Die Schale der Zwiebeln und Kartoffeln oder der Strunk des Kopfsalates: Grünzeug gehört eigentlich in den Kompost. Doch ganz so einfach ist es nicht. Wer keinen eigenen Garten mit Komposthaufen hat, muss die Rüstabfälle anderweitig entsorgen. Je nachdem wie gross die Hürden sind, landen Zwiebelschale und Co. dann doch im Abfalleimer.
In der Stadt Freiburg etwa wird überdurchschnittlich viel Grüngut via Abfallsack entsorgt. Laut einer Erhebung der Stadt besteht der Haushaltsmüll zu 50 Prozent aus Grüngut. Schweizweit sind es rund 33 Prozent, wie eine Untersuchung des Bundesamtes für Umwelt BAFU zeigte.
Das Problem in Freiburg: Es gibt nur in einem einzigen Quartier eine Kompostsammelstelle, welche von einem Quartierverein betrieben wird. Ansonsten hätten die Hausverwaltungen die Möglichkeit, einen eigenen Grüncontainer bei der Stadt zu beziehen. Von diesem Angebot machen jedoch nur die Wenigsten Gebrauch. Es sei zu teuer, brauche zu viel Platz oder stinke, heisst es.
Océane Gex, FDP-Stadträtin in Freiburg, stört sich an der Situation: «Alle möchten etwas zur Nachhaltigkeit beitragen, das Bedürfnis für eine bessere Grünabfuhr wäre gross.» Mit einem Vorstoss im Stadtparlament verlangt sie nun, dass die Kompostentsorgung in Freiburg einfacher wird.
Je komfortabler die Grüngutentsorgung ist, desto mehr Grüngut wird separat entsorgt und gelangt in die Kompostieranlagen.
Dass das Sammelsystem der jeweiligen Gemeinde einen grossen Einfluss darauf hat, wie viel Grüngut im normalen Kehricht landet, sagt auch Andreas Utiger, Geschäftsführer von Biomasse Suisse dem Verband für Kompostier- und Vergährungsanlagen. Je komfortabler die Grüngutentsorgung sei, desto mehr Grüngut werde separat entsorgt und gelange in die Kompostieranlagen, so Utiger. «Wenn das Grüngut in Containern vor dem Haus abgeholt wird, so ist die gesammelte Menge grösser, als wenn der Bürger mit dem Grüngut zu einer Sammelstelle fahren muss.»
Problem: Plastik im Kompost
Die Problematik in Freiburg ist den Behörden bekannt. Eine einfache Lösung ist aber nicht in Sicht. In den 90er-Jahren hat die Stadt in verschiedenen Quartieren Kompostsammelstellen aufgebaut. «Wir machten damals die Erfahrung, dass die Qualität des Grüngutes nicht stimmte», sagt Patrick Fracheboud vom Tiefbauamt.
Das bestätigt auch Andreas Utiger von Biomasse Suisse. Gerade im urbanen Raum gebe es bei Grüncontainern oft das Problem, dass Plastik enthalten sei. «Bei Containern für mehrere Wohnungen fühlt sich oft niemand verantwortlich. Die Leute werfen oft Küchenabfälle inklusiv Verpackung weg», sagt Andreas Utiger. Trotz wachsendem Bewusstsein für Umweltthemen, nehme diese Problematik zu. «Wir versuchen in betroffenen Regionen die Menschen aufzuklären.»
In Freiburg wird nun die Abfallstrategie überarbeitet. Gleichzeitig soll auch die Grünabfuhr besser organisiert werden. Zum Beispiel mit mehr Sammelstellen, begleitet von Informationskampagnen, damit die Qualität des Grünguts besser ist als früher.
Das liebe Geld
Es gibt aber noch ein Problem: Würden in der Stadt Freiburg alle Grünabfälle korrekt entsorgt, würden weniger Gebührensäcke verkauft. Der Stadt entgingen laut eigenen Berechnungen jährlich 400'000 Franken an Einnahmen. Die Kosten für die Abfallentsorgung würden aber nicht markant sinken.
Man arbeite hier an einer Lösung, gefunden habe man sie aber noch nicht, heisst es bei der Stadt.