Ob Handystrahlung schädlich ist oder nicht, wird diskutiert, seit es Handys gibt. Insbesondere auch über die möglichen Mechanismen, also über das «wie», wenn es um mögliche negative Auswirkungen geht.
Zu diesem Thema forscht auch Martin Röösli, er ist Professor am Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut in Basel. Röösli beschäftigt sich mit der Frage: Wie hängen Umwelt und Gesundheit zusammen? Mögliche Auswirkungen von Handystrahlung gehören damit auch zu seinem Forschungsgebiet.
Studie mit Einschränkung
Röösli hat dazu jetzt eine neue Studie vorgelegt. Denn es sei ein Thema, das bewege, praktisch jede Person sei Handystrahlung ausgesetzt. «Wenn also das Risiko nur geringfügig ansteigen würde, wäre das von Besorgnis», sagt der Professor.
Die Studie hat 2886 Rekruten im Alter zwischen 18 und 22 Jahren untersucht. Dabei kam grundsätzlich heraus, «dass Männer, die das Handy mehr genutzt haben, eine schlechtere Spermienkonzentration hatten», erklärt Röösli.
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Es gibt aber eine wichtige Einschränkung: Die Studie begann bereits im Jahr 2005 – in einer Zeit, als die Mobilfunktechnik noch mit deutlich stärkerer Strahlung funktionierte. Derzeit würden die Ergebnisse suggerieren, «dass – wenn es einen Zusammenhang gab – dieser vor allem früher war und dass er heute deutlich kleiner ist und nicht mehr signifikant», fügt Röösli an. Für die heute verbreitete Mobilfunktechnik, lasse sich kein Effekt auf die Spermienzahl bei den Rekruten mehr nachweisen.
Handystrahlung erwärmt Körper
Ausserdem sei nicht geklärt, ob beim gefundenen Zusammenhang wirklich die Handystrahlung die Ursache sei. Dem pflichtet auch Jürg Leuthold bei. Er ist Professor für Elektromagnetische Felder an der ETH Zürich und war an der Studie nicht beteiligt: «Ist es tatsächlich eine Frage der Mobilkommunikation oder ist es nicht mehr eine Frage des Lebensstils?»
Was als Effekt auf den menschlichen Körper aber klar ist: Handystrahlung kann Körpergewebe erwärmen. Doch ob es bloss eine Erwärmung sei oder es andere Effekte gebe, diese Frage werde seit 20 Jahren immer wieder aufgeworfen, fügt Leuthold an.
Es gebe deshalb auch viele Studien zur möglichen Auswirkung von Handystrahlung, sagt Leuthold. Bis heute sei aber nichts Eindeutiges gefunden worden: «Wenn es denn etwas gibt, dann ist es mindestens so klein, dass wir es nicht fassen können. Und in dem Sinn denke ich, es kann nicht dramatisch sein – mindestens von dem, was wir sehen.»
Aber weil Handystrahlung eben praktisch alle Menschen betrifft, lohne es sich, weiter gut hinzuschauen, sagen Leuthold und Röösli beide.