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Zunahme von Schimmelfällen Wer weniger heizt, riskiert mehr Schimmel

Die Leute heizen diesen Winter weniger. Hohe Strompreise und Sparappelle zeigen Wirkung. Die Kehrseite: Es gibt mehr Schimmel in den Wohnungen.

Bei Mieterinnen- und Mieterverbänden laufen die Telefone in diesen Tagen heiss. Die Anzahl Anrufe wegen Schimmelbefall in Küche, Bad oder Schlafzimmer sind diesen Winter markant gestiegen. «Die Leute sind besorgt wegen möglichen gesundheitlichen Folgen», sagt Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich. «Sie fragen aber auch, ob sie das dem Vermieter melden sollen.»

Ein Spezialist behandelt den Schimmel in einer Wohnung.
Legende: Auf Gebäudesanierungen spezialisierte Firmen bestätigen eine Zunahme von Schimmelfällen. SRF

Angst rät, Schimmel in jedem Fall und baldmöglichst per eingeschriebenem Brief dem Vermieter zu melden. Schimmel gilt als Mangel und muss deshalb vom Vermieter auf seine Kosten beseitigt werden. So sieht es das Mietrecht vor. Angst rät davon ab, Schimmel selbst zu beseitigen.

Energiesparkampagne des Bundes als möglicher Grund

Auf Gebäudesanierungen spezialisierte Firmen können sich derzeit nicht über die Auftragslage beklagen. Auch sie bestätigen eine Zunahme von Schimmelfällen. «Weniger heizen und hohe Luftfeuchtigkeit steigern das Risiko, dass sich besonders an den Aussenwänden Schimmel bildet. Betroffen sind vor allem schlecht isolierte Altbauten», erklärt Roger Frei, Leiter Gebäudesanierungen bei der Rolf Schlagenhauf AG.

Es gibt sicher einen Zusammenhang mit der Energiesparkampagne des Bundes, welche die Leute dazu auffordert, weniger zu heizen.
Autor: Walter Angst Kommunikationsleiter Mieterinnen- und Mieterverband Zürich

Dass die Leute diesen Winter weniger heizen, hat mit den Energiekosten zu tun. Beim Mieterinnen- und Mieterverband Zürich sieht man aber noch einen weiteren Grund: «Es gibt sicher einen Zusammenhang mit der Energiesparkampagne des Bundes, welche die Leute dazu auffordert, weniger zu heizen. Leider wird darin nicht gesagt, dass wer weniger heizt, gleichzeitig gezielter lüften sollte», kritisiert Angst.

Streit über Kostenübernahme

Schimmelsanierungen können teuer werden. «Es kommt darauf an, wie gross der Befall ist. Eine oberflächliche Behandlung mit Desinfektion und einem neuen Anstrich kostet etwa 500 Franken bei einem halben Tag Arbeit. Muss man tiefer gehen oder braucht es eine energetische Sanierung mit Wärmedämmung, kann es auch mehrere Tausend Franken kosten», erklärt Gebäudesanierer Roger Frei.

Obwohl Vermieter rechtlich für die Kosten aufkommen müssen, kommt es häufig zu Streitereien mit den Mietern. Jurist Fabian Gloor vom Mieterinnen- und Mieterverband Deutschschweiz sagt: «Vermieter sagen, die Mieter seien schuld, weil sie zu wenig gelüftet haben. Mieter ihrerseits argumentieren, die Wohnung sei schlecht isoliert.»

Wie verhindere ich Schimmel in Wohnräumen?

Box aufklappen Box zuklappen
  • Im Winter alle Räume mit gleicher Temperatur regelmässig beheizen
  • in Wohnräumen mit Feuchtigkeitsproblemen keine Wäsche trocknen oder gar Luftbefeuchter benutzen
  • Richtig lüften: Dreimal täglich während 5 bis 10 Minuten mit Durchzug lüften
  • Wenn beim Kochen, Duschen oder Bügeln viel Dampf entsteht, zusätzlich lüften oder Ventilatoren betätigen
  • Dauerlüften durch geöffnete Kippfenster während der Heizperiode vermeiden

In der Praxis habe Schimmel laut Gloor häufig mehrere Ursachen, wobei die Bauphysik eine wichtige Rolle spiele. In der Regel können sich die Parteien zwar meistens einigen. Es lohne sich aber, sein Recht einzufordern, wenn sich Vermieter anfänglich nicht kulant zeigen, rät der Jurist. Keinesfalls sollte man zuwarten mit der Behebung des Schimmels. Dieser verschwindet nicht von allein und bereitet sich aus. Das erhöht das Risiko von ernsthaften gesundheitlichen Problemen, vor allem von Atemwegserkrankungen.

SRF 4 News, 23.01.2023, 11 Uhr

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