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Zurück zur Normalität Economiesuisse: «Kantone sollten Tests in Betrieben durchführen»

Economiesuisse fordert kantonale Testkonzepte. Diese seien erforderlich, um die volkswirtschaftlichen Kosten zu reduzieren und eine Rückkehr zum normalen Leben noch vor der vollständigen Umsetzung der Impfstrategie zu ermöglichen, sagt Chefökonom Rudolf Minsch.

Rudolf Minsch

Chefökonom Economiesuisse

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Der promovierte Volkswirt und Gastprofessor an der FHGR in Chur ist seit 2007 Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse.

SRF News: Was fordert Economiesuisse von den Kantonen?

Rudolf Minsch: Die Kantone sind im absoluten Masse gefordert, Testkonzepte auszuarbeiten und zuzulassen, sodass man schweizweit in jedem Kanton Massentests in den Betrieben durchführen kann.

Warum sind Massentests in Unternehmen aus Sicht von Economiesuisse so wichtig?

Der harte Shutdown, den wir momentan haben, bringt erhebliche Kosten mit sich, unter anderem durch die Läden und Restaurants, die geschlossen bleiben müssen. Laut Schätzungen gehen damit rund 150 Millionen Franken pro Tag, also etwa eine Milliarde Franken pro Woche verloren. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind also immens. Da können wir uns im Verhältnis dazu auch etwas mehr Tests leisten, um die Kosten zu reduzieren.

Wenn es ökonomisch sinnvoll ist, in Unternehmen mehr zu testen, warum sind die Betriebe nicht selber initiativ?

Es gibt einzelne Unternehmen, die von sich aus testen. Doch der entscheidende Punkt, damit mehr Unternehmen mitmachen ist, dass man ihnen ein Zückerchen gibt für ihren Effort. Das zeigt das Beispiel des Kanton Graubündens: Dort gelten erleichterte Quarantäneregelungen für jene Unternehmen, die sich an den Massentests beteiligen: Es muss dann nicht gleich die ganze Abteilung in Quarantäne, wenn jemand positiv getestet wird. Das Resultat: Rund 650 Unternehmen machen bei den Massentests in Graubünden mit. Wir glauben daran, dass das auch in der ganzen Schweiz der Fall sein würde. Denn die erleichterte Quarantäneregelung würde den Unternehmen Planungssicherheit geben.

Das Konzept von Graubünden soll also auf die ganze Schweiz angewendet werden?

Das Konzept von Graubünden muss nicht eins zu eins übersetzt werden, da kann es verschiedene Färbungen für unterschiedliche Kantone geben. Besonders die bevölkerungsreichen und auch die wirtschaftlich starken Kantone müssen nun handeln, allen voran Zürich, aber auch Bern, St. Gallen und Waadt. Sie sollten auf die Teststrategie einschwenken, damit man auch auf schweizweiter Ebene Erfolge zeigen kann.

Was sind die Konsequenzen, wenn die Teststrategien weiterhin fehlen?

Ohne das Testen steigt das Risiko, dass wir in eine dritte Welle rutschen. Mit intensiven Testbemühungen können wir die Ansteckungsketten frühzeitig unterbrechen. Eine schweizweite Teststrategie würde bedeuten, dass wir eine Rückkehr zum normalen Leben zulassen können, ohne ein grosses Risiko einzugehen, dass die Fallzahlen wieder explodieren.

Das Gespräch führte Lia Pescatore.

10vor10, 23.02.2021, 21:50 Uhr ; 

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