Chat-Protokoll:
Wem gehört der Mars oder die anderen Planeten? Demjenigen, der zuerst dort eine Fahne aufstellt oder demjenigen, der die stärksten Kampfverbände dort hinbringen kann? Gibt es international anerkannte Spielregeln? MfG
Guido Schwarz: Es gibt zwar ein internationales Weltraumrecht (Outer Space Treaty von 1967), das besagt, dass niemand Anspruch auf einen anderen Himmelskörper erheben kann. In der Tat wird die Durchsetzung jedoch schwierig sein und es wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass der, der den Claim absteckt, kaum gehindert werden kann.
Wie lassen sich die heutigen Planetary-Protection-Richtlinien mit bemannten Marsmissionen vereinbaren, sodass die Umgebung langfristig intakt und wissenschaftlich erforschbar bleibt? Braucht es Anpassungen oder ein radikales Umdenken unseres Eingreifens in andere Umgebungen jenseits der Erde?
Alexandra Isele: Die Planetary-Protection-Richtlinien sind sehr strikt und lassen keine Kontamination von Mikroben etc. der Erde auf dem Mars zu. Weiterhin muss das Thema bei menschlichen Missionen zum Mars neu definiert werden. Ich stimme zu, dass die kurz- und langfristigen Folgen unseres Eingreifens auf andere Planeten komplett in der Verantwortung der Menschheit liegt und ich schätzen den Input, bzw. den Fokus auf diesen Bereich der Weltraumforschung sehr. Vielen Dank für Ihren Input.
Wieso müssen wir schlucken + sollen akzeptieren; zum zu Mars fliegen, das Hobby von Milliardären [E.Musk] sei für uns (Menschheit) wichtig ? Auf der Erde unten gibt es viel wichtigere Probleme endlich zu lösen...
Alexandra Isele: Ich gebe Ihnen Recht, dass die Gesellschaft ihre globalen Prioritäten gemeinsam neu definieren sollte. Wir freuen uns über die Gedanken-Anregung und die Diskussionen zum Thema.
Liebe Experten Danke für den Beitrag. Die Frage: «Leben auf dem Mars?» scheint mir sehr kurz gegriffen. Klar, wollen Wissenschafter immer weiter ins All vorstossen. Aber wäre es auf dem Mars oder auch Mond, nicht eher ein Überleben oder Existieren als LEBEN. Das sogenannte Leben dort wäre ja weitgehend in Schutzhüllen oder Hallen gebunden. So wie ein grosses Treibhaus, wie ja auch schon experimentiert wurde. Aber ist das Leben und lebenswert? Und was wäre der Nutzen für den Rest der Menschheit auf der Erde? Da wollte ich nie hin. Freundlicher Gruss
Guido Schwarz: Ja, Sie haben vollkommen recht: Leben auf dem Mars oder auf dem Mond wäre ein Überleben. Denn die Bedingungen auf beiden Himmelskörpern sind extrem. Auf dem Mars bewegen sich zwar die Temperaturen zwischen +20 und -150 Grad Celsius, was für menschliche Verhältnisse passabel ist. Doch Sie können nicht nach draussen ohne Raumanzug. Das bedeutet, dass Sie in einem künstlichen Habitat leben. Auf dem Mond sind die Bedingungen noch extremer; die Temperaturen schwanken zwischen +130 und -180 Grad, weil es gar keine Atmosphäre gibt. Insgesamt macht es Sinn, den Mars und den Mond für die Forschung zu besuchen und länger zu bleiben, ähnlich wie bei Missionen in die Antarktis. Der Nutzen liegt in den Forschungsresultaten und für die Missionen entwickelte Technik, die uns in einem weiteren Schritt im täglichen Leben zugutekommen.
Wachsen Pflanzen wie z. B. Hanf im Gewächshaus auf dem Mars schneller als auf der Erde?
Alexandra Isele: Gute Frage: Sollte es der Menschheit gelingen, ein Gewächshaus auf dem Mars mit Erde (von der Erde?) und optimalen Bedingungen (Sauerstoff? Wasser? Sonnenlicht trotz Sandstürme?) zu bauen, dann könnte man sich vorstellen, dass durch die geringere Anziehungskraft des Marses im Vergleich zur Erde der Hanf etwas schneller in die Höhe wachsen könnte. Letztlich müsste man das noch testen, um sicherzugehen :-)
Wie lange dauert 2029 eine Reise zum Mars und ist dann die Rückkehr gesichert?
Guido Schwarz: Eine bemannte Mars-Mission dauert voraussichtlich rund 2 Jahre. Der Flug zum Mars dauert 7–9 Monate. Dann muss man auf dem Mars rund ein Jahr ausharren, bis der Mars und die Erde wieder in einer ähnlich günstigen Position zueinander stehen, damit man wieder zurückfliegen kann. Das dauert dann nochmals 7–9 Monate. Allerdings wird 2029 kaum schon eine bemannte Mars-Mission (mit Landung) möglich sein.
Hallo, Trump will die Nasa zusammenkürzen. Ist es sinnvoll, die Raumfahrt privat zu organisieren? Oder ist das ohne Staaten gar nicht möglich? Liebe Grüsse
Alexandra Isele: Vielen Dank für die spannende Frage: die privaten Akteure, die wir heute in der Raumfahrt-Industrie sehen, arbeiten ALLE mit den staatlichen Organisationen zusammen. Auch SpaceX hat viel Unterstützung der NASA. Die internationale, staatliche Zusammenarbeit in der Raumfahrt, welche über die nationalen Raumfahrtorganisationen orchestriert wird, ist der Motor der Raumfahrt. Hier werden langjährige Missionsziele definiert und die Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Entwicklung seit den 70er-Jahren vorangetrieben. Die heutige private Raumfahrt «boostet» den staatlichen Motor. Das Zusammenspiel von staatlichen und privaten Organisationen wird weiterhin spannend zu beobachten sein, aber beide sind wichtige Impuls- und Taktgeber bei der Erforschung des Weltalls.
Wie will Herr Musk auf dem Mars ein Klima schaffen, dass Menschen dort leben können?
Guido Schwarz: Eine Kolonie auf dem Mars könnte – zumindest zu Beginn – mit grossen Bauten, die hauptsächlich unterirdisch sind, realisiert werden. Das bedeutet aber, dass man stets einen Raumanzug anziehen muss, um nach draussen zu gehen. Wenn man auf dem Mars – theoretisch – ein Klima wie auf der Erde schaffen möchte, dann wäre das nur unter extremem Aufwand machbar und würde vermutlich tausende von Jahren dauern. Doch welche Projekte kennen Sie, die über viele Generationen hinweg realisiert worden sind? Wohl keine. Es macht also mehr Sinn, wenn wir unserer Erde Sorge tragen und nicht auf den Plan B von Elon Musk setzen.
Von wegen Zivilisation vorantreiben: Ist Kinderkriegen auf dem Mars möglich? Wie soll das gehen. :-)
Guido Schwarz: Das ist eine sehr gute Frage! Viele Menschen schauen sich Science-Fiction-Filme an und denken, wenn wir zum Mars gehen, dann ist das etwa so wie in «Raumschiff Enterprise». Kinder kriegen auf dem Mars ist wohl keine so gute Idee. Die Anziehungskraft auf dem Mars beträgt nur etwa 38 % der Erdanziehungskraft. Der menschliche Körper ist nicht dafür gemacht. Natürlich wird es medizinisch gesehen in der Zukunft Lösungen geben. Aber aus heutiger Sicht ist das schwierig. Kommt dazu: Wenn ein Mensch, der auf dem Mars geboren wird und aufwächst, einmal zur Erde reisen möchte, so möchte ich nicht in dessen Schuhen stecken. Der würde sich fühlen, wie wenn er einen Elefanten auf den Schultern trägt. Also abschliessend gesagt: In den nächsten 50–100 Jahren sollte man sich eine Schwangerschaft auf dem Mars nicht antun.
Gibt es eine Zwischenlandung oder ist es ein Direktflug? Welche Voraussetzung brauchte es, um daran teilzunehmen? Kosten?
Alexandra Isele: Aktuell sehen die Pläne für eine mögliche, bemannte Mars-Mission so aus: Im Orbit des Mondes der Erde wird es eine stationäre Raumstation geben – ähnlich der ISS, die sich aktuell im Erdorbit befindet. Von dort aus wird es möglich sein, mit modernen Raketen zum Mars zu reisen. Sollte der Mond als Zwischenstation dienen, bräuchte es weniger Antrieb. Man könnte sich natürlich auch einen Start von der Erde aus vorstellen, ohne Zwischenstopp Mond, dann bräuchte man aber deutlich leistungsstärkere Raketen. Die Kosten eine Mars-Mission hängen stark davon ab, wie sich weit sich die Technologie in den nächsten Jahren entwickelt. Rover auf den Mars zu schicken, hat die Gesellschaft bereits mehrere Milliarden CHF gekostet. Bewerben kann man sich sicher zu gegebener Zeit entweder bei privaten Unternehmern oder Raumfahrtagenturen. Aus heutiger Sich muss man eine Ausbildung machen, die mehrere Monate oder Jahre dauert, um sich als Astronaut zu qualifizieren.
Warum zum Mars? Auf der Erde haben wir genug Probleme, welche wir zuerst lösen sollten – oder ist dies einen Fluchtversuch?
Guido Schwarz: Ein Fluchtversuch aus heutiger Sicht ist unsinnig. Wir sollten unsere Erde besser vor den Umweltschäden schützen. Das schliesst aber nicht wissenschaftliche Missionen aus, die uns wertvolle Informationen liefern könnten, weshalb der Mars z. B. kein lebensfreundlicher Planet ist, obwohl er in einem guten Abstand zur Sonne steht. Wir können aus der Erforschung sehr viel über unseren eigenen Planeten lernen.
Fangen wir nicht etwas spät mit der Kolonialisierung des Mars an? Oder glaubt man, die Marseroberung vor der Vernichtung des Lebens auf der Erde zu schaffen?
Guido Schwarz: Wir werden die Menschheit nicht mal schnell retten, indem wir den Mars besiedeln. Wie könnte das Leben auf der Erde vernichtet werden? In erster Linie, wenn wir uns selbst zerstören, weil wir nicht aufhören, uns zu bekriegen. Durch einen Asteroideneinschlag? Die NASA hat mit DART eine erste Testmission durchgeführt, bei der ein Asteroid abgelenkt worden ist. Von richtig grossen, gefährlichen Asteroiden kennen wir die Flugbahnen und könnten handeln, bei kleineren (die z. B. eine Stadt zerstören könnten) wird es schwieriger. Allerdings würde dies nicht das Ende der Menschheit bedeuten. Durch die sterbende Sonne? Unser Stern wird in rund 4 Milliarden Jahren anwachsen und die Erde verschlingen. Das sind vier Milliarden Jahre. Wenn wir das Römische Reich nehmen, das vor rund 2000 Jahren existierte, und wir den technologischen Fortschritt seither anschauen, dann werden wohl unsere Nachfahren in ein paar 10'000 Jahren bessere Ideen haben, wie wir uns retten könnten (sofern die Menschheit sich dann eben nicht schon selbst vernichtet hat).
Wie sehr würde sich die Erde verändern, würden mehr Leute auf dem Mars leben? Würde sich die Klimakrise beruhigen. Und wie lange würde es dauern, bis der Mars selbst in einer Klimakrise wäre?
Alexandra Isele: Interessante Fragestellung! Wir können uns heute verschiedene Szenarien vorstellen: Zum einen, dass die Menschheit eine neue Wertschätzung für die sehr lebensfreundliche Erde bekommt, dass wir die Erde als Paradies im Weltall, als blaue Murmel und als Heimatraumschiff neu schützen lernt. Zum anderen würde eine Besiedlung des Weltalls ein neues Bewusstsein auf der Erde für die Themen des Weltalls mit sich bringen. Ein paar Menschen sehen ein Habitat auf dem Mars als «Plan B», z. B. für den Fall, dass die Erde nicht mehr bewohnbar wäre. Dieses Szenario sehen wir als nicht zielführend.
Welche Nahrungsquellen gäbe es denn wohl auf dem Mars? Danke sehr für eure Arbeit…!
Alexandra Isele: Vielen Dank für die Fragen und Ihr Interesse :-) Der Erfindergeist und Gärtner wird hier gefragt sein! Am einfachsten wäre es, der Mensch könnte sich zukünftig mit flüssiger Energie versorgen. Diese könnte eventuell chemisch, mit Bestandteilen der Marsoberfläche hergestellt werden oder von der Erde transportiert werden. Quellen für Nahrung gibt es bisher keine bekannten auf dem Mars, ausser, dass bereits Wasser in Form von Eis nachgewiesen wurde. Künftige Forschung wird Gesteinsproben aus der Marsoberfläche untersuchen und daraus eventuell ein Gärtner-Konzept ableiten können – vielleicht sogar mit neuartigen oder von der Erde abgewandelte Pflanzen.
Welchen (wirtschaftlichen) Sinn hat es, so ein Riesen-Projekt zu starten? Man muss ja auf dem Mars erst einmal so etwas wie eine Atmosphäre, einen Wasserkreislauf, eine Biosphäre und vieles mehr erschaffen, um überhaupt Leben auf dem Mars zuzulassen. Jedes einzelne dieses Geoengineeringprojekts ist völlig grössenwahnsinnig und mit Billionen von Dollar an Investitionskosten vorgesehen. Wenn man also bereits solch ein Know-how an Wissen hat, warum sich nicht die immensen Transportkosten zwischen Mars und Erde sparen, und direkt bei der Erde anfangen, oder zumindest, wenn man keine Risiken auf der Erde eingehen will, auf dem Mond? Und dann kommt ja noch die Frage, wer soll da wohnen? Ich habe ja als Investor riesige Investitionskosten, da kann ich ja schlecht eine Miete von 2000.- verlangen. Und meine letzte Frage: Was, wenn wir irgendein Detail übersehen haben, und wir dringend eine Ressource auf unserer Marssiedlung brauchen, die wir nicht dabei haben? Man kann ja schlecht etwas kurzfristig bei der Erde bestellen und am nächsten Tag ist es bereits vor der Marshaustüre.
Guido Schwarz: Für eine rein wissenschaftliche Mission ist das alles nicht nötig, denn die Mission ist zeitlich begrenzt. Wenn wir von der Besiedlung des Mars sprechen, dann ist es vorstellbar, dass man zu Beginn grössere Strukturen baut, in denen die Verhältnisse (Luft, Temperatur etc.) stimmen. Wenn wir über die kühnen Träume einiger Leute diskutieren, den Mars mit sogenanntem Terra Forming zu verändern, dann ist das in der Tat irrwitzig (zumindest aus heutiger Sicht; vielleicht ist das in 200-300 Jahren anders). Es ist wesentlich einfacher, unserer Erde Sorge zu tragen. Auf dem Mond ist man zwar näher bei der rettenden Erde, doch das Leben ist wesentlich aufwendiger, denn auf dem Mond gibt es gar keine Atmosphäre, weshalb die Temperaturen zwischen Tag und Nacht von +130 und -180 Grad schwanken. Die Frage: Wer soll da wohnen? Das ist wirklich eine gute Frage. Für Wissenschaftler wäre es gut, vor Ort zu sein. Andere Leute könnten z. B. dort wohnen, wenn sie eine Arbeit vor Ort haben. Bergbau würde vermutlich nicht viel Personal erfordern, da vieles automatisch gemacht werden würde. Die Ressourcen für die Mars-Besiedlung würden direkt vom Mars kommen. Man muss vor Ort Material produzieren aus den Rohstoffen des Mars.
Eine Frage zum bemannten (oder befrauten) Flug zum Mars: Meines Erachtens wird die Gefahr der Strahlung (Sonnenwind und kosmische Strahlung) zu wenig (und zu wenig genau) diskutiert. Welche Strahlungsmenge hat ein Astronaut oder eine Astronautin für die Zeit der ganzen Reise zu erwarten? Am besten schützen bekanntlich Wasser und Plastik: Wie viel Wasser müsste es sein, damit ein gewisser Schutz gewährleistet wäre?
Alexandra Isele: Korrekt, die Strahlung ist eine der grössten Herausforderungen: Kosmische Strahlung kann z. B. durch verschiedene Schichten mit Kunststoffen wie Nylon und Mylar oder Aramidfaser gedämmt werden. Ausserdem schützen Beschichtungen von Aluminium oder Gold.
Nach 9 Monaten in Schwerelosigkeit würde die Muskelmasse und die Knochendichte so zurückentwickelt würden, dass diese Menschen nicht einmal mehr auf ihren Beinen stehen könnten.
Alexandra Isele: Das ist in der Tat eine der grossen Herausforderungen: Es wird seit nahezu 20 Jahren auf der ISS hierzu Forschung betrieben. Die Astronauten müssten mindestens zwei Stunden am Tag Training absolvieren und dennoch würde sich die Muskelmasse und der Knochenbau verändern.
Hallo. Wie heisst die Rakete? Was wird auf der Mission gegessen? Wie lange geht die Reise und wie lange die Mission? Wie viele Astronauten gehen auf die Mission?
Guido Schwarz: Das sind viele Fragen. ;-) Eine mögliche Rakete ist das Starship von SpaceX. Allerdings befindet sich dieses erst in der Testphase und es braucht noch viel mehr Technik, um tatsächlich mit Menschen zum Mars zu fliegen. Beim Essen wird es ähnlich sein wie auf der Raumstation ISS; die Astronautinnen und Astronauten essen Menüs, die den Fertigmenüs aus dem Laden nahekommen. Auf dem Mars müssen aber auch Gewächshäuser errichtet werden, da es zu teuer ist, für Langzeitmissionen alles Essen von der Erde mitzubringen. Der Flug von der Erde zum Mars dauert 7–9 Monate, dann muss man rund ein Jahr auf dem Mars bleiben, bis die Erde und der Mars wieder in optimaler Position sind, und zurück dauert es dann nochmals 7–9 Monate. Auf eine Mars-Mission werden vermutlich 5–8 Leute gehen.
Kann sich da jeder und jede melden oder wie genau wird das ablaufen?
Alexandra Isele: Verschiedene Unternehmen werden sich Konzepte überlegen, welche eine Mars-Mission aufzeigen. Es gab bereits eine Ausschreibung vor einigen Jahren, bei der sich ambitionierte Astronauten der Zukunft bewerben konnten. Am wahrscheinlichsten wird es entweder der NASA oder Space X gelingen, diese Mission konkret zu planen. Nachdem professionelle Astronauten die Wege zum Mars erprobt haben könnte es auch vorstellbar sein, dass jedermann und jede Frau zum Mars reisen könnte. Definitiv Zukunftsmusik!
Wer bezahlt diese Mission??
Guido Schwarz: Wissenschaftliche Missionen werden durch die an den Missionen beteiligten Staaten bezahlt. Wenn wir aber von der Besiedlung des Mars sprechen – z. B. der Aufbau einer Kolonie, wie dies Elon Musk vorschwebt -, dann ist das eine private Angelegenheit. Allerdings wird Musk kaum aus Menschenliebe den Mars besiedeln. Es soll ihm auch was bringen. So sollen die Leute, die zum Mars fliegen, mitzahlen.
Warum gerade eine Mission zum Mars? Warum nicht ein anderer Planet? Warum überhaupt diese Übungen. Was bringt eine menschliche Besiedlung wie in den Sci-Fi-Filmen?
Alexandra Isele: Im Vergleich zu allen anderen Planeten in unserem Sonnensystem ist der Mars interessant, da er ein Gesteinsplanet ist und da der Mars direkt «neben» der Erde die Sonne umkreist. Er ist der Erde damit relativ nahe und es herrschen Temperaturen von ca -150° bis +20°C. In diesem Temperaturbereich könnte man sich vorstellen, mit den uns bekannten Materialien ein Habitat zu bauen. Eine menschliche Besiedlung könnte Abenteuer, Tourismus, oder signifikanten, technologischen Fortschritt bringen.
Ist die «Mars-Mission» eine bewusste Ablenkungsstrategie der superreichen Elite? Weltraumimperialismus? Tatsächlich die einzige Lösung, dem Terror des kapitalistischen Systems zu entkommen? Oder ist es einfach menschliches Streben nach Vorschritt?
Guido Schwarz: Ich denke, wir könnten irgendwo hingehen im Universum, doch der Mensch bleibt immer der Mensch. Das heisst, es ist keine Strategie, von der Erde wegzugehen, um den Problemen zu entgehen. Wenn wir aus wissenschaftlichen Gründen zum Mars fliegen, dann haben wir einen mehrfachen Nutzen für die Menschheit. Wir entwickeln neue Technik, die der Menschheit zugutekommt und wir finden mehr heraus über die Entstehung des Sonnensystems und weshalb der Mars im Gegensatz zur Erde lebensfeindlich ist.
Milliarden für einen Marsflug ausgeben, während die Erde brennt... Ist das nicht komplett verrückt? Oder überseh ich da was? :)
Alexandra Isele: Ja, es scheint nicht sehr verhältnismässig zu sein. Ich gebe ihnen Recht! Jedoch sind die Menschen auf der Erde Visionäre und der Appetit auf neues Wissen, neue Gefilde zu entdecken ist nicht direkt mit dem politischen und umwelttechnischen aktuellen Geschehen der Erde verlinkt. Aus dem technologischen Fortschritt, der durch die Erforschung des Weltalls entsteht, können sich massgebliche Technologien entwickeln, die uns letztlich helfen, die Erde viel besser zu bewahren und zu schützen als dies bisher der Fall ist.
Wie schützen sich die Astronauten während dem geplanten Flug und nachher vor der tödlichen Strahlung?
Alexandra Isele: Die Schutzanzüge der Astronauten sind mit mehreren Lagen Materialien versehen, die Strahlenschutz bieten: Blei (an bestimmten Bereichen) Gold, und andere neuartige Materialien.
Langfristig: Wenn wir wirklich eine Basis bauen wollen – wo kriegen wir die ganzen Baumaterialien her? Alles von der Erde rüberschleppen klingt irrsinnig teuer. Gibt es Pläne, mit Mars-Sand und -Gestein zu bauen?
Guido Schwarz: Material von der Erde anzuschleppen ist viel zu teuer. Man nutzt die Ressourcen, die der Mars bietet. Mittlerweile ist die Technik schon so weit, dass man vieles direkt aus den Rohstoffen des Mars gewinnen kann. Auch aus der Atmosphäre des Mars kann man z. B. Sauerstoff und Treibstoff gewinnen. Und man arbeitet an 3D-Druckern, die Mars-Sand zu Bausteinen verarbeiten können.