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Zukunft der Bildung Studium nach Corona: Vorlesung und digitale Mittel ergänzen sich

Seit Monaten sitzen alle Studierenden vor dem Computer. Wie gut lernt man übers Internet und wie geht es weiter?

Als der Bundesrat im März den Lockdown verhängte, musste die ETH handeln: Innerhalb einer Woche hat sie die konventionelle Hochschule in eine Fern-Universität überführt.

Ein Kraftakt: «Für mehr als 1000 Vorlesungen haben wir eine Lösung gefunden, damit die Studierenden das Semester erfolgreich abschliessen konnten», erklärt Gerd Kortemeyer, der an der ETH Zürich die Abteilung Lehrentwicklung und -technologien leitet.

Es war ein historischer Moment für die ETH: «Ich wage zu sagen, dass das der grösste Umbruch unserer Hochschule war seit ihrer Entstehung 1855.»

Auch alle anderen Hochschulen mussten in kürzester Zeit den Unterricht auf Online umstellen. Seit mehreren Monaten sitzen nun Studierende in der ganzen Schweiz alleine zu Hause vor dem Computer statt mit Kollegen im Hörsaal.

E-Learning funktioniert auf den ersten Blick

Kann man mit digitalen Mitteln eine Vorlesung ersetzen? «Ja» lautet die Antwort, wenn man die Prüfungsresultate der ETH am Ende des ersten Corona-Semesters mit denen eines normalen Semesters vergleicht. «Wir konnten keine statistisch relevanten Unterschiede feststellen», so Gerd Kortemeyer. Schummeleien waren auch im Corona-Semester so gut wie ausgeschlossen, denn die wichtigen Prüfungen führte die ETH nicht Online, sondern vor Ort durch.

Auch Ranka Junge, Leiterin des Instituts für Ökotechnologie an der ZHAW, kennt das E-Learning Potenzial aus langjähriger Erfahrung: «Der reine Wissenstransfer kann auch digital per Internet und Computer stattfinden. Wer stur genug ist, kann heute fast alles über das Internet lernen.»

Wer stur genug ist, kann so gut wie alles lernen über das Internet.
Autor: Ranka Junge Leiterin des Instituts für Öktotechnologie, ZHAW

Nicht der Mangel an Information ist das Problem, sondern die unüberschaubare Fülle. Eine wichtige Aufgabe der Dozierenden sieht Ranka Junge deshalb im Filtern der Information: «Ein Dozent ist wie ein Blogger, er wählte Inhalte für seine Zielgruppe aus.»

E-Learning bedeute nicht, sich einfach Vorlesungen aus der Konserve anzuhören. In einem guten Online-Kurs stecke viel Arbeit und nicht alles lasse sich digitalisieren, so die Spezialistin für Umweltmikrobiologie: «Für unser Studium wäre es eine Katastrophe, wenn die Leute nur online studieren würden.» Die Verantwortlichen an der ZHAW setzen darum alles daran, dass auch während der Krise Experimente im Labor oder Feldbegehungen möglich sind.

Ein Studium ist mehr als Wissenstransfer

Auch für Gerd Kortemeyer können Video-Konferenzen und E-Learning-Plattformen eine Universität nicht ersetzen: «Es gibt Aspekte an einer Hochschule, die man digital nicht abbilden kann.» Er denkt dabei an soziale Interaktionen wie Teamarbeiten oder Diskussionen unter den Studierenden.

Wir haben einander vermisst und wir vermissen uns!
Autor: Gerd Kortemeyer Leiter Abteilung Lernentwicklung und -technologien, ETH

Wenn der Dozent zu Hause in eine Kamera spricht und die Studierenden vor dem Computer zum Lernen gezwungen sind, sei das nicht dasselbe, wie eine Vorlesung: «Lernen ist eine zu tiefst menschliche Aktivität», meint Gerd Kortemeyer und bringt die Situation auf den Punkt: «Wir haben einander vermisst und wir vermissen einander!»

Radikal hinterfragen

Trotzdem kann Gerd Kortemeyer dem aufgezwungenen Online Unterricht sehr viel Positives abgewinnen. Noch ist es zwar zu früh, um die Bedeutung des Corona Semesters für den Unterricht genau einzuschätzen. Klar ist, dass die neue Erfahrung vieles in Gang gesetzt hat: «Es gibt eine neue Offenheit, eine ernsthafte Hinterfragung von Traditionen wie nie seit 1855.»

Der Didaktik-Spezialist ist überzeugt, dass das in einer verbesserten Lehre resultieren wird, wo Vorlesung und digitale Mittel sich ergänzen.

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26. November 2020, 8:55 auf SRF 4 News

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