Unauffällig kommt sie daher, die Laufhose, die vor Verletzungen schützen soll. Nicht etwa mit dicker Polsterung, sondern mit smarten Funktionen. Sie soll beim Sport frühzeitig Erschöpfung erkennen und damit Überbelastung vorbeugen.
Garn erfasst kleinste Bewegung
Eine Forschungsgruppe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ETH ist an der Entwicklung der Hose dran. Für Valeria Galli, Ingenieurin und Doktorandin ist es wichtig, dass die Hose sitzt: «Wir wollten ein smartes Kleidungsstück, das für alle zugänglich ist und einfach getragen werden kann», niemand solle meinen, «dass etwas Seltsames an der Kleidung ist.»
Der Sensor dehnt sich zusammen mit der Hose aus. Diese Veränderungen im Material können wir messen.
Der Stoff der Hose trägt den Sensor in sich und das Garn besteht aus einem leitenden, elastischen Gummi. «Der Sensor dehnt sich zusammen mit der Hose aus. Diese Veränderungen im Material können wir messen», erklärt Tyler Cuthbert, promovierter Chemiker an der ETH. Durch das Ausdehnen und Lockern des Garns können Mikrobewegungen erfasst werden.
Die Textilintegration ermögliche den direkten Zugriff auf die Bewegungsdaten bestimmter Körperbereiche. Dadurch könnten genauere Daten als durch eine Uhr oder ein Telefon erhoben werden. «Wir können verfolgen, wie sich der Körper bewegt, und nicht nur, wie viel er sich bewegt», so Cuthbert.
Im richtigen Moment aufhören
Der Bewegungsablauf verändert sich, sobald die rennende Person müde ist. Dazu gehört die Schrittlänge, das Fussaufsatzverhalten, die Rumpfstabilisation und die Armbewegungen, erklärt Markus Ryffel, Olympia-Silbermedaillen-Gewinner und Laufexperte.
Mit zuverlässigen Informationen könnte die Trainingssteuerung signifikant optimiert werden im Leistungssport, aber auch beim wettkampforientierten Breitensport.
Mit der smarten Hose könnten Sportlerinnen und Sportler an der Belastungsgrenze trainieren, ohne diese zu überschreiten. Der entscheidende Punkt sei es, im richtigen Moment aufzuhören. «Daten können drahtlos und in Echtzeit verfolgt werden. So ist klar, wann eine Pause eingelegt werden muss», sagt Valeria Galli.
Ryffel könne sich gut vorstellen, dass «bei zuverlässigen Informationen die Trainingssteuerung signifikant optimiert werden könnte im Leistungssport, aber auch beim wettkampforientierten Breitensport.»
Prototyp strebt auf den Gadget-Markt
Die Laufhose ist ein erster Versuch für den textilen Sensor. Die Forschenden können sich dafür auch andere Einsatzgebiete vorstellen. Ein Einsatzgebiet sehen sie zum Beispiel in der Arbeitswelt, wo sich Menschen oft durch wiederholende Bewegungen verletzen würden, oder auch in der Rehabilitation in der Physiotherapie.
Der Prototyp soll bald zu einem marktreifen Produkt werden, denn so weit ist die Laufhose nämlich noch nicht ganz. Für zuverlässige Bewegungsanalysen braucht es noch zahlreiche weitere Tests und eine Menge Bewegungsdaten.