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Zugunfall im Gotthardtunnel Mit neuen Massnahmen soll der Güterverkehr sicherer werden

Das Bundesamt für Verkehr hat gemeinsam mit Experten und Expertinnen aus der Branche Massnahmen erarbeitet, um Zugunglücke im Schienengüterverkehr zu verhindern.

Im August 2023 ist im Gotthard-Basistunnel ein Güterzug entgleist. Die Kosten des Schadens betrugen 150 Millionen Franken. Der Grund für das Unglück lag bei einem gebrochenen Rad, in dem sich Risse gebildet hatten, wie die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) im Juni erklärt hat.

In ihrem Schlussbericht zu diesem Bahnunglück kommt die Sust zum Schluss, dass ein systematisches Risiko für Radbrüche bei Güterwagen besteht.

Person in orange Schutzkleidung vor entgleistem Zug in Tunnel.
Legende: Die verunglückten Güterwagen an der Unfallstelle bei Faido im Kanton Tessin. (6.9.2023) KEYSTONE / Urs Flüeler

Nun hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) gemeinsam mit Experten und Expertinnen aus der Branche Massnahmen erarbeitet, um den Schienenverkehr sicherer zu machen.

Die Massnahmen des BAV

Im Vordergrund der Massnahmen steht zum einen der Raddurchmesser: Das Rad eines Güterzugwagens kann sich mit der Zeit abnutzen und wird kleiner. Deshalb sollen abgenutzte Räder künftig früher aus dem Verkehr gezogen werden als bisher. Zum andern betreffen die Massnahmen die Wartungsintervalle: Wagentechnische Untersuchungen sollen neu in kürzeren Abständen erfolgen und die Wartungen besser kontrolliert werden.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) habe mit diesen Massnahmen alles getan, um den Schienengüterverkehr künftig sicherer zu gestalten, sagt Michael Müller vom BAV. «Diese Massnahmen sind gut und sie reichen kurzfristig. Jedoch braucht es längerfristig auch ein europaweites Vorgehen.»

Eine optische Prüfung wäre machbar und sicherer.
Autor: Ruedi Beutler Bahnexperte, Gotthard-Team

Der Bahnexperte Ruedi Beutler von der Expertengruppe Gotthard-Team befürwortet die neuen Massnahmen nur teilweise. «Dass man nun auf einem System nachschauen kann, ob die periodischen Wartungen durchgeführt wurden, ist sicher gut. Das gab es vorher nicht.»

Allerdings stützen sich die Kontrollen auf Eigenspannungsmessungen der Räder. «Diese Messungen sagen über die Bildung von Rissen im Rad nichts aus, sondern nur darüber, wie sich Risse ausbreiten können», erklärt Beutler.

Älterer Mann wird von SRF interviewt.
Legende: Bahnexperte Ruedi Beutler findet die Massnahmen vom BAV zwar gut, doch sie gehen seiner Meinung nach zu wenig weit. SRF

Deshalb plädiert das Gotthard-Team für eine optische Prüfung: Das Rad anheben und die Lauffläche kontrollieren. Das sei keine aufwändige Sache und dauere im Schnitt zwei Stunden pro Wagen, sagt Beutler. «Das wäre machbar – und sicherer», sagt Beutler.

Die Massnahmen gehen in Bezug auf die Wagenhalter zu weit.
Autor: Josef Dittli Ständerat, Präsident VAP

Josef Dittli, Präsident des Verbands der verladenden Wirtschaft Schweiz (VAP) und Ständerat (FDP/UR), begegnet den neuen Massnahmen mit Skepsis: In Bezug auf die Wagenhalter gingen diese zu weit.

Mann mit Brille, interviewt im Gebäude.
Legende: Ständerat Josef Dittli ist überzeugt, dass diese Massnahmen massive Konsequenzen auf den Schienengüterverkehr haben werden. SRF

Dittli zufolge drohen durch die häufigen Kontrollen Engpässe bei der Verfügbarkeit von Eisenbahnwagen. «Es wird schwierig sein, die Verfügbarkeit auf dem heutigen Niveau zu halten. Das könnte sogar zu Engpässen bei der Schweizer Landesversorgung führen.» Eine weitere Folge könnte eine Rückverlagerung des Transports auf die Strasse sein, weil der ganze Schienentransport teurer werde.

Grundsätzlich ist Dittli aber der Meinung, dass man mit diesen Massnahmen punkto Sicherheit grosse Schritte gemacht habe. Künftig wäre das Ziel, dass solch strengere Regulierungen nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa gelten würden. Dafür setzt sich auch Dittli ein.

10 vor 10, 11.9.2025, 21:50 Uhr ; 

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