebenfalls prominenten Schauspieler Jörg Schneider (links) und Marcus Fritsche (rechts) in «seinem» Theater auf der Bühne (Bild von 1998). Keystone/Anita Maggi

Doch diesen Frühling hat das Duo nach dreissig Jahren aufgehört. Kurz vor dem letzten Auftritt in «seinem» Theater zeigte sich Vock in einem SRF-Interview emotional: «Gefühlt habe ich mein halbes Leben hier verbracht. Der Abschied ist natürlich mit vielen Erinnerungen verbunden.» Doch er freue sich auch, die Märchenbühne abgeben zu können.

Ich versuche, mich nicht zu stark unter Druck zu setzen.»
Autor: Ramona Fattini

Nun ist also Ramona Fattini am Drücker. Die 35-Jährige wirkt sehr glücklich darüber. Aber sie sagt auch: «Ich trete natürlich in riesige Fussstapfen. Da bin ich schon angespannt und nervös.»

Den Druck abschütteln

Tatsächlich hat die junge Schauspielerin kein leichtes Erbe angetreten. Unter ihren Vorgängern Vock und Spiess haben sich die Besucherzahlen auf über 20'000 Personen pro Jahr verdoppelt. Auch über Zürich hinaus ist die Märchenbühne ein beliebtes Familienziel.

Ramona Fattini lässt sich schminken
Legende: Hinter der Kulisse sagt Ramona Fattini, dass sie weiterhin hauptsächlich traditionelle Märchen auf die Bühne bringen wolle. Die Musik für die Stücke habe ihr Mann geschrieben. SRF / Kaa Linder

Dieses Niveau möchte die neue Theaterleiterin aufrechterhalten. Die Märchenbühne im Sinne ihrer Vorgänger weiterzuführen, sei ihr wichtig: «Aber ich versuche, mich nicht zu stark unter Druck zu setzen.» Sie müsse nicht alles genau gleich machen wie das Duo vor ihr.

«Gell, falls du mit mir reden möchtest...»

Ramona Fattini kennt die Zürcher Märchenbühne schon lange: 2015 hat sie als Regieassistentin bei Vock und Spiess gearbeitet, danach stand sie als Schauspielerin auf der Bühne.

2022 kündigte das Duo schliesslich seinen Rücktritt an. «Ich habe damals im Traum nicht daran gedacht, dass ich ihre Nachfolgerin sein könnte», erzählt Fattini heute lachend: «Irgendwann sagte Erich aber: Gell, falls du mit mir reden möchtest...»

Mit Fieber auf der Bühne

Für Erich Vock ist die neue Leiterin eine Idealbesetzung. Sie habe Visionen, sei jung und eine gute Schauspielerin, sagte er in einem älteren SRF-Interview. «Und Ramona brennt fürs Theater.»

Auch Vock und Spiess haben sich durch ihr grosses Engagement ausgezeichnet. «Wir waren in jedem Zustand im Theater – mit Fieber oder auch todtraurig aufgrund von Schicksalsschlägen. Aber das gehört zum Beruf.»

Fasziniert von Märchen war Ramona Fattini bereits als Kind. Die Eltern hätten ihren Aufführungen zu Hause stets zuschauen müssen. «Mit acht Jahren habe ich dann in meinem ersten Märchen gespielt.»

Bis heute folgten zahlreiche Auftritte, etwa als Müllerstochter im Märchen «Rumpelstilzchen» oder als Prinzessin Maja vom «Froschkönig». Die Leidenschaft für solche Geschichten habe sie immer begleitet. «Wahrscheinlich, weil am Schluss das Gute siegt – was ich mir auch für diese Welt wünschen würde.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 08.11.2024, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel